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Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang

Titel: Doktor Proktor verhindert den Weltuntergang Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jo Nesboe
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ganze Land. Überall strömten die Menschen auf die Straße, um zu feiern und sich zu gratulieren, diesen Despoten Staler endlich losgeworden zu sein.
    Rolf wischte sich die Wange ab, auf die ihm oben im Schlosshof eines der Mädchen einen dicken Kuss gedrückt hatte.
    »Es fühlt sich verdammt gut an, Norwegen erlöst zu haben, Gunnar«, sagte er lachend.
    »Sie werden noch ein Heldenepos über uns dichten«, sagte Gunnar und legte dem hässlichen Mondchamäleon die Fußfesseln an.
    »Ein Museum bauen und einen abendfüllenden Spielfilm drehen«, sagte Rolf.
    Gunnar versuchte, Jodolf aus dem Spinnennetz zu ziehen. »Mann, sitzt der fest, hilf mir mal bitte, Rolf.«
    »Klar, Gunnar.«
    Aber auch gemeinsam gelang es ihnen nicht, Jodolf aus den Fäden zu lösen.
    »Wie festgeleimt«, stöhnte Rolf. »Wir sollten uns eine dicke Gartenschere holen und ihn losschneiden.«
    »Gute Ide.«
    »Ich glaube, das heißt Idee.«
    »Stimmt, ich glaube, da hast du recht, Rolf.«
    Sie zogen Jodolf den Klebestreifen vom Mund, damit er nicht erstickte, während sie weg waren, und wateten dann durch das Rohr zurück, durch das sie gekommen waren, während Jodolf ihnen hinterherschrie: »Schwachköpfe! Hosenschisser!«
    Plötzlich blieb Gunnar stehen.
    »Was ist denn los?«, fragte Rolf.
    »Hast du das gesehen?«
    »Was denn?«
    »Da hinten im Dunkeln. So ein weißes Blinken, wie von einem riesigen Gebiss.«
    »Wie groß?«
    »Etwa so wie ein Rettungsring.«
    »Also ehrlich, Gunnar.«
    »Du bist Gunnar.«
    »Ach ja, öh, äh, Rolf, meine ich. Du glaubst doch wohl nicht an dieses Ammenmärchen von der Anakonda in der Osloer Kanalisation, die achtzehn Meter lang sein und Zähne wie umgedrehte Eiswaffeln haben soll. Es tut mir leid, das zu sagen, aber du bist wirklich …«
    Er wurde von einem lauten Aufschrei und einem noch lauteren Klappen unterbrochen.
    »Was war das für ein Geräusch?«
    »Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass da ein Riesenrachen zugeklappt ist und jemand um Hilfe gerufen hat.«
    »Eher so ein erstickter Hilfeschrei.«
    »Ja, Hi …, mehr nicht.«
    »Stimmt, Hi…, dann war plötzlich alles still.«
    »Als wäre der Ruf irgendwie abgetrennt worden.«
    »Hm. Hast du sonst noch was gehört?«
    »Nein.«
    »Genau. Er ist ungewöhnlich still geworden.«
    »Du meinst …«
    Sie drehten sich langsam um und richteten ihre Taschenlampen auf das Spinnennetz. Und da, inmitten des Netzes, dort wo noch Sekunden zuvor ein zappelndes, wütendes Mondchamäleon gehangen hatte, war nichts mehr. Nicht einmal mehr das Spinnennetz. Bloß ein Loch, als hätte jemand einen großen Bissen genommen. Einen Bissen in der Größe eines … tja, eines Rettungsrings.
    »R-r-rolf?«, fragte Gunnar, während sie zurückwichen und mit ihren Taschenlampen alles absuchten. »G-g-glaubst du, d-d-dass Anakondas Mondchamäleons mögen?«
    »K-k-keine Ahnung, Gunnar. Eigentlich sollte man das nicht glauben. Aber vielleicht, wenn die ein bisschen nach Waffeln schmecken.«
    Damit drehten sie sich um, rannten, so schnell sie nur konnten, durch die Kanalisation und kletterten zurück auf den Schlosshof. Oben im Tageslicht standen sie plötzlich zwischen all den tanzenden Menschen, Ballons, Feuerwerkskörpern und Fahnen in der Sonne, und als sie dann auch noch von zwei Mädchen Küsse auf die Wangen gedrückt bekamen, und zwar sowohl der mit dem Schnurrbart als auch der mit dem Hängebart, tanzten sie einfach mit und vergaßen Jodolf und mindestens die halbe Anakonda.

31. Kapitel
    Mädchen, Karamellpudding und Musik
    Am nächsten Nachmittag gab es in dem blauen, windschiefen Haus ganz hinten in der Kanonenstraße ein Fest. Und weil die Sonne noch strahlender schien als am Tag zuvor, hatten Doktor Proktor, Lise und Bulle die Klappstühle, das löcherige Sofa und sogar einen Grill in den Garten getragen. Das ganze eilig zusammengetrommelte Kanonenstraßenblasorchester und alle Nachbarn und Freunde waren zur Stelle. Der schmelzende Schnee gurgelte durch Dachrinnen und Straßengräben, während die Gäste ihre Grillwürstchen aßen. Und das waren keine Nullachtfünfzehn-Grillwürstchen – oh nein –, sondern südtrøndersche Grillwürstchen, die ein ganz besonderer Gast, der am Vormittag mit seinem Drachen im Garten gelandet war, extra eingeflogen hatte. Jetzt spielte dieser Gast mit einem anderen ganz speziellen Gast Halma.
    »Eure König’iche Hohe’t, ich glau’e …«, sagte Petter, den Mund voller Würstchen, und stellte die letzte

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