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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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Fabriken, an die Lichter, die von den runden Hügelkuppen bis hinunter zum Meer anstiegen und wieder abfielen und blinkten und blinkten. Er übernachtete in einem kleinen Hotel in der Nähe des Hauses, in dem die Eheleute Schepis wohnten, mit denen er am nächsten Morgen zusammenkommen würde. Auf dem Weg vom Bahnhof bis zum Hotel sah er nicht mehr die Scharen von Jugoslawen, die er aus den vergangenen Jahren gekannt hatte, diese mobile Diaspora, die tagtäglich in die Grenzstadt strömte, um zu kaufen und zu verkaufen. Jetzt wirkte Triest auf ihn wie eine am Rand gelegene Stadt, der der Rand abhanden gekommen war.

»Alles in allem ist die Mamma nicht schlecht mit der Sache fertiggeworden. Die Ärzte haben zu ihr gesagt: Signora, das ist ein schlimmer Bruch, aber die Hüftknochen weisen nicht die Spur von einer Osteoporose auf, und das ist ein gutes Zeichen für die Zukunft. Sie hat neues Selbstvertrauen geschöpft und sich von dem Gips, der Reha und den Krücken nicht unterkriegen lassen. Im Haushalt hat sie alle anfallenden Arbeiten erledigt. Aber in der Mülldeponie sollte sie für lange Zeit ausfallen. Und da braucht man eine Fixe, eine mit Pfeffer im Hintern. Ich habe Antonietta eine neue Rolle verpasst, weil ich mir gedacht hatte, dass sie wegen dem Ödipuskomplex oder so etwas Ähnlichem bereit wäre, Mammas Stelle einzunehmen. Ihre Zukunft auf dem Denkmal ihrer Erzeugerin aufzubauen. Psychologische Feinheiten eben. Antonietta wirkte so begeistert, wie ich sie seit Monaten nicht mehr erlebt hatte. Ihr spindeldürres Figürchen wieselte zwischen den Lastwagen herum, dass es eine Freude war. Flink, präzise, schlagfertig. Man merkte genau, dass sie was auf dem Kasten hat, denn mit diesen paar Brummifahrern wurde sie spielend fertig. Auch wenn sie versuchten, sie aufs Kreuz zu legen und mit lauter Stimme die aufgerundete Tara ihrer Fahrzeuge hinausposaunten, kontrollierte sie die Kfz-Scheine streng und war geistig einfach mehr auf Zack als die Männer. Ich muss sagen, dass ich neues Vertrauen zu Antonietta fasste. Wer weiß, wo sie Sprüche wie ›Nicht mit mir, Sie Schlaumeier!‹ oder ›Mors tua vita mea‹ herhatte.
    Ich wusste, dass sie las. Und dann kam natürlich die Schule dazu, die echt nicht schlecht ist. Im Hotelfach, da müssen sie dir einen Haufen beibringen. Oder es kam aus der Zeit ihres Praktikums, als man die Schüler in die besten Hotels der Stadt schickte, wo sie sich zwischen den Kellnern, den Kellnerinnen und den Portiers bewegten, wo sie sich in den Küchen und den Zimmern umschauten, wo sie die Aufschriften in Englisch und Deutsch, das Aufeinandertreffen so vieler Leute, die Gespräche mitbekamen und außerdem die Illustrierten in den Wartesälen lasen. Es war wohl alles zusammen. Jedenfalls war sie fixer und fröhlicher als die Mamma, und auch die Lkw-Fahrer haben sie schätzen gelernt. Die Sache muss ihr großen Spaß gemacht haben, denn sie zog sich besser an und frisierte sich sorgfältiger. Und sie nahm zu. Am ganzen Körper. Sie machte echt bella figura , und ich glaubte schon, dass wir über den Berg wären. Dass wir das Ende des ersten Jahres erreichen würden, das immer das schwerste ist und das man hinter sich bringen muss, um sagen zu können, ob sich das Schiff von den Klippen entfernt und den Gefahrenbereich verlassen hat.
    Ich hatte natürlich auch die Mamma im Hinterkopf. Überlegte, wie ich sie wieder eingliedern könnte. Wie ich sie aus der häuslichen Sklaverei befreien könnte, in der sie infolge des Unfalls zu versinken drohte. Schließlich und endlich war sie auch ein Mensch. Ich habe Filiberto gefragt, ob er eine Assistentin brauche. Ob ihm anstelle der Spezialspülmaschine, um die er mich für die Säuberung der Reagenzgläser gebeten hatte, die wegen der Zunahme der Analysen immer mehr wurden, ob ihm also anstelle der Maschine die Mamma recht wäre, die sich ja mit Glas und Kristall bestens auskannte. Aber wenn es ums Labor ging, ließ Filiberto nicht mit sich reden. Er und sonst keiner.
    Da kam mir eine Idee. Wir hatten bereits Oktober. Der ständige Regen hatte die oberste Müllschicht aufgeweicht. Der erste Abschnitt war schon fertig und mit dem Plastikmonster zugedeckt. Über dem Plastikmonster haben wir drei Tage lang Erde verteilt und eine Art kleinen Hügel aufgehäuft, der sich ein paar Meter über das Bodenniveau erhob, weil man berücksichtigen muss, dass die Abfälle im Laufe der Jahre immer kompakter werden und ein gutes Stück absinken. Ich habe auch

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