Doktor Proktor im Goldrausch
bekommen alle beide für den Preis.«
»Alle beide?«
»Jepp.« Er zeigte auf das Mädchen mit den Zöpfen. »Schörlo und Kolms.«
»Ein Mädchen? Und du sollst Fußball spielen können?«
»Kein bisschen«, sagte das Mädchen. »Ich finde Fußball ätzend.«
»Schhh!«, sagte der Makkaronifritze und rückte seine Schwimmbrille zurecht. »Wenn ich Schörlo verkaufe, muss Kolms bei dem Pokalendspiel am Samstag auf der Reservebank sitzen. Schörlo kriegt sonst Hitzewallungen, Fallsucht und Hautausschlag, wenn sie nicht in der Nähe ist.«
»Nur, wenn Sie nicht auch noch auf die Reservebank wollen.«
»Haben Sie einen Materialverwalter?«, fragte Rune Mc-Karoni.
Krillo lachte. »So was kann Rotten Ham sich nicht leisten.«
»Fein, dann bin ich eben ab jetzt der Materialverwalter«, sagte der Mann, der sich Rune McKaroni nannte. Umgehend zog er ein verknittertes Blatt aus der Innentasche seines Fracks. »Hier ist der Vertrag.«
Krillo setzte seine Brille auf, die an einer Schnur um seinen Hals hing, und las.
»Was sagen Sie?«, fragte die Pinguinjacke.
»Ich weiß nicht so recht…«
»Was?«, rief der rothaarige Winzling. »Sie kriegen nicht nur drei Personen zum Preis von einer, sondern obendrauf noch einen Satz Zeltstangen und einen Sack Grillkohle! Und weil heute so ein schöner Tag ist, lege ich spontan noch eine Packung – nein, ZWEI Packungen Kakao dazu! Na?«
Krillo starrte den Jungen an. »Da sag ich …«, sagte Krillo, »…olrait!«
»Yippie!«, rief das normal aussehende Mädchen.
»Yippie!«, rief der unnormal aussehende Fußballagent und neu ernannte Materialverwalter.
»Yippie!«, rief der rothaarige Würstchenmetzger mit dem Kindergesicht.
»Noch gibt’s keinen Grund zum Feiern«, sagte Krillo. »Werft euch in eure Trainingsklamotten, wir haben nicht mehr viel Zeit. Samstag ist schon Samstag.«
Kapitel 20
Das Große Finale
E s war ein schöner Samstag im Mai und es war Punkt achtundzwanzig nach sechs am Morgen. Laut anerkanntem, staatlich autorisiertem Kalender war das der Zeitpunkt, an dem die Sonne aufgehen und auf das Greenwich Observatorium sowie London scheinen sollte. Aber die Sonne war schon eine Weile früher aufgegangen, weil sie wie alle Einwohner Londons wusste, dass dies der Tag des großen Pokalendspiels war. Da war es clever, früh aufzubrechen, um sich einen guten Platz zu sichern.
Während die Leute in das gigantische Wobbley-Stadion strömten, hatte die Sonne sich so platziert, dass sie beide Tore sehen konnte. Sie hatte auch nicht vor, sich von der Stelle zu rühren, bis das Spiel entschieden war. Beide Seiten und fast beide Kurven waren mit Fans in blauen Trikots und blauen Mützen, blauen Schals und blauen Bannern gefüllt. Es wurden Würstchen gegessen, Bier getrunken und Lieder gegrölt, wie super Chelchester City war. Nur ein einziger kleiner Fleck ganz unten in der einen Kurve war nicht ganz blau. Dort saßen ein paar weiß gekleidete Leute, die grölten, dass Rotten Ham auch gar nicht so schlecht war – zumindest an einem guten Tag. Der Vorsänger hieß Tony und stand mit nacktem Oberkörper da. Er war Tätowierer in der Rotten Ham Road und hatte sich das Klub-Logo der Mannschaft – einen gammeligen Schinken – auf die Brust tätowiert. Mit dem Namen der Mannschaft. Rotten Ham Forever. Dummerweise war der Text spiegelverkehrt, weil Tony sich selbst, während er in einen Spiegel schaute, tätowiert hatte.
Tony und die anderen Rotten-Ham-Fans sangen:
Toes, my Toes, you’re not exactly England’s rose
But the match hasn’t started yet, and who knows
We may not lose this time, let’s see how it goes
So don’t give up, cheer up, my mighty Toes!
Übersetzt heißt das ungefähr:
Zehen, meine Zehen, ihr seid nicht unbedingt die Rose
von England,
aber das Spiel hat noch nicht begonnen, und wer weiß,
vielleicht verlier’n wir diesmal ja nicht, warten wir’s ab,
wie’s läuft.
Also, gebt nicht auf, Kopf hoch, meine mächtigen Zehen!
Krillo saß in der Umkleidekabine unter der Tribüne vor seinen Spielern und hörte sich das Lied an. Sie alle hörten auch, wie sich die Blaugekleideten über den Text schlapp lachten. Die Spieler hatten den Kopf in die Hände gestützt und starrten auf den Boden. Einige zitterten am ganzen Körper, weil sie noch nie vor so vielen Zuschauern gespielt hatten. Außerdem sollte das Spiel live im Fernsehen übertragen und in der ganzen Welt ausgestrahlt werden. Auweia!
»Olrait«, sagte Krillo, schob den Südwester in die
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