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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Wächtern, Ochsen, Karren und verwilderten Hunden aussah. Diesmal war es, als würde er nach Camnipol gehen, wie es sich ein Junge erträumte, der nur von seiner Herrlichkeit gehört hatte. Mindestens dreihundert Leute standen als Ehrengarde hintereinander und schwenkten Banner des Hauses Palliako. Rechts befand sich eine Plattform mit Männern in bestickten Umhängen und Tuniken aus Goldstoff. Dort war der Baron der Wassermark. Neben ihm ein junger Mann in den Farben des Hauses Skestinin. Nicht der Lord selbst, aber womöglich sein Ältester. Vielleicht ein halbes Dutzend weitere, die Geders wirbelnder Verstand halb erkannte, ehe die Sänfte weiterglitt. Und dann, am Ende, sah Geder das Gesicht seines Vaters, mit hocherhobenem Kopf und Tränen, die über die Wangen hinabflossen, und er sah den Stolz darauf.
    Die Menge folgte ihnen, jubelte und streute Hände voller Blumen und in Papier gewickelte Süßigkeiten. Der Lärm machte jegliche Hoffnung auf eine Unterhaltung zunichte, und daher konnte er Lord Kalliam nur voller Verwunderung anstarren.
    An einer Kreuzung mit einem halben Dutzend Straßen zögerte die Sänfte. In der Nähe der Königshöhe waren die Gebäude drei bis vier Stockwerke hoch, und Leute lehnten sich aus jedem Fenster, um sein Vorüberkommen zu beobachten. Ein Mädchen hoch oben zu seiner Linken streckte eine Faust mit leuchtend bunten Bändern aus. Die Fäden tanzten durch die Luft, als sie fielen. Geder winkte ihr zu, und ein schwindelerregender und süßer Sog ergriff ihn.
    Trotz allem, was er getan hatte, war er ein Held. Wegen allem, was er getan hatte. Es war mehr als Erleichterung; es war Begnadigung, Vergebung und Freispruch. Er hob die Arme, saugte die Beweihräucherung auf wie ein Verhungernder. Wenn es ein Traum war, würde er lieber sterben, als daraus zu erwachen.
    »Es war eine schwere Entscheidung«, sagte Geder, beugte sich über den Tisch und sprach laut. »Eine Stadt niederzubrennen ist etwas Schreckliches. Ich habe diesen Pfad nicht leichtfertig eingeschlagen.«
    »Bestimmt nicht«, sagte der zweite Sohn des Barons von Nurring, der die Worte nur geringfügig undeutlich aussprach. »Aber das ist doch das Wesentliche dabei, oder? Wo liegt der Wert, wenn man das Leichte tut? Es gibt keinen. Aber dem Dilemma gegenüberzustehen. Zu handeln …«
    »Entschlossen zu handeln«, sagte Geder.
    »Genau«, bekräftigte der Junge. »Entschlossen zu handeln.«
    Das Festgelände schloss sich an Dawson Kalliams Anwesen an. Es war nicht so großartig wie die Ballsäle und Gärten des eigentlichen Besitzes, aber es war nicht weit davon entfernt. Und es sagte mehr aus als ein dreimal so großes Anwesen auf dem Land, wenn man so viel Platz innerhalb der Mauern der Unsterblichen Stadt besaß. Reihenweise glühten Kerzen auf den Mauern mit den hohen Kuppeln, und Laternen aus geblasenem Glas hingen an Fäden, die zu dünn waren, als dass man sie in der Dämmerung gesehen hätte. Breite Tore öffneten sich zu Nutzgärten, die noch nach aufgewühlter Erde und frühen Blumen rochen. Die Fest- und Tanzreigen waren hindurchgezogen. Ein halbes Dutzend hochgeborener Männer waren auf das Podium getreten, um die Tugenden von Geders Taten in den Freistädten kundzutun.
    Keine Spur der Schwäche, Ängstlichkeit und Korruption hätte er gezeigt, die die Generäle von Antea inzwischen schon zu lange vergiftete, sagten sie. Geder Palliako hätte seinen Mut nicht nur den Freistädten bewiesen, nicht nur der Welt. Er hätte ihn seinen eigenen Landsleuten bewiesen. Durch seine Taten hätte er sie alle daran erinnert, wozu Reinheit fähig war. Selbst der König hatte einen Boten mit einer schriftlichen Bekanntmachung geschickt, in der er Geders Rückkehr nach Camnipol zur Kenntnis nahm.
    Der Applaus war berauschend gewesen. Der Respekt und die Bewunderung von Männern, die ihm während keiner seiner Besuche bei Hof auch nur zugenickt hatten. Dann der Tanz. Geder ging diesem speziellen Zeitvertreib im Allgemeinen aus dem Weg, aber Dawson Kalliams Frau Clara hatte darauf bestanden, dass er zumindest einmal mit ihr die Runde um den Garten herum bestritt, und bis die Runde geschafft gewesen war, hatte er sich beinahe trittsicher gefühlt. Er hatte noch einige Runden mit ein paar jüngeren, nicht liierten Frauen gedreht, ehe seine Knöchel und Oberschenkel so heftig zu protestieren begannen, dass er aufgehört hatte. Jorey hatte ihm seinen Ledermantel gebracht, und als der Tag sich gegen Abend abkühlte und der Wein und das

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