Doktor Proktor im Goldrausch
Ding?«, fragte Doktor Proktor. »Und von wem redest du?«
»Von einem Freund, der dringend mal wieder raus muss«, sagte Bulle und rieb sich die Hände. »Ich rufe ihn sofort an.«
»Wo raus?«
»Aus seinem Kuhkaff«, sagte Bulle. »Hat jemand die Vorwahl von Süd-Trøndelag?«
»D-d-d-u… m-m-m-einst…?«, stotterte Lise.
»D-d-doch… n-n-nicht …?«, stöhnte Viktor Proktor.
Und dann sagten beide wie im Chor: »DU BIST VERRÜCKT, BULLE!«
Kapitel 14
Der Große Goldraub
A ls die Tür geöffnet wurde , zeigte die Uhr über Herrn Stumbleweeds Schalter in der Bank Der Schrecklich Reichen Punkt – und diesmal meine ich Punkt – 2.16.23.14 p. m., also etwa Viertel nach zwei am Nachmittag.
Herein kam ein Mann mit Hut und elegantem Frack. Er hatte eine Aktentasche in der Hand, die mit einer Kette und einer Handschelle an sein Handgelenk gekettet war. Neben ihm ging ein blutjunges, geschmackvoll gekleidetes Mädchen. Sie trug einen Sommerhut, der wie eine Obstschale aussah, nur dass die Früchte vermutlich unecht waren. Das Gleiche galt hoffentlich für den Nerz, den sie um den Hals trug.
Sie gingen direkt zum Schalter von Herrn Stumbleweed, um ein Schließfach zu mieten. Nachdem Herr Stumbleweed ihnen erklärt hatte, welch haarsträubende Summe die Bank als jährliche Miete verlangte, ohne dass die Kunden ohnmächtig geworden waren oder protestiert hatten, begleitete er sie zusammen mit zwei bewaffneten Wachen hinunter in den Keller. Dort schloss Herr Stumbleweed nicht nur eine, sondern drei dicke Stahltüren auf, bis sie in dem Raum mit den Schließfächern standen. Die Fächer reichten auf beiden Seiten des Raumes vom Boden bis unter die Decke, von denen jedes etwa so groß wie ein Schuhkarton war.
»Hier kommt kein Unbefugter rein«, sagte Herr Stumbleweed zufrieden. »Außerdem garantieren wir natürlich vollste Diskretion. Weder wir selbst noch irgendjemand sonst wird je erfahren, welche Wertsachen Sie in Ihrem Schließfach aufbewahren.«
»Gut zu wissen, dass Ihre Bankätten sicher ist«, sagte der neue Kunde mit ausgeprägt schottischem Akzent. »Aber sagen Sie mir, sind wir hier nicht schon fast im Allerheiligsten der Bank?«
»Ich denke, Sie meinen den Tresorraum, Herr McKaroni«, sagte Herr Stumbleweed lächelnd. »Nun, bis dahin müssen noch einige Hindernisse überwunden werden: Laserstrahlen, Bewegungssensoren und eine Tür aus echtem Uddevalla-Stahl. Vorausgesetzt, Sie und Ihre Nichte hätten vor, dort einzubrechen.« Herr Stumbleweed lachte schnaubend, was von einem Lächeln und einem höflichen Knicks der beiden Kunden beantwortet wurde.
»Ihr Schließfach wird die Nummer 67 sein«, sagte er und reichte McKaroni zwei Schlüssel. »Das sind der Hauptschlüssel und ein Reserveschlüssel. Wenn Sie jetzt etwas in Ihrem Schließfach verstauen möchten, warte ich mit den Wachen draußen, bis Sie so weit sind.«
»Danke«, sagte Herr McKaroni.
Stumbleweed wartete draußen vor der dicken Panzertür, während er hörte, wie die Aktentasche geöffnet und wieder geschlossen und dann etwas in das Schließfach geschoben wurde. Manchmal war er schon neugierig und hatte Lust, nachzuschauen, was die Kunden in ihren Schließfächern verstauten. Diamanten? Gold? Testamente? Heimliche Liebesbriefe? Aber natürlich tat er so etwas nie, sosehr es ihn auch reizte. Und natürlich stellte er auch keine Fragen, als McKaroni kurz darauf mit einer deutlich leichter wirkenden Aktentasche wieder nach draußen kam. Sich Gedanken zu machen, war aber nicht verboten. Im Stillen tippte Herr Stumbleweed auf Schmuck. Vielleicht der Erbschmuck der Familie. Smaragde, Rubine, Opale und andere teure Edelsteine.
Als sie die Bank verließen, zeigte die Uhr über Herrn Stumbleweeds Schalter 2.34.41.09 p. m., also kurz nach halb drei am Nachmittag.
Bulle wachte auf und streckte sich. Na ja, es war gar nicht so leicht, sich zu strecken. Er drehte sich herum und sah die Zahlen auf seiner Armbanduhr in der Dunkelheit leuchten: 14:40 Uhr, also zwanzig vor drei.
Zeit, loszulegen. Aber allein das Aufstehen war bereits alles andere als einfach. Er lag eingepfercht in etwas, das unwesentlich größer als ein Schuhkarton war. Noch dazu war einer seiner Füße komplett eingeschlafen. Er tastete mit der Hand seine Umgebung ab, bis er den Reserveschlüssel des Bankschließfaches fand. Dann steckte er ihn von innen in das Schlüsselloch, drehte ihn herum und drückte das Fach vorsichtig auf. Schließlich schob er sich durch die
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