Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
hat.«
»Das werde ich«, sagte Geder.
»Und vergiss nicht, wer du bist. Wer immer du nach ihrem Willen sein sollst, vergiss nicht, wer du wirklich bist.«
»Das werde ich nicht.«
»Gut«, sagte Lerer Palliako. Er war kaum mehr als ein Schatten vor einem Schatten, nur dass sich das Sternenlicht in seinen Augen fing. »Das ist mein guter Junge.«
Marcus
Marcus kauerte sich zusammen, die Arme an den Seiten. Der Griff des Schwertes aus Schwarzholz in seiner Hand war rutschig vom Schweiß. Der junge Erstgeborene, der am gegenüberliegenden Ende der Grube tänzelte, trug Kämpferhosen und eine ernste Miene. Marcus wartete. Der Junge leckte sich über die Lippen und packte sein Schwert.
»Keine Eile«, sagte Marcus.
Die Luft in der Halle war heiß und feucht. Der Lärm der anderen Kämpfer konnte kaum das Rauschen der Wasserrohre übertönen, die die Bäder speisten. Mindestens ein Dutzend Männer standen um die Ränder der Grube herum. Die meisten waren Kurtadam oder Erstgeborene, obwohl sich auch ein Timzinae-Pärchen ein wenig abseitshielt. Und Yardem Hane, japsend und schweißgetränkt. Kein Cinnae war gekommen.
Marcus sah, wie der Junge das Gewicht verlagerte, um sich auf einen Angriff einzulassen. Der Junge hielt sein Schwert seitlich, im östlichen Stil, also hatte er ein wenig Ausbildung. Marcus parierte, und Kalkstaub stieg von der Schwarzholzklinge auf, dann bewegte er sich auf die linke Seite des Jungen. Der Junge drehte sich, und Marcus ließ sein Schwert von oben kommen. Der Junge parierte so aggressiv, dass beide Schwerter zurückprallten. Marcus packte das Schwert mit der linken Hand und schlug erneut zu, diesmal tief, während er die Haltung des Jungen in Augenschein nahm.
Dass er beide Hiebe von Marcus abgewehrt hatte, ließ ihn mutig werden. Der Junge packte die Waffe fester, machte eine plumpe Finte rechts und zuckte nach links. Marcus parierte den Angriff beiläufig und zog seine Klinge durch die drückende Luft, um sie dem Jungen fest auf die Brust zu schlagen. Marcus beobachtete, wie sein Gegner zurückstolperte. Das gekalkte Übungsschwert hinterließ einen Abdruck von der untersten Rippe des Jungen bis zum Schlüsselbein.
»Wer ist der Nächste?«, rief er.
»Das ist der Letzte, Herr«, antwortete Yardem.
»Danke, Hauptmann Wester, Herr«, sagte der Junge. Wo Marcus ihn getroffen hatte, wurde die Haut rot und schwoll an. Einen Augenblick lang ärgerte er sich. Er hatte den Jungen nicht verletzen wollen.
»Danke, Sohn. Du hast dich gut geschlagen«, sagte Marcus, und der Junge grinste.
Marcus legte die Hände auf den Rand der Grube und zog sich hinauf. Er war wund von den Schultern bis zu den Füßen, und der Schmerz fühlte sich gut an. Yardem warf ihm ein Bündel des zerschlissenen Stoffs zu, und Marcus wischte sich den Schweiß von Gesicht und Hals. Das war die dritte Gruppe von Bewerbern, die sie als Neuzugänge für den Trupp geprüft hatten. Wie bei den anderen beiden war es ein gemischter Haufen gewesen. Einige waren gekommen, weil sie verzweifelt waren und über keine Fähigkeit verfügten bis auf den Willen, anderen Schmerzen zu bereiten. Andere, weil sie damit behaupten konnten, dass sie in der Grube gegen Marcus Wester gekämpft hatten. Und ein paar – nicht mehr als eine Handvoll – weil es die Arbeit war, die sie kannten, und sie zufällig gerade keine Beschäftigung gehabt hatten, als Marcus seinen Aufruf gestartet hatte.
Einer der Letzteren war ein stämmiger Kurtadam mit graugoldenem Pelz und einem Akzent aus Cabral. Marcus fing Yardems Blick auf und wies mit dem Kinn auf den Bewerber. Yardem nickte.
»Du«, rief Marcus. »Wie war noch mal dein Name, Freund?«
»Ahariel«, sagte der Kurtadam. »Ahariel Akkabrian.«
»Du weißt, wie man kämpft. Was hat dich nach Porte Oliva verschlagen?«
»Ich hatte einen Vertrag bei einer Gesellschaft aus Narineiland angenommen. Zum Großteil Garnisonsdienst, aber der Befehlshaber hat angefangen, mit seinen Untergebenen ins Bett zu steigen. Das führt zu Geschwätz und verletzten Gefühlen, also musste ich da weg. Ich hatte die Freistädte im Sinn. Ich gehe davon aus, dass sie jetzt jahrelang nervös sein werden, nach dem, was in Vanai passiert ist. Aber ich habe gehört, dass Ihr auf der Suche seid.«
»Es wird kein Garnisonsdienst sein«, sagte Marcus.
Der Kurtadam zuckte mit den Schultern. »Ich habe mir gedacht, Ihr könnt Euch Eure Arbeit aussuchen. Nach Wodfurt und Gradis und allem. Wenn sie gut genug ist, um Euch zu
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