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Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
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offizielle Einbestellung, wenn ich bitten darf! Als Kennerin der Fakten.«
    Das Gespräch mit der Ricci bildete den Schlussstrich unter die erste Geschichte. Man musste einen Punkt setzen und ein anderes Kapitel aufschlagen.
    Nach dem Mittagessen vertrat sich Stucky in der Umgebung des alten Wasserkraftwerks ein wenig die Beine. Er überquerte die Brücke und bog nach ein paar hundert Metern bei den »Restere«, den alten Treidelwegen, ein; dort waren die Dämme, auf denen sich die Tiere fortbewegt hatten, wenn sie die Schleppkähne gegen die Strömung zogen. Von einem langen hölzernen Landungssteg aus warf er das zerkrümelte Brot, das er mitgenommen hatte, ins Wasser. Die Enten kamen aus dem Röhricht hervor, und sogar ein majestätischer Schwan ließ sich vom Futter anlocken.

    Elena Ricci war von ihren Eltern ins Polizeipräsidium begleitet worden, und die Mutter fragte sofort, ob sie einen Anwalt bräuchte, sie habe eine Telefonnummer dabei.
    »Aber nein, Signora. Es handelt sich nur um ein harmloses Gespräch …«
    »Darf ich meine Tochter hineinbegleiten?«
    »Das ist nicht nötig. Sie wird allein bestens zurechtkommen.«
    Stucky und Landrulli gingen zum Büro und ließen die Eltern in der Obhut von Agente Sbrogiò zurück.
    »Ich sehe, dass Sie fast wiederhergestellt sind. Die Narben im Gesicht sind kaum noch erkennbar.«
    »Ich habe Glück gehabt«, sagte das Mädchen, das sich sichtlich unwohl fühlte.
    »Der Angreifer hat nicht sehr fest zugeschlagen … fast so, als hätte er Angst gehabt, Ihnen wehzutun.«
    »Es kann sein, dass er das ursprünglich beabsichtigt hatte, es aber nicht geschafft hat …«
    »Sie haben niemals irgendwelche Drohungen erhalten, Sie haben keine Bekannten mit zweifelhafter Moral, Sie führen kein unvernünftiges Leben. Warum also ausgerechnet Sie?«
    »Und warum ausgerechnet die anderen?«
    »Weil ihr alle unter einer Decke steckt und dieses Spiel – wie soll ich es nennen? –, dieses Vorweihnachtsspiel inszeniert habt …«
    Die Frau verstummte.
    »Irre ich mich? Irre ich mich, wenn ich sage, dass es überhaupt keinen Angreifer gegeben hat? Dass Sie einen ganz normalen Unfall hatten? Und dass Signorina Callegari schlicht und ergreifend ausgerutscht ist und sich dabei die Hand verletzt hat, also im Eifer des inszenierten Gefechts und nicht weil sie vom Missetäter zu Boden gestoßen wurde?«
    Signorina Ricci rang heftig die Hände. Die Blässe war ihrer Schönheit abträglich. Ein Tränenbächlein rann ihr über das Gesicht, und ihre Augen röteten sich.
    »Ich verlange einen Anwalt«, flüsterte sie.
    »Aber warum denn? Wegen so einer Kinderei? Wegen einer Inszenierung, die uns tagelang beschäftigt hat? Die uns von der Langeweile befreit hat? Nein, Sie gehen jetzt nach Hause und geben Ruhe. Das ist für alle das Beste.«
    Landrulli klappte der Unterkiefer herunter. Total verblüfft begleitete er das Mädchen zu seinen Eltern zurück.
    »Wie sind Sie denn daraufgekommen, Signor Inspektor?«
    Ohne ihm zu antworten, begab sich Stucky zu Kommissar Leonardi.
    »Bläst Ihre Nichte zurzeit eigentlich Trübsal?«
    »Ja, sie ist bekümmert …«
    »Und vor der Attacke, wie haben Sie sie da gefunden?«
    »Wie meinen Sie das, Signor Inspektor …?«
    »Nervös, deprimiert, euphorisch, sonderbar …?«
    »Sie hatte ein schlechtes Jahr, so viel steht fest. Ich habe sie müde und niedergeschlagen erlebt. Aber vor der Attacke, nein, da dachte ich, dass die Vorweihnachtszeit ihr neuen Mut geben würde.«
    »Dass Weihnachten ihr das Herz erwärmen würde.«
    »Genau.«
    »Wie werden Sie denn Weihnachten verbringen? Mit der Familie?«
    »Alle zusammen. Wie jedes Jahr. Stucky, worauf wollen Sie hinaus …?«
    »Grüßen Sie mir bitte Ihre Nichte, Signor Kommissar.«
    Nachdem er seufzend das Büro verlassen hatte, sagte er: »Begleite mich auf einen Espresso, Landrulli.«
    »Aber auf einen anständigen! Zumindest auf so einen wie den von Goppion, Signor Inspektor.«

    Auf der Piazza Borsa wimmelte es nur so vor Verkaufsständen, die im Lichterglanz erstrahlten. Es herrschte emsiges Treiben, allerdings ohne die Dudelsackpfeifer aus Molise, die Musikanten von anno dazumal, die in den Geschäften ein- und ausgegangen waren, ein weihnachtliches Liedchen angestimmt und von den Kunden einen Obolus erhalten hatten.
    Während sie dicht nebeneinander zwischen den vielen Leuten an der Theke standen, vor den imposanten Espressomaschinen, genoss Stucky das Schweigen, in dem er den neugierigen Landrulli

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