Doktor Proktor im Goldrausch
zeigte auf Charlies Karten. »Als Erstes gilt das nicht als Straße, wenn die Karten von sechs bis zehn NACH OBEN verlaufen. Infolge Paragraf 19 des internationalen Regelhefts muss eine Straße, die gelten soll, von oben nach unten verlaufen, also zum Beispiel von der Sechs bis zur Zwei.«
»So ein Mist!«, sagte Charlie und kratzte sich am Kopf.
»Außerdem«, sagte Bulle und legte seine Kreuz-Drei auf Bettys Pärchen: »Die Kreuz-Drei!«
»Hä?«, sagte Betty. »Ja und?«
»Wisst ihr nicht, was diese Karte bedeutet? Mit der Kreuz-Drei kann man alle anderen Blätter halbieren. Ich teile also deinen Drilling. Das ergibt eineinhalb und damit schlägt mein Pärchen deine eineinhalb Karten. Das ist einfache Mathematik!«
»Du bist klug, Kleiner«, sagte Alfie. »Aber das hilft dir nicht, denn ich habe drei Buben!«
Bulle reckte triumphierend die Herzdame in die Höhe und wedelte damit herum.
»Was willst du jetzt mit der?«, knurrte Alfie.
»Ich trumpfe mit der Herzdame. Schließlich ist das die Mutter der drei Buben. Und die sagt jetzt, dass die drei Buben ins Bett gehen sollen.«
»Was für ’n Blödsinn!«, sagte Alfie und stand auf.
»Ach ja?«, sagte Bulle. »Wollt ihr, dass ich …«, er senkte seine Stimme, »…Mama Crunch…«, er hob seine Stimme wieder an, »… erzähle, dass ihre Jungs die Herzdame nicht respektieren? Und sie beim Knochenpoker mogeln?«
Genau sechseinhalb Sekunden lang war es mucksmäuschenstill.
Dann senkte Alfie seinen kahl geschorenen Schädel.
»Verdammt!«, sagte er und streckte Bulle seine geballte Faust hin.
»Mist!«, sagte Betty und hielt seine Faust daneben.
»Was für eine Kacke!«, schimpfte Charlie und streckte auch seine Hand hin.
Bulle schlug mit dem Kartenstapel prüfend auf die Tischkante. »Ich würde vorschlagen, dass ihr die Schlafbrillen aufsetzt. Das wird jetzt ziemlich hässlich«, sagte er.
»Danke«, sagte Charlie und setzte eine British-Airways-Brille auf.
»Danke«, sagte Betty und setzte eine British-Airways-Brille auf.
»Danke«, sagte Alfie und setzte eine British-Airways-Brille auf.
»Bereit«, fragte Bulle. »Ich überlege noch kurz, bei wem ich anfange, und dann geht’s los.«
Die Brüder saßen gespannt da und warteten darauf, wer von ihnen zuerst zu Parmesankäse gemacht werden sollte. Charlie war der Erste, der die Geduld verlor.
»Hat er schon bei einem von euch angefangen?«
»Blödmann«, sagte Alfie. »Das hättest du doch gehört.«
»Wie lang dauert es eigentlich, sich so was zu überlegen?«, fragte Betty.
»Anscheinend ziemlich lange«, sagte Alfie.
»Was macht ihr da eigentlich, Jungs?«, hörten sie eine tiefe, wohlbekannte Stimme fragen. »Und wo ist der Zwerg? Habt ihr den schon zu Parmesan verarbeitet?«
Sie rissen sich die Schlafbrillen herunter.
Und sahen Mama Crunch mit Einkaufstüten in der Wohnzimmertür stehen.
Von Bulle keine Spur. Auch der Holzhackerschuh, der Handschuh und die Dartpfeile waren weg.
»Er ist weg!«, rief Alfie.
»Er ist abgehauen«, schrie Betty.
»Verschwunden«, flüsterte Charlie.
Das Knochenpokerspiel. Entschuldigung: Das GROSSE Knochenpokerspiel
Kapitel 18
Dieses Kapitel hat keinen Titel.
Hoffentlich überlebst du das
D u kannst jetzt loslassen« , sagte Bulle.
Er war gerade durch die Hoteltür gekommen und von einem jubelnden Doktor Proktor und einer vor Freude weinenden Lise umarmt worden.
»Wir hatten so eine Angst um dich«, schniefte Lise und drückte ihren kleinen Freund nur noch fester an sich. »Wir dachten, du wärst tot!«
»Das bin ich auch bald, wenn du mich nicht loslässt«, sagte Bulle halb erstickt.
»Jetzt erzähl schon!«, sagte Doktor Proktor.
Und Bulle erzählte, was geschehen war. Es kann natürlich sein, dass er hier und da etwas übertrieb, aber hätte er das nicht getan, wäre er ja nicht Bulle.
»Du hast sie beim Knochenpoker übers Ohr gehauen?«, lachte Doktor Proktor.
»Jepp«, sagte Bulle. »Aber jetzt müssen wir uns beeilen, bevor Rublov den Goldbarren in diesen Cup-Pokal umschmelzen lässt!«
»Zu spät!«, sagte Lise. Doktor Proktor und Bulle sahen sie verwirrt an. Das Mädchen deutete auf den Fernseher.
Da stand Rublov. Hinter ihm posierte eine große Blondine in einem kurzen Kleid. Ihre Hand lag leicht auf seiner Schulter und an ihrem Ringfinger thronte ein Diamant in der Größe einer mittelgroßen Kugel Eis. Hinter ihr wiederum stand Ibranaldovez und sah gähnend auf seine Uhr. Ein Sportreporter hielt Rublov ein Mikrofon unter
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