Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doktor auf Draht

Doktor auf Draht

Titel: Doktor auf Draht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Richard Gordon
Vom Netzwerk:
fortgesetzt werden.«
    »Finde ich auch«, sagte Lucy lächelnd. »Bye bye, Gaston. Kommen Sie bald auf einen Drink vorbei, ja? Ich würde rasend gerne den nächsten Akt dieser Scheidung hören.«
    »Danke, Lucy.« Ich lächelte zurück. »Ich muß ja unseren guten alten George im ärztlichen Auge behalten, nicht wahr?«
    »Zufälligerweise, liebes Jungchen«, ließ sich Basil im Korridor vernehmen, »kenne ich ein Mädchen, das sich auf solcherlei Rollen spezialisiert hat.«
    »Sehr anständig von dir, daß du die Sache in Schwung bringen willst, das muß ich sagen.«
    »Freue mich stets, dir oder deinen Freunden zu Diensten zu sein, selbstverständlich.« Basil machte eine Pause. »Sonderbar, daß du Lucy Squiffington kennst.«
    »Lucy ist seit Kindesbeinen eine alte Freundin von mir.«
    »Ja, und du mußt nach allem, was man so hört, ein recht garstiger kleiner Racker gewesen sein.« Basil lachte. »Weiß nicht, wie ich durchs Leben gehen würde, wenn ich wüßte, daß ich seinerzeit einer jungen Dame eine Qualle auf den Bauch hab fallen lassen.«
    »Wir alle haben unsere kleinen Geheimnisse, stimmt’s, Basil?« erinnerte ich ihn.
    »Gewiß, liebes Jungchen.« Basil setzte plötzlich eine feierliche Miene auf, wie damals, als der Gasmann um eine Woche verfrüht vorsprach. »Ich möchte nicht unerwähnt lassen, daß ich während dieser scheußlichen Kostümprobe jede Gelegenheit ausnützte, um Lucy nahezulegen, was für ein goldechter Junge du bist. Hob deine Vorzüge direkt in den Himmel. Ich war mir natürlich bewußt, daß du Lucy niemals damit behelligen würdest, ihr irgendeine meiner jugendlichen unreifen Possen zu erzählen. Selbst die
    Größten unter uns neigten dazu, in ihrer Jugend ein bißchen unverantwortlich zu handeln.«
    »Schon gut, Basil. Ich werde niemals die dunklen Punkte in deinen grünen Jahren enthüllen.«
    »Nicht, daß sich Lucy nicht schrecklich darüber amüsieren würde«, setzte Basil, sichtlich erleichtert, fort. »Wir sind ja, ach, so innig befreundet. Das macht die Bühne, weißt du. Die schlingt so feste Bande. Nun muß ich aber zur Probe gehen«, brach er seine Rede vor der Türe des Studios ab. »Da hast du die Telefonnummer der Kleinen. Und ich rechne fest damit, daß du mir deinerseits den Gefallen erweisen wirst, mit Lucy nicht allzu intime Bande anzuknüpfen. Hm? Wird bestimmt zu unser aller Bestem sein, liebes Jungchen. Schließlich bist du nicht ganz — äh — ihre Klasse, nicht wahr? Diesen Dingen muß man einfach ins Auge blicken können.«
    »Ich habe keinen wie immer gearteten Grund, Lucy wiederzusehen.«
    »Gut«, sagte Basil. »Und erinnere mich, liebes Jungchen, daß ich dir ein paar Freikarten zukommen lasse, wenn die >Heilige Johanna< steigt.«
    Basil ging zur Probe von »Inspektor Inchcape von Puddledock«, einer Sendung, die die gesamte Nation an Dienstagen von halb sieben bis sieben zum Stillstand bringt. Ich hingegen eilte in mein eigenes Studio zurück, wobei ich mich fragte, ob mir ein Wiedersehen mit Lucy wirklich völlig piepe sei. Wo doch zwischen unseren Steuerklassen ein ebenso weiter Abgrund gähnte wie zwischen der Bank von England und unserem Sparverein. Lucy war nichts anderes als eine weitere Bekannte in meinem Gesellschaftsleben, entschied ich, wie etwa Connie oder Mr. Hildenborough. Schließlich, schärfte ich mir ein, war ich doch glücklich zu preisen: noch immer war ich mit einem der nettesten Mädchen der Welt fest verlobt.

15

    »Der Zug nach Whortleton mit der Abfahrt zwei Uhr fünfunddreißig«, verkündete der Lautsprecher, »steht auf Bahnsteig Fünfzehn. Bitte sich ordentlich anzustellen und nicht durch die Bahnsperre zu drängen.«
    »Das gilt uns«, sagte ich zu Miles.
    »Wie? Was?«
    »Unser Zug. Wir schließen uns an das Ende der Schlange hinter dem kleinen Jungen mit dem Sandeimer an, der eben den Polizisten ankotzt.«
    »Schauerlich«, stammelte Miles.
    »Um Himmels willen, Mensch, Kopf hoch! Du sollst den Eindruck eines verflixten Casanovas erwecken, und nicht den von Marleys Geist.«
    »Hab mir nur nicht vorgestellt, daß die Sache so sehr öffentlich vor sich geht«, sagte Miles kläglich. »In den Zeitungen sieht das Ganze viel einfacher aus.«
    Mein Cousin stand neben mir unter der Uhr, mit Ferien-Tweedanzug und dunkler Brille, die Aktentasche an die Brust gepreßt. Ringsum wogte die normale Regsamkeit der Victoria Station an einem heißen Julisamstag.
    Nirgendwo auf der ganzen Welt ist es im Sommer schöner als in

Weitere Kostenlose Bücher