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Doktor Proktor im Goldrausch

Doktor Proktor im Goldrausch

Titel: Doktor Proktor im Goldrausch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesbø
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Öffnung nach draußen und ließ sich fallen. Der Versuch, weich zu landen, ging voll in die Hose, weil er vergessen hatte, dass einer seiner Füße eingeschlafen war. Trotz seiner geringen Körpergröße schlug er mit einem ziemlich lauten Knall auf dem Betonboden auf.

    Er blieb eine Weile dort liegen, starrte auf das offene Schließfach über sich und dachte, dass es manchmal – MANCHMAL – gar nicht so dumm war, der kleinste Junge zu sein, den die Welt je gesehen hatte.
    Er rappelte sich auf, aber sein Fußgelenk war noch immer weich wie Spaghetti, sodass er sich noch einmal hinsetzen musste. Es war jetzt bereits 14:43 Uhr. Gerade noch 17 Minuten bis zur vereinbarten Zeit. Er zog eine kleine Flasche aus der Tasche, DOKTOR PROKTORS FROSTSAFT, öffnete sie und kippte sich den Inhalt in den Mund. Mit verzogenem Gesicht ermahnte er sich selbst, Doktor Proktor zu bitten, beim nächsten Mal etwas mehr Zucker zu verwenden.

    Als er danach wieder aufstand, war sein Fuß inzwischen aufgewacht. Er ging wie vereinbart nach rechts über den Flur, dann folgten, wie auf dem Plan eingezeichnet, zwei Biegungen nach links und eine nach rechts. Das Brummen, das er hörte, wurde immer lauter. Er war also in der richtigen Richtung unterwegs. Und da – am Ende des Flurs – sah er einen Lichtschalter an der Wand, der aber alles andere als ein normaler Schalter war. Bulle blieb stehen. Obwohl er vor sich nur einen leeren Flur sah, wusste er, dass dort eine unsichtbare Gefahr lauerte. Bulle nahm die Zigarre, die er von Alfie Crunch bekommen hatte, zündete sie mit dem Feuerzeug an, das ihm Doktor Proktor gegeben hatte, und rüstete sich zum Kampf. Dann zog er an der Zigarre und blies den Rauch schnell vor sich aus.
    Und da sah er sie. Die Laserstrahlen.
    Er paffte so lange an der Zigarre, bis der Raum vor ihm komplett mit Rauch gefüllt war, sodass er das gesamte Muster der Strahlen sehen konnte. Sie kamen aus beiden Wänden, dem Boden und der Decke und bildeten eine so dichte und undurchdringliche Dornenhecke, dass es selbst für den kleinsten Jungen der Welt unmöglich war, diese zu durchqueren, ohne einen der Strahlen zu berühren. Durch das Netz aus Laserstrahlen konnte er gerade noch den Schalter an der anderen Seite des Raumes erkennen.
    Trotzdem gab es eine winzig kleine Öffnung, einen freien Bereich ohne Strahlen.
    Bulle warf einen Blick auf seine Uhr. Noch vierzehn Minuten. Er steckte die Hand in die andere Hosentasche und zog den blauen Zielhandschuh und die drei Dartpfeile heraus. Dann zog er den Handschuh an, zielte durch die Öffnung – und warf.
    DONK!
    Der Pfeil hatte es durch die Dornenhecke geschafft, den Schalter aber um einen Zentimeter verfehlt.
    Bulle griff nach Pfeil Nummer zwei.
    Es war nicht sonderlich warm im Keller der Bank, trotzdem spürte er, wie ihm Schweißperlen den Rücken herabliefen. Der Pfeil in seiner Hand zitterte.
    »Du schaffst das, Bulle!«, flüsterte er sich selbst zu und warf.
    DONK!
    Der Pfeil blieb zitternd in der Wand stecken. Einen Millimeter vom Schalter entfernt. Noch dazu hatte er das gelbe Ende des ersten Pfeils berührt, das sich nun langsam nach unten neigte.
    Gleich würde der Pfeil aus der Wand rutschen und den Laserstrahl direkt unter dem Schalter berühren!
    Bulle nahm den dritten und letzten Pfeil, den schwarzen, und warf einfach, ohne großartig zu zielen. Im gleichen Moment löste sich der gelbe Pfeil. Bulles Augen folgten ihm, als er wie in Zeitlupe langsam auf den Laserstrahl zufiel.
    Und ihn traf.
    Auf jeden Fall den Ort, an dem der Laserstrahl gerade noch gewesen war.
    Dann plumpste er auf den Boden.
    Bulle starrte regungslos vor sich hin.
    Die Laserstrahlen waren weg.
    Und mitten im Schalter steckte zitternd der schwarze Pfeil.
    Bulle fuhr sich mit der Hand über die verschwitzte Stirn. Dann sah er wieder auf die Uhr. Noch dreizehn Minuten. Er rannte los.
    An dieser Stelle ist es so spannend, dass es idiotisch wirken muss, das Kapitel hier enden zu lassen. Trotzdem ist es genau das, was ich jetzt tue.

Kapitel 15
    Die Große Flucht
    S chon wieder da?
    Na dann.
    Bulle lief durch die ausgeschalteten Laserstrahlen zu dem Raum, der sich vor dem sichersten Tresorgewölbe der Welt mit der Tür aus Uddevalla-Stahl und einem Codeschloss mit dreizehn Zahlen und vier Buchstaben befand.
    Als er den Raum betrat, sah er eine Digitaluhr an der Wand, die bereits mit dem Countdown begonnen hatte. Die Bewegungsmelder hatten ihn also bereits entdeckt. Wenn er es nicht schaffte, die

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