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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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ihre Handtasche mitten auf dem Tisch ab. »Ich bin dabei. Bestellt mir jemand einen Tee?«
    Gregor sprang auf. Er war ganz rot geworden und schob ihr galant einen der freien Stühle hin: »Phänome – hick! – nal.«
    Frau Strobe zog eine Augenbraue hoch und nickte ihrem Kollegen gnädig zu.
    »Habt ihr nicht gesagt, ihr wäret noch einer mehr?«
    »Er sollte eigentlich schon hier sein«, sagte Bulle mit einem Blick auf die Uhr.
    Im gleichen Moment ertönte die Türglocke. Sie drehten sich um und betrachteten den Mann, der die Konditorei betrat. Seine Polyesterhose war so eng, dass er kaum die Knie beugen konnte, und seine Pilotensonnenbrille so dunkel, dass er fast mit der Bedienung zusammengestoßen wäre, die mit einem Tablett voller Teekännchen und Tassen vorbeirauschte. Der Mann blieb an der Tür stehen und wartete einen Augenblick, bis seine Augen sich an das Schummerlicht gewöhnt hatten.
    »So, so, Sie haben also den Herrn Dirigenten Madsen eingeladen«, sagte Frau Strobe. »Warum glauben Sie, dass er nicht wie alle anderen hypnotisiert wurde?«
    »Ganz einfach«, sagte Bulle und winkte in Richtung Tür. »Madsen kann Chorgesang nicht ausstehen. Er hat mit Sicherheit nicht eine Sekunde von Kon-CHOR-renz verfolgt.«
    Endlich bemerkte der Mann an der Tür das Winken und kam zu ihnen herüber. Er tastete sich zu einem Stuhl vor, setzte sich aber nicht.
    »Tut mir leid, dass ich so spät komme, aber es fahren keine Busse mehr. Die sollen wohl für Kanonenkugeln eingeschmolzen werden.«
    »Schön, dass Sie trotzdem gekommen sind«, sagte Doktor Proktor.
    »Genau darum geht es«, sagte Madsen und fingerte an seiner Sonnenbrille herum. »Ich … äh … ich kann nicht.« Er schniefte laut und fischte einen weißen Zettel aus seiner Tasche. Frau Strobe riss ihm das Blatt aus der Hand und las laut vor: »Madsen ist erkältet und kann deshalb heute leider nicht an der Widerstandsbewegung teilnehmen. Grüße, Madsens Mutter.«
    »Hm«, sagte Doktor Proktor. »Das ist schade. Und was ist mit morgen?«
    Madsen schüttelte den Kopf.
    »Dann vielleicht übermorgen?«
    Madsen hustete leise. »Ich bin wirklich sehr erkältet«, sagte er und blickte zu Boden.
    Doktor Proktor seufzte. »Verstehe. Dann bleibt uns nur, Ihnen gute Besserung wünschen.«
    »Danke«, flüsterte Madsen kaum hörbar, nahm seinen Brief und verschwand mit kurzen, hastigen Schritten auf dem gleichen Weg, den er gekommen war.

    »Dann sind wir also fünf«, sagte Doktor Proktor und versuchte es mit einem aufmunternden Lächeln.
    »Weniger Köche, weniger verdorbener Brei«, sagte Frau Strobe. »Wie lautet der Plan?«
    »Als Erstes müssen wir herausfinden, wo die Mondchamäleons sich aufhalten, und dann müssen wir rauskriegen, welche Pläne sie haben«, sagte Doktor Proktor. »Lise hat da eine Superidee.«
    »Die wäre?«
    »Wir legen einen Köder aus«, sagte Lise.
    »Und benutzen das hier«, sagte Doktor Proktor und hielt eine vergilbte Pappschachtel in die Höhe, auf der in dicken Buchstaben E 18. Farbergänzungsstoff. Nicht verschlucken! stand.

    »He!«, fauchte Gregor. »Das ist doch der Farbstoff, der dein Stärkungsmittel wie O-Saft aussehen ließ! Das ist doch lebensgefährlich.«
    »Ruhig, Gregor«, sagte Doktor Proktor. »Ich hatte noch ein bisschen davon im Keller.«
    »Okay, die Mondchamäleons gehen vielleicht hops, wenn sie das zu sich nehmen«, sagte Frau Strobe. »Aber wie bringen wir sie dazu, dieses Zeug zu fressen?«
    »Die sollen es überhaupt nicht fressen«, sagte Lise.
    »Äh … was dann?«
    »Warten Sie bis heute Abend.« Lise zwinkerte ihr lächelnd zu.
    »Ho, ho«, jubelte Bulle, »mir wird schon ganz schwindelig vor Vorfreude! Mensch, wir sind jetzt eine echte Guerilla!« Er konnte einfach nicht länger still auf seinem Stuhl sitzen und begann, wild herumzuhüpfen. »Wir brauchen noch einen Namen! Nur gut – gut für euch –, dass ich mir schon einen ausgedacht habe. Wir nennen uns …« Bulle machte eine Kunstpause und sah in die Runde der erwartungsvollen – und nicht ganz so erwartungsvollen – Gesichter: »Die fünf Besiegbaren!«
    »Du meinst wohl Unbesiegbaren«, sagte Frau Strobe.
    »Also wirklich, die Besiegbaren«, lachte Gregor.
    »Nein, nein, ich meine wirklich die Besiegbaren«, sagte Bulle. »Darum geht es ja gerade. Man kann uns schlagen. Wir sind nicht unüberwindlich, aber wir kämpfen trotzdem, das ist ja gerade der Witz!«
    Es wurde still, während die anderen nachdachten. Dann nickte einer nach dem

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