Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Bier ein wenig üppiger flossen, war Geder froh darum.
»Das Kennzeichen eines wahren Führers«, begann Geder und verlor dann den Faden. »Das Kennzeichen eines wahren Führers …«
»Ich hoffe, Ihr entschuldigt mich«, sagte sein Vater. »Geder, mein Junge?«
Geder erhob sich, und sein Trinkkumpan nickte respektvoll und wandte sich dann ab, mit mehr oder weniger geraden Schritten.
»Es wird spät für einen alten Mann«, sagte Lerer Palliako, »aber ich konnte doch nicht gehen, ohne dich zu sehen. Du hast alles übertroffen, worauf ich zu hoffen gewagt habe. Ich habe niemanden mehr auf solche Weise über unsere Familie reden hören, seit … Nun, nie, nehme ich an.«
»Lass mich dich begleiten«, sagte Geder.
»Nein, nein, nein. Es ist deine Nacht. Genieße sie.«
»Ich würde es genießen, mich mit dir zu unterhalten«, erklärte Geder, und der Blick seines Vaters wurde weich.
»Nun gut.«
Zusammen suchten Geder und sein Vater Lady Kalliam auf und entboten ihren tiefsten Dank. Irgendwie wendete sich das Gespräch, bis sie am Ende ihre Dankesworte akzeptierten, und sie gingen mit dem Gefühl, einen intimen Abend mit alten Freunden hinter sich zu haben, denen sie kaum je begegnet waren. Sie bestand darauf, dass sie die Sänfte nahmen, die Geder schon zuvor durch die Straßen befördert hatte. Es war nicht sicher, durch die düsteren Straßen zu wandern, und selbst wenn es das gewesen wäre, war es nicht das Richtige. Jorey erschien, als sie gerade ihren letzten Abschied nahmen, und bot Geder die Hand. Geder weinte beinahe, als er sie ergriff.
Während die Tralgu-Sklaven sie durch die nächtlich dunklen Straßen trugen, blickte Geder zu den Sternen, die über den Himmel verstreut waren. Abseits von der fröhlichen Schar kühlte sich das Hochgefühl der Erleichterung um ein paar Grad ab. Er stellte überrascht fest, dass ein Teil der Furcht noch da war, nicht mehr stechend, nicht mehr stark, aber vorhanden.
Sein Vater räusperte sich. »Du befindest dich im Aufstieg, mein Sohn. Du befindest dich steil im Aufstieg.«
»Darüber weiß ich nichts«, sagte Geder.
»Nun, ich habe diese Männer heute Abend gehört. Du hast den Hof zu einem heiklen Zeitpunkt erwischt. Du schwebst in einer allzu deutlichen Gefahr, zum Symbol für etwas zu werden.« Der Tonfall seines Vaters war fröhlich, aber etwas an der Art, wie er seine Schultern hielt, ließ Geder an einen Mann denken, der sich auf einen Schlag einstellte.
»Ich bin keine Hoftaube«, sagte Geder. »Ich werde mich freuen, wenn ich nach Hause komme und einige der Bücher durchgehen kann, die ich dort unten gefunden habe. Dir würden ein paar davon gefallen. Ich habe eine Übersetzung eines Traktats über die letzten Drachen begonnen, das behauptet, nur ein paar hundert Jahre nach Morades Fall datiert zu sein. Du würdest es mögen.«
»Da hast du sicher recht«, sagte Lerer.
Der Tralgu an der Spitze grunzte ausdrucksvoll und die Sänfte wirbelte elegant um eine Biegung nach rechts, neigte sich nur um eine Winzigkeit, um die Bewegung auszugleichen.
»Ich habe gesehen, dass Sir Klin heute Abend nicht teilgenommen hat«, sagte Lerer.
»Das hätte ich auch nicht von ihm erwartet«, erwiderte Geder. Einen Moment lang war er auf einem gefrorenen Mühlenweiher und entdeckte den Reichtum, der Klins Rolle als Protektor gesichert hätte. »Ich kann mir vorstellen, dass er letztlich ein wenig verdrossen ist. Vanai hat ihm gehört, und man hat ihn an einer Leine zurückgepfiffen. Es muss ihn beschämen zu sehen, auf welche Weise ich begrüßt wurde.«
»Das muss es. Das muss es. Auch Lord Ternigan ist nicht gekommen.«
»Er war vielleicht an anderer Stelle unentbehrlich«, sagte Geder.
»Das wird es sein. Ich bin sicher, das wird es sein.«
In den dunklen Straßen beschwerte sich kläffend ein Hund. Die Brise, die sich in den dicht gedrängten Ballsälen und Gärten kühl angefühlt hatte, war nun eisig.
»Bei Hofveranstaltungen tauchen für gewöhnlich nicht alle auf«, sagte Geder. »Ich habe nicht einmal so viele erwartet.«
»Natürlich nicht. Und es war schon ein aufregendes Ereignis, oder?«
»Ja.«
Sie verfielen ins Schweigen. Geders Rücken schmerzte. Wegen des Ritts und der Tänze ging er davon aus, dass er sich morgen wie ein Krüppel fühlen würde.
»Geder?«
Geder brummte.
»Sei vorsichtig mit diesen Männern. Sie sind nicht immer das, was sie scheinen. Selbst wenn sie sich auf deine Seite schlagen, ist es am besten, wenn man ein Auge auf sie
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