Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
Vom Netzwerk:
aufzutauchen – eine Stadt, die aus Träumen errichtet war.
    Das Südtor war schmal, kaum mehr als ein Schlitz im hohen grauen Stein, mit Türen aus Bronze und Drachenjade, die zur Seite glitten, um den Durchgang zu öffnen. Gleich außerhalb der Tore saßen ein Dutzend Männer in emaillierter Plattenrüstung auf Streitrössern, deren Geschirr zu den Reitern passte.
    Als Geder und Jorey näher kamen, zogen die Männer ihre Schwerter. Die Klingen blitzten in der nachmittäglichen Sonne, und Geders Herz raste in der Brust wie ein Fuchs in einer Falle. Hier kam der Augenblick, den er erwartet und gefürchtet hatte. Jorey nickte ihm ermunternd mit einem Lächeln zu, das Geder nicht ganz zu deuten wusste. Es spielte keine Rolle. Geder schluckte seine Angst hinunter, ritt bebend seiner Kapitulation entgegen und wünschte sich, er hätte daran gedacht, seinen guten Ledermantel anzuziehen.
    An der Stelle, an der die Straße durch die Mauer führte, trat eine einzelne Gestalt aus den Schatten. Obwohl er nicht auf einem Pferd saß, verfügte der Mann über die Aufmerksamkeit aller, die hier versammelt waren. Er war ein Erstgeborener und schon ein wenig älter. Seine Schläfen waren grau, sein Gesicht scharf geschnitten und intelligent. Seine Haltung ließ den Eindruck entstehen, er wäre höher gewachsen als die Reiter. Geder ermutigte seinen Wallach zu einem weiteren Schritt. Aus der Nähe war Joreys Vater nicht zu verkennen. Ihre Augen hatten die gleiche Form, und auch das Kinn war beinahe identisch. Er blickte auf Dawson Kalliam hinab.
    »Sir Palliako«, sagte der ältere Kalliam.
    Geder nickte.
    »Es ist mir eine Ehre, Euch in der Unsterblichen Stadt willkommen zu heißen«, sagte Dawson Kalliam. Und dann, scharf: »Ehrensalut!«
    Die Reiter hoben die Schwerter zum Gruß. Geder blinzelte sie an. Er hatte noch nie gesehen, wie jemand von adligem Blut vor den König gebracht wurde, um Rechenschaft abzulegen, aber so hatte er es sich nicht vorgestellt. Aus dem Nirgendwo erhoben sich Stimmen gemeinsam zu einem langen Jubelruf. Und am seltsamsten war, dass Schneeflocken aus dem weiten blauen Himmel herabtrudelten.
    Nein. Keine Schneeflocken. Blütenblätter. Geder sah auf, und oben auf den Mauern blickten hunderte von Leuten herab. Geder hob unsicher die Hand, und die Menge über ihm brüllte.
    »Coe wird sich um Euer Pferd kümmern«, sagte Dawson. »Wir haben eine Sänfte vorbereitet.«
    Es dauerte einen Augenblick, bis er verstand, doch dann ließ sich Geder zu Boden gleiten und von Joreys Vater in das Zwielicht zwischen den Stadtmauern führen. Er dachte nicht daran zu fragen, wer wohl Coe sein könnte.
    Die Sänfte war verziert; sie trug das Wappen und die Farben des Hauses Kalliam, aber auf jeder Seite war eine Stoffbahn im Grau und Blau der Palliako angebracht. Es gab zwei mit Samt gepolsterte Sitze, die einander gegenüberstanden, und acht Tralgu hockten an den Stangen. Dawson nahm den Sitz, der nach hinten blickte. Geder schob sich eine fettige Haarsträhne aus den Augen. Seine Beine zitterten vom Ritt. Die Schießscharten und Mörderlöcher in der gesamten Stadtmauer waren mit lächelnden Augen besetzt.
    »Ich verstehe das nicht«, sagte Geder.
    »Ein paar meiner Freunde und ich haben eine Feier für Euch vorbereitet. Das ist Tradition, wenn ein Anführer von einem militärischen Sieg zurückkehrt.«
    Geder wandte sich langsam um. Etwas Schweres schien in seinem Bauch Wurzeln geschlagen zu haben, und der hohe Stein, der über ihm aufragte, neigte sich ein wenig wie ein junger Baum im Höhenwind. Sein Mund war trocken.
    »Sieg?«, fragte er.
    »Die Opferung von Vanai«, erklärte Dawson. »Mutig und eindrucksvoll. Diese Entscheidung war tapferer als alles, was dieses Königreich in einer Generation gesehen hat, und es gibt einige unter uns, die sich wünschen, dass diese Grimmigkeit nach Antea zurückkehrt.«
    Vor Geders innerem Auge kroch eine Frau über die Mauern einer toten Stadt, Flammen sprangen hinter ihrem dunkel hervorgehobenen Körper empor. In seiner Erinnerung fiel sie. Wieder füllte das Brüllen der Flammen seine Ohren, als wäre es ihm gefolgt, und seine Sicht verengte sich. Das war ein Sieg ? Breite Tralgu-Hände nahmen ihn bei der Schulter und geleiteten ihn zu seinem Sitz. Er starrte Dawson stumpfsinnig an, während die Sänfte sich unter ihnen bewegte.
    Das Südtor öffnete sich zu einem unebenen Platz. Geder war schon einmal hier gewesen und wusste, wie das Chaos aus Bettlern, Händlern und

Weitere Kostenlose Bücher