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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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Verkäuferinnen nur attackieren können, wenn man ihm beidseitig einen neuen Meniskus verpasst und die Sozialversicherung ihm Schuhe mit Raketenantrieb spendiert hätte. Des Magisters Showtalent hatte den Inspektor zutiefst irritiert. Damit war er in einer Sackgasse gelandet und mit den Ermittlungen in Sachen Verkäuferinnenattacken nicht wirklich weitergekommen.
    Am Abend des 7. Dezember machte Stucky einen Sprung in die musikalische Vergangenheit und verbrachte ihn in Gesellschaft der Beatles, mit ihren Songs, Videos und Fotos, während an den Wänden in der Osteria, wo dieser spezielle Abend stattfand, die Hüllen ihrer Langspielplatten hingen.
    Für das Angelsächsische hatte der Inspektor allgemein nicht viel übrig, abgesehen vom Klang einiger Wörter, wie zum Beispiel »Alabama« und »Cadillac«. Aber die Beatles hatten eine Epoche markiert, und die Epochenmacher, also die Pflöcke, die wir einrammen, um den Fluss der Zeit zu verstehen, interessierten ihn. Er saß an einem Tischchen, umrauscht von einer Mischung aus musikalischen Klängen und Plaudereien, und hatte den Eindruck, dass die Stammgäste nicht unbedingt wegen der Beatles hergekommen waren. Diese Leute musste er erst gar nicht näher studieren, sie waren hier, weil sie sich gut verstanden und etwas trinken wollten. Keine mühsame Recherche, keine tief sitzende Leidenschaft hatte ihn und sie zusammengeführt, sondern der gewiefte Gastgeber, der einen Themenabend organisiert hatte. Gäste, er und sie. Die Beatles, die Ware und die Verkäuferinnen …
    Warum nicht die Kellnerinnen?, fragte er sich und sah das Mädchen an, das mit dem Glas Malzbier auf ihn zukam, das er bestellt hatte. Kellnerinnen schlossen für gewöhnlich keine Lokale ab. Und die Baristas? Viele Baristas schlossen ihre Lokale selbst ab. Sicher, Verkäuferinnen standen ein bisschen höher in der Hierarchie, zumindest in der Fantasie. Sie waren feiner und schicker und trugen in den meisten Fällen keine Uniformen; man sah sie nicht beim Toilettenreinigen, beim Kaffeesatzauskratzen oder beim Herumhantieren mit der Mayonnaise.
    Stucky sah, dass ein paar Tische von ihm entfernt eine Frau ihn grüßte. Wie aus einem Reflex heraus hob auch er die Hand. Er brauchte einige Sekunden, bis er in ihr eine der Verkäuferinnen wiedererkannte, die er befragt hatte. Sie saß in einer kleinen Gruppe, zusammen mit ihren Freundinnen, und Stucky fühlte sich verpflichtet, zu ihr zu gehen und sie so zu begrüßen, wie es sich gehörte.
    » Buonasera , Signorina Bergamin. Alles in Ordnung?«
    »Von wegen! Die Sache ist noch lange nicht ausgestanden.«
    »Dürfte ich Sie kurz an meinen Tisch bitten, damit ich Ihnen noch ein paar Fragen stellen kann?«
    »Werden Sie mir auch ja nicht den Abend verderben?«
    »Du lieber Himmel, nein! Das verspreche ich Ihnen …«
    Er bestellte eine Orangeade mit Rum für die Frau.
    »Diese Narbe über der Augenbraue – ein Albanermesser?«, fragte sie ihn und nippte an ihrem Getränk.
    »Nein, kein Albaner. Eine Regalkante. Darf ich Sie fragen, wie Sie die Sache inzwischen sehen?«
    »Müssten das nicht eher Sie beantworten?«
    »Aber Sie werden doch eine Meinung dazu haben!«
    »Ich denke über das nach, was mir passiert ist, und über das, was ich in der Zeitung gelesen habe. Drohanrufe zu bekommen ist für eine Frau normaler, als man vielleicht denkt. Eine Cousine von mir ist viele Monate lang gequält worden. Sie haben ihn nie erwischt, diesen Scheißkerl. Irgendwann hatte er wohl genug und hat sich ein neues Opfer gesucht. Natürlich, wenn man eine Drohung erhält und dann ein paar Kolleginnen attackiert werden, dann ist das etwas anderes. Dahinter steckt eine Idee. Ein Ziel.«
    »Rache.«
    »Hm. Darin liegt tatsächlich eine Art Bestrafung: Wir werden verspottet, wir werden beleidigt. Ich weiß nicht, ob es Hass ist …«
    »Warum ausgerechnet Verkäuferinnen? Was meinen Sie?«
    »Tja. Wir sind keine Anwältinnen oder Managerinnen …«
    »Dann handelt es sich also vielleicht um irgendeinen abgeblitzten Verehrer.«
    »Warum nicht? Wir sind Verkäuferinnen … Allerdings würde es in meinem Fall nicht zutreffen. Ich habe einen festen Partner. Und außerdem: Welcher Verehrer würde einen solchen Aufwand treiben?«
    »Also nicht Liebe?«
    »Mit Liebe hat das nichts zu tun.«
    »Dann gehören Sie also nicht zu denjenigen, die glauben, dass immer Liebe im Spiel ist.«
    »Signor Inspektor, unterschätzen Sie uns nicht!«
    »Alle Achtung …!«
    »Keine von uns hat Das

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