Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
Vom Netzwerk:
davon, dass Sie sich nicht trauen, Bulle bei seinem Kampf gegen die Mondchamäleons zur Seite zu stehen?«
    Gregor schnaubte derart kräftig, dass warmer Dampf aus seiner Nase kam: »Es ist mir doch egal, was diese Frau …« Er hielt abrupt inne und sein Gesicht erstarrte. »Hick!«
    »Frau Strobe«, sagte Lise unschuldig. »Es ist Ihnen egal, was Frau Rosemarie Strobe denkt?«
    Gregor erwiderte trotzig Lises flehenden Blick. Dann etwas weniger trotzig und schließlich knurrte er ärgerlich: »Ja, ja, ja, ja. Ich gehe ja schon!«
    Mit diesen Worten verschwand er – ohne weiteren Widerspruch – in dem dunklen Loch.

16. Kapitel
    Abwasserkanäle und eine Geheimwaffe
    Bulle stand bis zur Taille in übel stinkender Brühe und leuchtete mit der Taschenlampe in die nahezu undurchdringliche Dunkelheit. Das Licht wurde von dem braunschwarzen Wasser und den Innenwänden des Abwasserrohres verschluckt, auf denen die Schatten der herumtrippelnden Kloakenratten zig Mal größer wirkten, als sie in Wirklichkeit waren. Das jedenfalls hoffte Bulle. Er zuckte zusammen, als sich eine Hand auf seine Schulter legte.
    »Ich bin’s«, sagte Gregor. »Mach das Licht aus.«
    »Sind Sie wahnsinnig? Ohne Licht sehen wir keinen Scheißdreck.«
    Bulle sah Gregor an, der ausdruckslos zurückschaute.
    Bulle seufzte. »Den haben Sie nicht verstanden, oder? Scheißdreck . Abwasserkanal, alles klar? Das war ein Witz.«
    »Ich sehe auch ohne Licht genug«, sagte Gregor. »Mal ganz davon abgesehen, dass wir das Mondchamäleon sowieso nicht sehen können, weil es sich tarnt. Und die Dunkelheit hat den Vorteil, dass es uns auch nicht sehen kann.«
    »Clever«, sagte Bulle, knipste das Licht aus und blinzelte ins Dunkel. »Sind Sie noch da?«
    »Halt dich fest.«
    Bulle fühlte zwei schleimige Hände an seinen Oberarmen und im nächsten Augenblick saß er auf Gregors Rücken.
    Es tat einen Ruck, als sie sich abstießen, dann glitten sie lautlos durchs Wasser und die Dunkelheit. Bulle schloss die Augen. Es war wie Fliegen oder wie vorne auf einem Tretschlitten sitzen.
    »Hick!«, quakte es irgendwo aus dem Dunkeln.
    »Hick!«, antwortete Gregor. »Hick, hick, hihick?«
    »Hickedihick.«
    »Danke! Äh … hick!«
    »Was hat er gesagt?«, fragte Bulle.
    »Das war eine Sie«, antwortete Gregor.
    »Süß?«
    »Mittelmäßig. Sie sagt, dass sie etwas weiter in dieser Richtung ein Platschen gehört hat. Aber gesehen hat sie nichts. Und das ist sehr merkwürdig, weil …«
    »Frösche verflixt gut sehen«, sagte Bulle.
    Sie setzten ihre Schwimmtour fort, auf der Gregor weiter alle möglichen Frösche nach dem merkwürdigen Wesen fragte, das sie bloß hören, aber nicht sehen konnten. Die Antworten führten sie immer tiefer hinein in das Netz aus Rohren, das sich kreuz und quer unter der Erde tief unter der Stadt Oslo spannte.
    Bulle gähnte, die Dunkelheit machte ihn schläfrig.
    »Was sagen Ihre Froschfreunde eigentlich zu dem Gerücht von der achtzehn Meter langen Anakonda, die sich hier unten rumtreiben soll?«
    »Die Räuberpistole glaubst du doch wohl nicht?«, schnaufte Gregor. »So, hier haben die Froschdamen das Wesen verschwinden hören.«
    Bulle legte den Kopf in den Nacken. Gregor hatte unter einem Schacht gehalten, der gerade nach oben führte. Am oberen Ende fielen dünne Lichtstreifen durch den Kanaldeckel und brachen sich glitzernd im Wasser um sie herum.

    »Wo sind wir?«, fragte Bulle.
    »Sehe ich aus wie ein Navi?«, kläffte Gregor.
    »Da, da ist eine Leiter. Kommen Sie!«
    »Bist du ganz sicher, dass wir – hick! – das Risiko eingehen sollten?«
    »Ich auf alle Fälle«, sagte Bulle, sprang von Gregors Rücken herunter und kletterte los. Ein paar Leitersprossen weiter oben blieb er stehen und sah nach unten. »Kommen Sie mit?«
    Bulle hörte ein Quaken, das in seinen Ohren verdammt nach Fluchen klang. Dann hörte er Gregor unter sich.
    Die Leiter endete unter einem Kanaldeckel mit kleinen Löchern, durch die das Licht hereinfiel. Bulle versuchte, den Deckel hochzudrücken, aber er saß fest.
    »Lass mich mal«, sagte Gregor, kletterte an Bulle vorbei und schnippte den Deckel locker beiseite, als wäre er aus Pappe.
    Bulle warf einen wachsamen Blick über die Kante, bereit, jederzeit los- und sich selber in das Kloakenwasser tief unter sich fallen zu lassen, falls sie angegriffen werden sollten. Aber das war nicht nötig. Noch nicht, zumindest.
    Rings um sie herum ragten hohe Mauerfassaden mit großen Fenstern auf, hinter denen

Weitere Kostenlose Bücher