heirate jemand anderen.»
«Aber das kannst du doch nicht», rief er verzweifelt.
«Ich wollte es dir nicht sagen, weil es eine bis nach der Wahl geheimgehaltene Information ist. Aber ich bin offiziell mit dem Jugendorganisator im Tory-Hauptquartier verlobt.»
«Mit Arthur Bickley», stotterte er, «diesem verdammten Lord.»
«Leider ja, Ron. Mir sagt es sehr zu, eine Lady zu werden. Ich fand es immer jammerschade, daß du dich, was deinen Adel betrifft, sozusagen kastriert hast. So, jetzt muß ich aber weg. Auf Wiedersehen bei der Versammlung.»
Sie raste zwischen den Blumenbeeten davon, mußte aber beim Eingangstor heftig bremsen, um nicht in einen alten Rolls hineinzuknallen, der höflich in die Apricot Avenue reversiert war.
«Guten Morgen, Ron.» Sir Lancelot kletterte bei der Eingangstür aus seinem Wagen. «Sie haben sich von der Ärzteschaft beraten lassen, he? Muß schon sagen, Sie sehen ein bißchen wacklig aus.»
Ron stand verloren bei seinem Moped, unfähig zu sprechen.
«Ich nehme an, Sie befassen sich heute abend mit dem Elaine-Tosker-Hospital? Hoffentlich findet sich da kein niedrig gesinnter Gemeinderat, der gegen die Baubewilligung auf dem Golfplatz ist, der sowieso einer der ödesten ist, die ich kenne. Die Reaktion auf dieses neue, in Geschenkpapier eingewickelte Hospital versetzt mich, trotz meiner erbärmlichen Meinung von der menschlichen Natur, höchlichst in Erstaunen. Die Regierung ist aus politischer Berechnung dagegen. Die Fleet Street ist zum Großteil dagegen, nur um der Regierung eins zu versetzen. Die Staatsbeamten sind ausnahmslos dagegen, weil’s ihnen verwaltungsmäßig Ungelegenheiten bereitet. Die Bauarbeiter sind dagegen, weil Tosker die Arbeitslöhne kürzt. Mit den eigenen Worten des Wohltäters: Man kann einen geschenkten Gaul zum Wasser führen, und jedermann sieht ihm in den Arsch.»
«Sir Lancelot —» Ron blickte ihn mit zitternden Lippen an. «Ich ging nicht meinetwegen zum Arzt, sondern wegen eines Freundes, dem es sehr schlecht geht.»
«Tut mir leid.»
«So schlecht, daß er erwägt, dem Unvermeidbaren zuvorzukommen.»
«Hm. In einem solchen Fall kann ich nur mit Winston Churchills Worten sagen:
»
«Sie haben in Ihrer langen und angesehenen Laufbahn doch sicherlich Fälle kennengelernt, Sir Lancelot, in denen...in denen ein Hinweis auf die schmerzlosesten Mittel als Gnade bezeichnet werden könnte?»
«Das habe ich. Und ich tat’s auch», gab der Chirurg zu. «Eine Handvoll Barbiturate, eine Flasche Scotch Whisky und irgendein Ort, wo man zwölf Stunden lang nicht gefunden wird. Andernfalls wird man den ganzen Unbilden der Wiederbelebung unterworfen. Was viel schlimmer ist als der Tod. Ich überlasse es Ihnen, ob Sie diese Informationen weitergeben oder nicht.»
«Ich danke Ihnen, Sir Lancelot.» Ron schüttelte ihm mit seinem freimütigen Blick die Hand. «Sie sind ein großer Menschenfreund.»
Er ging zu seinem Moped und erweckte es mit einem Fußtritt zum Leben. Sir Lancelot begab sich ins Haus.
«Guten Morgen, Schwester», begrüßte er Cindy. «Wo sind die beiden Ärzte?»
«In ihren Ordinationen.»
«Schön. Sagen Sie ihnen, sie sollen eine Minute lang unterbrechen. Ich möchte sie sprechen.»
18
«Aus der Ähnlichkeit dieses Ortes mit der städtischen Mülldeponie schließe ich, daß eure Frauen noch immer in Freiheit sind», begrüßte Sir Lancelot Pip und Freddie, als sie aus ihren Sprechzimmern zu ihm gekommen waren. Er stand vor dem Kamin in der Wohndiele. Der orangerote Teppich und die Möbel waren mit alten Zeitungen, geöffneten Konservendosen, schmutzigen Schüsseln, Tellern und Besteck, Gläsern und leeren Flaschen übersät. Die Grünpflanzen in der Ecke starben einen qualvollen Tod durch Verdursten. «Warum telefoniert ihr nicht und bittet sie, zurückzukommen? Oder warum ladet ihr sie nicht wenigstens zum Wochenende ein?»
«Ich kann nicht vergessen, daß Dawn die Krise so auffaßte, als wäre sie zu ihrer persönlichen Erheiterung geschaffen worden», sagte Pip eigensinnig.
«Du sprichst von meiner Frau», murmelte Freddie. «Was Eva betrifft, hätte sie Covent Garden zu Tränen gerührt, wäre sie musikalisch verarbeitet worden.»
«Jetzt sprichst du von meiner.»
«Hört auf zu streiten und mir lieber zu», befahl Sir Lancelot.
«Wir haben beide zu tun, wissen Sie», fertigte Freddie ihn ab.
Pip nickte.
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