Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)
komprimierte, während Gino am Vormittag, ebenfalls mit dem Müllverdichter, die von den Lastwagen abgeladenen Abfälle verteilen würde. Die Mamma sollte bei der Waage bleiben und die Lkw-Fahrer bei Laune halten, damit sie ja nicht auf die Idee kamen, dass eine Frau beim Wiegen schummeln könnte. Die Nonna würde die Lastwagen waschen, und weil sie trotz des Luftröhrenschnitts immerzu reden will, würde ich für sie im Bereich der Waschanlage ein mit dem Telefon verbundenes Mikrofon installieren, dann konnte sie mit der einen Hand die Reifen des Fahrzeugs abwaschen, sich mit der anderen das Loch zuhalten und sich gleichzeitig mit den Lokalsendern unterhalten, die man nicht genug loben und preisen kann, denn ohne sie würden wer weiß wie viele Hausfrauen unter Verfolgungswahn leiden, während sie auf diese Weise ihr Herz ausschütten können.
Und die Oberaufsicht würde in meinen Händen bleiben. Fehlte also bloß noch jemand für das Labor. Aber einen jungen Universitätsabsolventen, der nichts konnte, nichts war und nichts hatte, so einen fand man überall.
Doch ausgerechnet bei der Anwerbung des Personals gab es Probleme.
Mein Bruder Gino lehnte eine feste und dauerhafte Anstellung ab. ›Schau‹, meinte er, ›das geht mal an einem Samstag oder an einem Sonntag, aber unter der Woche möchte ich meiner eigenen Beschäftigung nachgehen und mit Scanias und Volvos durch die Gegend kurven.‹ – ›Natürlich, wir sind Brüder‹, habe ich ihm geantwortet, ›und es ist gut, dass du so aufrichtig zu mir bist, aber Madonna buonina , möchtest du mich wirklich an den Bettelstab bringen, wenn wir doch einen Betrieb haben, der nur als Familienunternehmen funktioniert?‹
Aber es half alles nichts. Ich erinnerte mich sehr gut an die Leidenschaft, die er schon als kleiner Junge für Motoren und vor allem für unsere Lkws empfand. Vor allem die Riesenbrummis faszinierten ihn, und ich entsann mich auch noch, dass Gino dann, wenn die anderen Jungs mit ihren Fußballerbildchen zugange waren, Lastwagen zeichnete und davon träumte, ein DJ mit dem Namen Blitz zu werden. ›Also gut, Blitz ‹, habe ich gesagt, ›dann sei eben der Diesel mit dir!‹
Dann fing auch Antonietta an, Sperenzien und Ausflüchte zu machen. Zum Beispiel behauptete sie, sie müsse sich, wenn sie jeden Nachmittag auf dem Kompaktor säße, auch an jedem Abend die Haare waschen. › Santa Madonna ! Du sitzt in einem bequemen Führerhaus eines modernen Fahrzeugs!‹, habe ich sie beschworen. ›Aber der Kompaktor rollt über den stinkenden Müll‹, hat sie geantwortet.
›Also gut, dann nimmst du ein parfümiertes Shampoo.‹
›Wenn man sich die Haare zu oft wäscht, schadet das den Haarwurzeln.‹
›Auch wenn man ein mildes Shampoo verwendet?‹
›Auch dann.‹
›Und wer behauptet das?‹
›Die Umweltschützer.‹
Ach so, die Umweltschützer.
Um die Sache abzukürzen: Antonietta ist noch jung und ließ sich am Ende breitschlagen.
Die Mamma hatte zum Glück kein Problem. Die Nonna hatte auch kein Problem, Hauptsache, man stellte ihr nicht Radio Maria ein, denn gegen diesen Sender ist sie allergisch.
›Wäre dir Radio Bella Monella recht?‹
›Kann man bei denen anrufen?‹
›Jederzeit.‹
Wir waren also schließlich so weit, dass wir hätten loslegen können, unter der Voraussetzung, dass ich die Doppelrolle des Kompaktorlenkers und Managers übernahm. Aber es fehlte uns immer noch jemand für das Labor, und deshalb habe ich ein Inserat in die Zeitung gesetzt: Kompetente Chemiker für interessante Tätigkeit direkt am Einsatzort gesucht. Bewerbung von Faulenzern zwecklos!
Alle, die behaupten, unsere jungen Leute hätten keine Lust zu arbeiten, haben – leider – recht. Keiner, nicht ein einziger dieser diplomierten Jüngelchen hat sich bei mir gemeldet. Wäre ich an der Stelle ihrer Eltern, würde ich diesen Herrschaften, die nichts anderes im Kopf haben als Autos und Videospiele, einen ordentlichen Tritt in den Hintern geben; diese Schnösel, die, kaum haben sie die Schule hinter sich, schon Psychiater, Tankstelleninhaber oder Verkäufer von Altersvorsorgefonds sein wollen – ja, ich wüsste nicht einmal, was ich solchen Typen antun würde.
Ich sah mich also gezwungen, eine zweite, anderslautende Annonce aufzugeben: Chemiker mit Universitätsabschluss für Arbeit vor Ort gesucht. Bewerbungen von Faulenzern zwecklos!
Natürlich war mir klar, dass ich damit riskierte, ein höheres Gehalt zahlen zu müssen, und einen
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