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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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anderen.
    »Ein guter Name«, sagte Frau Strobe.
    »Ein perfekter Name«, sagte Doktor Proktor.
    »Dann lasst uns loslegen«, sagte Lise.
    »Ja, aber erst müssen wir feiern«, sagte Bulle.
    »Was feiern?«
    »Dass wir einen Namen haben. Dass wir die Welt vor etwas Megaschrecklichem retten werden. Schon morgen können wir in unserem heldenmutigen Kampf gefallen sein, dann ist es zu spät zum Feiern.«
    Und nachdem alle ein bisschen nachgedacht hatten, waren sie sich schließlich einig, dass es wirklich Zeit war für ein rauschendes Fest, worauf Bulle auf seinem Stuhl auf und ab sprang und die Bedienung zu sich rief: »Noch eine Runde Tee, Einerundetee! Tee für die fünf Besiegbaren!«
    Nacht und Stille hatten sich über den Kanonenweg gesenkt.
    Die Häuser lagen ruhig und dunkel nebeneinander, doch wenn man aufmerksam lauschte, waren aus dreien von ihnen Geräusche zu hören. Sie kamen aus dem roten, dem gelben und dem schiefen blauen Haus ganz am Ende der Straße. Und all diese Geräusche klangen vollkommen gleich. Es war das Rumpeln der Waschmaschinen. Zuerst verstummte das Geräusch in dem roten Haus. Dann in dem blauen Haus und schließlich auch in dem gelben Haus.
    Ein paar Minuten absoluter Stille folgten. Dann war aus dem blauen Haus ein ganz leises Knirschen zu hören, wie von einem Fenster, das geöffnet und dann wieder geschlossen wurde. Kurz danach blinkte dreimal das Licht einer Taschenlampe hinter einem der Fenster im blauen Haus auf, das gleich darauf von drei kurzen Blinklichtern aus dem gelben und roten Haus beantwortet wurde. Die Türen des roten und gelben Hauses öffneten und schlossen sich vorsichtig und Bulle und Lise rannten in Windeseile zu Doktor Proktor. Sie schlüpften durch die Tür.
    »Hier!«, rief Doktor Proktor.
    Sie gingen nach unten in den Keller, wo er sich gemeinsam mit Gregor über die Waschmaschine beugte.
    »Eins von denen war hier!«, sagte der Professor und leuchtete mit der Taschenlampe auf den Boden. »Und wie wir gehofft haben, hat es die Waschmaschine geöffnet und Socken geklaut.«
    Und ganz richtig: Von der Waschmaschine führten nasse Spuren zum Kellerfenster, das offen stand. Sie hasteten nach draußen und entdeckten ebenfalls Spuren im Schnee vor dem Fenster, die quer durch den Garten zum Gartentor und auf die Straße führten, wo die Abdrücke des Sockendiebes auf dem festgefahrenen Schnee aber nicht mehr zu erkennen waren. Die Abdrücke nicht, wohl aber die Spuren, denn im Licht der Straßenlaterne sah es so aus, als hätte jemand in den Schnee gepinkelt. Erst wenn man näher hinschaute, erkannte man, dass es Fußspuren waren, gelb wie O-Saft.
    »Das nenne ich ausgetrickst«, flüsterte Bulle. »Socken in Farbergänzungsstoff tauchen, der beim Waschen nicht verschwindet, dann die Socken in die Waschmaschine stecken und warten, dass uns das Mondchamäleon auf den Leim geht. Du bist genial, Lise!«
    Lise lächelte. Sie war auch ziemlich zufrieden mit sich selbst. »Jetzt müssen wir nur noch ihren Spuren folgen, dann wissen wir, wo sie wohnen«, sagte sie.
    Doktor Proktor band den Tretschlitten los, der an der Innenseite des Gartenzauns im Schnee lehnte, denn sie waren übereingekommen, ein möglichst leises Fortbewegungsmittel zu nutzen.
    »Komm«, sagte Gregor und stellte sich hinter den Lenker des Tretschlittens.
    Bulle setzte sich mit der Taschenlampe in der Hand auf den Sitz und leuchtete auf die Spuren, während der Professor und Lise hinter Gregor auf den Kufen standen. Gregor stieß sie mit seinen kräftigen Froschschenkeln ab.
    »Immer mit der Ruhe, Gregor«, sagte Proktor. »Nicht zu schnell. Es soll ja nicht merken, dass es verfolgt wird.«
    Gregor wurde etwas langsamer und sie glitten still und leise und einzig begleitet vom sanften Gesang der Kufen ruckartig vorwärts, in den Lichtschein der Laternen hinein und wieder hinaus. Bulle leuchtete mit der Taschenlampe die Spuren an und gab kurze Anweisungen, wenn sie nach rechts oder links abbiegen mussten.
    In einem der Gärten stand ein Schneemann, der dem rasch vorbeigleitenden, überladenen Schlitten mit kohlrabenschwarzen Augen verwundert nachblickte.
    Nach einer Weile sagte Bulle: »Stopp! Hier hören die Fußspuren auf.«
    Gregor hielt den Tretschlitten an und sie standen mucksmäuschenstill da und sahen sich lauschend um. »Vielleicht hat es sich als Baum getarnt und steht da drüben bei den Bäumen«, flüsterte Bulle.
    »Oder als die Hundehütte dort«, flüsterte Doktor Proktor.
    »Oder als Schnee«,

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