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Doktor auf Abwegen

Doktor auf Abwegen

Titel: Doktor auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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helfen, ich will mich aus jedem Wirbel hcraushalten und hoffe immer, daß mich niemand bemerkt.»
    «Aber wenn man einen reichen Onkel hat, braucht man doch nicht schüchtern zu sein», sagte er freundlich.
    «Onkel Hamilton ist sehr großzügig, aber...er behandelt die Welt, als müßte er sie durch ein Desinfektionsbad für Schafe treiben.»
    «Lädt er Sie nicht zu einer Australienfahrt ein?»
    «Ich will nicht nach Australien. Letzten Sommer fuhr ich nach Benidorm und bekam dort schreckliches Heimweh. Aber natürlich kann ich das Onkel Hamilton nicht sagen», rief sie erregt. «Da könnt ich genausogut St. Petrus sagen, daß er die zwölf Himmelstüren polstern lassen soll.»
    «Ich glaube, Sie würden Australien — trotz der unmäßigen Übertreibungen seiner Söhne — recht nett finden, wenn Sie Melbourne an einem Sonntag meiden.»
    «Danke vielmals, Sir Lancelot. Sie geben dem Menschen immer wieder Mut.»
    Er ging in den Keller, um Harold Sapworth zu sprechen.
    «Guten Morgen, Chef.» Der Vertrauensmann saß auf einer ungeöffneten Kiste mit der Aufschrift «Verderblich» und spielte Patience.
    «Wo sind die anderen Mitglieder der OHA? Ich glaubte, es sollte hier eine Sonderversammlung wegen des neuen Hospitals stattfinden?»
    «Weiß nicht. Heut ist ein schöner Tag. Offenbar haben die Burschen Besseres zu tun. Abdul sagt, daß ihm seine Religion verbietet, das Haus vor Sonnenuntergang zu verlassen. Wollen Sie ein bißchen pokern?»
    Sir Lancelot knurrte: «Na schön.»
    Sie stellten drei Kisten zurecht. Harold mischte die Karten. «Ein Pfund Einsatz?»
    «Gut.»
    Sir Lancelot gewann. «Welche Einstellung hat die OHA gegenüber dem neuen Hospital?»
    «Schwierig zu sagen, Chef.»
    «Womit Sie meinen, daß ihr unerträgliche und verbohrte Dickschädel seid?»
    «Stimmt», gab Harold fröhlich zu. «Wir wollen kein neues Hospital. Wir wollen das Heilige Grab behalten, wie’s ist. Ich verdopple. Schauen Sie: Wenn das Heilige Grab verschwindet, verschwindet jedes kleine Hospital in London. Das Ministerium möchte ihre Zahl verringern, um das Geld der Steuerzahler zu retten. Wir aber möchten sie behalten, um unsere Jobs zu retten. Ganz einfach.»
    «Ich verstehe Ihren Standpunkt.»
    «Zwei Asse.»
    «Kleines Straight.» Sir Lancelot strich die Banknoten ein. «Ich kann, ehrlich gestanden, nicht glauben, daß ein so scharfsinniger Mann wie Sie, Sapworth, einen so sehr ins Auge springenden Punkt übersieht. Daß Krankenhäuser nämlich, wie jede andere Organisation, rationell geführt werden müssen. Andernfalls verliert ihr alle eure Arbeit, weil sämtliche Patienten sterben.»
    «Natürlich versteh ich’s, Chef. Was haben Sie?»
    «Dreier.»
    «Zwei Könige.»
    «Pech gehabt.»
    «Ich weiß, daß wir nicht sechs erwachsene Männer brauchen, um eine zarte Dame auf einen OP-Rollwagen zu heben. Aber wenn uns das einer sagt, könnten wir beginnen, dann und wann Damen fallen zu lassen, nur um unseren Standpunkt zu veranschaulichen. Nun soll dieses neue Tosker-Hospital vollautomatisiert werden. Arbeit soll durch Computer eingespart werden. Straight.»
    «Flush. Sie verlieren. Tut mir leid.»
    «Aber wir wollen nicht Arbeit sparen, Sir Lancelot. Da draußen gibt’s genug Halsabschneider, denen wir nicht verpflichtet sind. So wird die OHA Ein-Tage-Streiks ausrufen, so lange, bis die Regierung sagt, das Heilige Grab bleibt bestehen, und das andere Hospital mit bestem Dank Mr. Tosker zurückgibt.»
    «Haben Sie denn gar kein Gefühl für allgemeine Menschlichkeit?»
    «Klar. Ich kaufe am Tag der Rettungsboote immer Fähnchen.»
    «Ich danke. Gott dafür, daß ich einem Beruf angehöre, der sich Prinzipien leisten kann. Auf die Gefahr hin, Sie zu kränken, Sapworth, sehe ich nicht ein, warum der Gesundheitsdienst der Diktatur Ihrer Mitglieder ausgeliefert sein soll. Jeder verdammte Narr kann Krankenträger sein.»
    «Jeder verdammte Narr kann das Victoria-Kreuz kriegen. Jetzt sind wir alle ein Team, eine glückliche Familie. Die Zeiten, in denen die Ärzte wie die großen Herren herumstolziert sind, sind aus und vorbei. Full house.»
    «Und ich hab vier Buben. Verdammtes Pech.»
    «Glauben Sir mir, ich laß mich viel lieber von den Ärzten herumkommandieren als von den Kerlen, die in den Gewerkschaften bestimmen. Die müssen immer wieder ihre Wichtigkeit, ihre Männlichkeit hervorkehren. Aufgeblasen sein. Sonst kriegen sie keine bequemen Posten in der Regierung und kommen nicht ins Fernsehen. Wir sind die armen

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