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Doktor auf Abwegen

Doktor auf Abwegen

Titel: Doktor auf Abwegen Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
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ich habe soeben einen Fall von Skorbut diagnostiziert.»
    Sir Lancelot faßte ihn drohend ins Auge. «Was, hier in Spratt’s Bottom? Wo an jedem Tag ein ganzer Supermarkt aufgegessen wird? Warum nehmen Sie sich solche Mühe, Chipps, mir ständig vor Augen zu halten, daß Ihr Verstand so dünn ist wie ein Eunuchenbart? Sie werden eines Tages noch Frostbeulen in Timbuktu diagnostizieren.»
    «Nun, und ich habe einen Patienten mit einer Dosis Sophokles behandelt», teilte Freddie mit.
    «Was ich euch zu sagen habe, betrifft viel mehr Patienten als eure eigenen», fuhr Sir Lancelot ungnädig fort. «Unsere Kampagne muß ins Gegenteil verkehrt werden.»
    «Was sollen wir mit den Autoklebern tun, die unsere ganze Garage verstopfen?» fragte Pip.
    «Verbrennen. Eine neu formulierte Lieferung wird heute nachmittag eintreffen. Unser Slogan lautet jetzt: »
    «Ich persönlich finde die Heilige-Grab-Saga so spannend wie eine Son et Lumière- Vorführung bei Eisnebel», sagte Freddie. «Und ich fürchte, dieser Kreuzzug leitet nur einen sehr öden Hungerkrieg ein, in dem Sie nichts als Ihren eigenen Willen durchsetzen wollen.»
    «Wie können Sie es wagen, in dieser Art zu dem Mann zu sprechen, der Ihnen Chirurgie beigebracht hat?» fragte Sir Lancelot.
    «Die ich, Gott sei Lob, zum größten Teil vergessen habe. Jetzt, da es für mich sinnlos geworden ist, Ihnen wegen eines führenden Jobs im St.-Swithin in den Arsch zu kriechen, können Sie ruhig auch einmal von uns die harte Wahrheit erfahren. Ist es Ihnen nie aufgefallen, Sir Lancelot, daß Sie im OP ausgedient haben wie Listers Karbolzerstäuber? Daß die meisten Operationen, die Sie durchführen, mit dem Rock and Roll, wenn nicht gar mit dem Slow-Fox ausgestorben sind? Daß unter anderem Ihre Technik so eingerostet ist, wie wenn ein Hufschmied eine Punktion vornehmen würde?»
    «Hören Sie zu, Sie kleiner fäkalischer —»
    «Darf ich etwas sagen?» fragte Pip.
    «Sie dürfen. Da Sie aber die geistige Kapazität einer gehirnlosen Katze haben, werde ich es nicht beachten.»
    «Ich werde es langsam müde, Sir Lancelot, mir Ihre Anspielungen auf meine mangelhafte Intelligenz anzuhören. Sie sind nur darauf zurückzuführen, daß ich mich im St.-Swithin von Ihrer anmaßenden Haltung einschüchtern ließ, die Sie jedem Menschen gegenüber einnehmen, der zu unwissend, sprachlich unbegabt, unreif oder sogar zu unüberlegt ist, Ihnen einmal zu sagen, was für ein blöder Leuteschinder Sie sind. In Wirklichkeit aber ist es nur Affektiertheit. Ich glaube, Sie sind im Grunde ein höchst intelligenter, teilnahmsvoller und sensitiver Mensch.»
    «Sie gönnerhafter kleiner —» Sir Lancelot hielt inne. Zur Überraschung der beiden fuhr er in zerknirschtem Tone fort: «Vielleicht habt ihr recht. Ich kenne euch, seit ihr zum erstenmal ins St.-Swithin kamt, um euch vorzustellen, in euren besten Anzügen, kurzgeschnittenem Haar, mit mittelmäßigen Zeugnissen und gequält serviler Miene. Ich glaube, ihr seid einfach unter emotioneller Überbelastung umgefallen. Diese Weiber...» Er seufzte. «Sie können beträchtliche und dabei ganz unnötige Störungen im bestgeordneten und weisesten Leben hervorrufen.» Er schielte zum Telefon hinüber. Er hatte Amelia nicht angerufen, und jetzt würde sie bereits den Atlantik überflogen haben. «Wenn ihr übrigens dieses Geschirr in die Badewanne steckt und eine halbe Stunde lang Warmwasser drüberlaufen laßt, wird es sauber. Ich werde allein für das Hospital kämpfen. Guten Morgen.»
    Er fuhr zum Heiligen Grab, in dessen Vorhof er ein Fernsehteam antraf, das Schwester Tosker interviewte.
    «Genießen Sie Ihren Ruhm», sagte er wehmütig, als er in der Eingangstür an ihr vorbeiging; das Interview war soeben beendet worden. «Heutzutage ist Ruhm ohnedies nur ein schreiend bunter Luftballon, gefüllt mit inaktivem Gas.»
    «Oh, aber, Sir Lancelot —» Sie heftete ihre großen grünen Augen auf ihn. Er bemerkte, wie hübsch sie war. «Ich furchte mich.»
    «Aber, meine Liebe! Sie würden sich doch auch nicht furchten, wenn Sie zur Miss World ernannte würden? Und um wieviel befriedigender ist es doch, daß statt eines neuen Büstenhalters ein neues Hospital nach Ihnen benannt wird.»
    «Ich könnte mir so etwas gar nicht vorstellen», gestand sie. «Ich bin eine eher Schüchterne, wirklich, Sir Lancelot. Sämtliche Schwestern sagen das. Ich will doch nur mit meiner Arbeit vorankommen und den Leuten

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