Doktor Proktor im Goldrausch

Titel: Doktor Proktor im Goldrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø

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um zu hören, ob das Herzätten auch richtig schlägt. Die Wachleute stellen damit sicher, dass sich niemand von unten aus der Kanalisation in den Tresorraum gräbt.«
    »Genau«, sagte Lise und richtete das Fernglas nach oben. »Sogar den Himmel suchen sie mit Scheinwerfern ab, falls sich von da jemand nähert.«
    »Also«, sagte Doktor Proktor trocken und zeigte wieder auf die Zeichnung, um Bulle klarzumachen, wie unmöglich das alles war. »Selbst wenn es uns gelingen sollte, durch die drei verriegelten Stahltürätten zu kommen, haben wir immer noch den mit Laserstrahlen gesicherten Raumätten vor uns. Und die verlaufen kreuz und quer und dicht beieinander wie die Leinen eines Krabbenfangschiffes. Unterbricht man nur einen dieser Strahlen, löst man den Alarmätten aus.«

    Bulle gab trotzdem noch nicht klein bei. »Sie haben doch gesagt, es gäbe einen Schalter, mit dem man die Strahlen ausschalten kann.«
    »Ja, aber versteh doch endlich, Bulle!«, sagte Doktor Proktor erschöpft und fuhr sich mit der Hand über das Gesicht. »Der Schalter befindet sich HIER, an der Wand HINTER den Laserstrahlen.« Er zeigte Bulle die Stelle. »Da kommst du nicht hin, ohne vorher den Alarmätten auszulösen. Die haben an alles gedacht!«
    »Hm«, sagte Bulle und kratzte sich mit der rechten Hand an der linken Backe. »Aber wenn wir trotzdem durchkommen?«
    Doktor Proktor verdrehte die Augen. »Dann befindest du dich in dem Raum vor dem eigentlichen Gewölbe. Dort gibt es Bewegungssensoren, die deine Anwesenheit bemerken. Danach hast du exakt dreißig Sekunden Zeit, um die Tür zu öffnen, bevor der Alarmätten losgeht.«
    »Warum haben die das so gemacht?«
    »Wenn eine Person im Raum ist, die es in dreißig Sekunden nicht schafft, die Tür des Tresorraums zu öffnen, handelt es sich vermutlich um jemanden, der dort nichts verloren hat, also einen Dieb.«
    »Klug. Und die Tür und das Schloss?«
    »Die Tür ist aus dem dicksten Stahl, den es gibt – Uddevalla-Stahl. Und der Code besteht aus dreizehn Zahlätten und vier Buchstaben, die sich automatisch jede Stunde ändern.«
    »Verstehe«, sagte Bulle. »Aber das hört sich doch gar nicht so schwierig an, oder?«
    Doktor Proktor schloss bloß die Augen, legte den Kopf in den Nacken und stöhnte laut.
    »Kommen Sie schon, alles ist doch irgendwie lösbar!«, sagte Bulle. »Auf jeden Fall, wenn man ein Genie ist, was Sie ja sind. Denken Sie nach und erfinden Sie den perfekten Bankraub, jetzt!«
    »Wenn ich vier Monate hätte, vielleicht. Aber uns bleiben zwei Tage, wenn wir mit dem Gold noch rechtzeitig vor der Inspektionätten am Montag wieder in der Norwegischen Nationalbank sein wollen! Selbst wenn es uns gelingen sollte und wir es wirklich bis in diesen Tresorraum schaffen…«
    »Ja!«, sagte Bulle. »Was dann?«
    Doktor Proktor blinzelte mit den Augen. Einen Augenblick lang sah es so aus, als würde er in Tränen ausbrechen. Doch stattdessen begann er zu lachen wie ein Mann, der endgültig den Verstand verloren hat.
    »Erinnerst du dich, was Charlie zu dir gesagt hat? Der Alarmätten wird ausgelöst, sobald das Gold oder die Diamanten bewegt werden. Wie du auf den Plänen erkennen kannst, gibt es nur einen Weg nach draußen und der führt direkt in die Arme von Rublovs Wachen. Was das bedeutet, kannst du dir sicher denken, oder?«
    »Die Brüder Crunch«, sagte Lise. »Knochenpoker. Geriebener Parmesan.«
    Bulle sah nicht so aus, als hätte er zugehört. Er zeigte auf den Plan.
    »Und was ist mit diesem Weg hier?«
    Doktor Proktor beugte sich wieder über den Plan. »Tut mir leid, das ist nur die Treppe, die in den Turm führt, Bulle. Dreihundertvierunddreißig Stufen bis zur Uhr. Vermutlich für den Uhrmacher, damit er Big Benätten bei Bedarf stellen kann.«
    »Hm«, sagte Bulle und kratzte sich die rechte Wange mit der linken Hand. »Ich glaube, ich habe da eine Idee.«
    »Ach ja?«, sagte Doktor Proktor.
    »Oh nein«, sagte Lise.
    »Oh doch«, sagte Bulle, sprang vom Stuhl auf und rannte zum Hotelfenster. »Wir flüchten nicht durch den Haupteingang, versteht ihr. Wir gehen bis ganz nach oben, bis dahin!«
    Bulle zeigte auf die Uhr, über die immer wieder das Licht der Scheinwerfer huschte.
    »Und wie kommen wir von da wieder runter?«, fragte Lise.
    »Nicht wir«, sagte Bulle. »Ich muss das ganz allein machen. In dem Transportmittel, das wir nutzen, ist nämlich nur Platz für einen Winzling wie mich – und natürlich für den, der das Ding fliegt.«
    »Was für ein