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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Ziegenhirten trieben ihre Herden die Drachenstraße entlang, von den tief gelegenen Winterweiden zu den Bergen im Westen. Bauern führten Ochsen auf die Felder, die reif für das Pflügen und Pflanzen waren. Steuereintreiber ritten mit winzigen Gefolgschaften aus Schwert- und Bogenkämpfern vorüber, um in den kleinen Städten zusammenzukratzen, was sich holen ließ, ehe ihre Pachtverträge ausliefen. Es kam selten vor, dass man einen einzelnen Mann auf einem guten Pferd erblickte, deshalb wusste Geder, dass der graue Hengst, der nach Süden ritt, für ihn bestimmt war. Erst als das Pferd näher kam und er erkannte, dass der Reiter Jorey Kalliam war, wich seine Nervosität, und sein Atem ging leichter.
    Er lenkte sein eigenes Pferd von der Drachenstraße herunter und in den Schlamm neben der Straße, um die Reihen ohne ihn weiterziehen zu lassen. Jorey brachte sein Pferd dicht heran, und Geders Knie berührte beinahe Joreys Sattel. Vor Erschöpfung war Joreys Gesicht grau, aber seine Augen waren hell und scharf wie die eines Greifvogels.
    »Was gibt es Neues?«, fragte Geder.
    »Ihr müsst mit vorausreiten«, sagte Jorey. »Schnell.«
    »Der König?«, fragte Geder, und Jorey schüttelte den Kopf.
    »Mein Vater«, erklärte er. »Er will Euch dort haben, so schnell Ihr könnt.«
    Geder leckte sich die Lippen und blickte zu den Karren auf, die langsam an ihnen vorüberrollten. Einige der Fuhrleute und Schwertkämpfer gaben vor, die beiden nicht zu sehen, andere starrten sie offen an. Seit sie den Kadaver von Vanai verlassen hatten, war Camnipol stets das Ziel gewesen, mit dem er sich angetrieben hatte, ein Ende seiner Mühen. Nun, da die Zeit gekommen war, wollte er es noch ein wenig weiter aufschieben.
    »Ich denke nicht, dass das klug wäre«, sagte Geder. »Es gibt niemanden, dem ich den Befehl übergeben könnte, und wenn ich …«
    »Übergebt ihn Brut«, sagte Jorey. »Er ist nicht besonders schlau, aber er ist dazu fähig, Truppen die Straße entlangzuführen. Tragt ihm einfach auf, vor dem Osttor ein Lager aufzuschlagen und auf Nachricht zu warten. Lasst ihn nicht den Befehl zur Entlassung erteilen.«
    »Es ist … Man muss auch an die Moral denken«, sagte Geder. »Ich will nicht, dass die Männer sich fühlen, als hätte ich sie aufgegeben.«
    Joreys Miene sagte alles. Geder ließ den Kopf hängen, und Röte glühte auf seinen Wangen.
    »Ich werde Brut suchen«, sagte er.
    »Und bringt Eure besten Gewänder mit«, empfahl Jorey.
    Während er Brut die Anweisungen gab, die Jorey ihm vorgeschlagen hatte, wechselte Geder auch auf einen braunen Wallach, der an diesem Vormittag im Ruhetrott gegangen war. Als Geder sein erstes Kommando hinter sich ließ, saß er mit Jorey Kalliam an seiner Seite auf einem jungen, schnellen Pferd. Ein paar Minuten lang ließ er zu, dass das Tier unter ihm sich gegen den Wind stemmte, und genoss die Illusion der Freiheit, wenn sie schon nicht Tatsache war.
    Sie hielten zum Lagern an einem Schuppen mit schwarzem Dach, an dem ein Schlammpfad auf die Drachenstraße stieß, und waren beide zu erschöpft, um mehr zu tun, als sich um ihre Pferde zu kümmern. Geder brach zu einem traumlosen Schlaf zusammen und erwachte am Morgen, um Jorey zu erblicken, der die Gurte des Wallachs festzog. Sie waren schon auf der Straße, bevor Geder die Schlaftrunkenheit ganz abgeschüttelt hatte.
    Vor ihnen erhob sich Camnipol.
    Der südliche Weg in die Stadt war der steilste; das grüne Band aus Drachenjade suchte sich einen Weg auf das Felsmassiv hinauf wie ein Stück Schnur, das einem Kind zu Boden gefallen war. Zeit und Wetter hatten den Stein selbst zerfressen, so dass Abschnitte von hundert Fuß oder mehr übrig geblieben waren, auf denen die Straße sich hinaus in die leere Luft wölbte, und nichts als Vorsicht hielt Reisende dort auf ihrem Weg. Der beißende Frühlingswind kam nicht aus einer der vier Himmelsrichtungen, sondern lediglich von der Stadt herab oder aus der Ebene darunter herauf. Von den Höhlen und Unterständen aus, die sich an die Steinklippe klammerten, brauchte man häufig grobe Holzbrücken, um die Straße selbst zu erreichen. Der stetige Schmerz in Geders Beinen lenkte ihn ab, und die Masse aus Stein und Gebüsch versperrte die Sicht, so dass ihm nicht auffiel, wie die Königshöhe größer wurde und die Wälle der Stadt an Masse gewannen, bis sie beinahe an der letzten Biegung angelangt waren. Stattdessen schienen die großen, leuchtenden Bögen und hohen Türme aus dem Nichts

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