Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition)

Titel: Dolce Vita, süßer Tod: Kriminalroman (Inspektor Stucky) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Fulvio Ervas
Vom Netzwerk:
ihm buchstäblich durch die Kehle glitt. Antimama! Er fuhr zusammen. Die Blutprobe! Und er murmelte vor sich hin: … der Hausarzt, ein Spezialist, aber wer, aber wo …
    Schwerfällig erhob er sich von seinem Platz, draußen lehnte er sich an die Bögen, und dort erschien ihm, in einer plötzlichen Vision, dieser Winkel der Stadt, sein Winkel, in dieser kalten Nacht, und er sagte sich, dass es nun mal Leute gab, die eine Gallenblase entfernten, und solche, die ein Verbrechen aufklärten. Also eine Arbeitsteilung aufgrund von Kompetenzen, angeborenen und erworbenen.
    Und würde es ihm gelingen, die Angelegenheit aufzuklären, ohne die Verkäuferinnen direkt einzubeziehen?
    Die Verkäuferinnen …

»›Gottlob, wir leben noch!‹, rief ich jeden Morgen und jeden Abend, wenn ich die Tore schloss und die Flügel schlagen hörte, vielleicht waren es Möwen oder Käuze, und die üblen Rauchschwaden sah. Bis eines Tages – ich hatte schon das Schloss in der Hand – am Grund der Deponie ein Licht aufschimmert und dann noch eines. Die Seelen der Toten! Ich mache einen Satz rückwärts und stolpere. Dann nimmt der Lichtschein die Konturen eines Feuers an. Es sind Flammen, die an der Basis des zweiten Deponieabschnitts, der inzwischen schon fast aufgefüllt ist, entlanglaufen.
    Es ist ein Feuer. Und weder die Cavasins noch sonst irgendjemand hatte etwas damit zu tun. Etwas brannte. Und natürlich durfte nichts brennen, Deponien dürfen nicht brennen. Hitze gibt es, das ist klar. Im Bauch der Hügel ist es heiß. Mindestens vierzig oder fünfzig Grad. Vielleicht sogar sechzig. Doch es ist nicht heiß genug, um ein Feuer zu entfachen. Vielleicht erhöht sich auf diese Weise die Anzahl der Mikroben, aber für das Entstehen eines Feuers reicht diese Hitze nicht aus. Ich habe gleich an all diese aluminiumhaltigen Scheußlichkeiten gedacht, die man uns just an diesem Tag angeliefert hatte und von denen einem natürlich kein Mensch sagt, dass sie gefährlich sein könnten. Ein Haufen Qualm, ein unerträglicher Gestank. Ich habe die Feuerwehr gerufen, die mir nur mit einem ›Schon wieder …!‹ geantwortet hat, als hätten die Feuerwehrmänner Wichtigeres zu tun, als eine Deponie zu retten. Sie sind dann auch recht gemächlich angerückt. Oder so ist es mir zumindest vorgekommen, weil ich die schwarzen Wolken in den Himmel aufsteigen und still und leise ins Dorf ziehen sah, wo alle in der Bar im Zentrum saßen, versunken in eine Partie Scopone oder Tresette. Jetzt mussten sie alle dort weg, auch die Bewohner der umstehenden Häuser. Eine Katastrophe, aus ihrer Sicht. Alle die Tabakvergifteten, die am Abend ohnehin von ihren Kippen durchgeräuchert gewesen wären oder am Fernseher geklebt hätten, vor irgendeinem blöden Quiz. Wenigstens haben sie sich die Beine ein bisschen vertreten!
    Am nächsten Tag hat sich eine Bürgerinitiative gegen die Deponie formiert, und die Leute sind mit ihren Transparenten bis vor unsere Tore gekommen, ungefähr fünfzig Spinner unterschiedlichster Herkunft, Kinder und Frauen in vorderster Front, die gut sichtbar auf ihre Transparente geschrieben hatten: ›Pierini gleich Bhopal‹ und ›Pierini gleich Tschernobyl‹.«
    »Pierini, dann heißen Sie also Pierini mit Nachnamen!«
    »Du lieber Himmel, ich habe mich verraten!
    ›Was ist Bhopal? Und was ist Tschernobyl?‹, habe ich Filiberto gefragt, der bloß mit den Schultern zuckte und sich wieder ins Labor verzog. Waren das etwa Beleidigungen in russischer Sprache?
    ›Die Pierinis sind mit niemandem gleichzusetzen!‹, rief ich, während die Leute sich vor die Tore hockten und hinter ihnen sich eine Schlange hupender Lastwagen bildete.
    Sinnlos, irgendwelche Zeichen zu machen, dass sie wenigstens die Lkws vorbeilassen sollten, deren Fahrer von auswärts kamen. Solche Aktionen bargen ja das Risiko in sich, dass die Vorurteile in Bezug auf unsere Gastfreundlichkeit neue Nahrung erhielten. Ich wurde zur Zielscheibe von Pfiffen und Gebrüll. Antonietta saß mit bleicher Miene an ihrem Platz. Die Nonna, die die Situation erfasst hatte, ging hin, um ein paar Begrüßungen loszuwerden, weil sie sich an fast alle erinnerte und die Protestler schon kannte, als sie kleine Kinder waren und kurze Hosen und Röckchen trugen.
    Auch sie hat ihre Portion Beleidigungen abbekommen.
    Ich habe mir die Leute genau angeschaut: Unter den Männern waren einige in meinem Alter und andere, die ein bisschen älter waren. Nur ein Glück, dass es in unserer Gegend nicht so

Weitere Kostenlose Bücher