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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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riesigen Fingern Unkraut zupfte.
    Er trat vor, ehe er sich selbst wieder zur Feigheit bekehren konnte. Ihr breiter Kopf fuhr ruckartig nach oben, die Nasenflügel weiteten sich. Er hob eine Hand, beinahe entschuldigend.
    »Vergebt mir«, sagte er. »Ich … ich bin in Schwierigkeiten. Und ich habe gehofft, Ihr würdet mir vielleicht helfen.«
    Die Augen der Frau verengten sich zu Schlitzen. Sie verlagerte ihren Schwerpunkt nach unten wie eine Raubkatze, die sich für den Kampf bereit macht. Es kam ihm in den Sinn, dass es vielleicht schlauer gewesen wäre herauszufinden, ob sie seine Sprache verstand, ehe er an sie herantrat.
    »Ich komme aus den Bergen«, sagte er und bemerkte die Verzweiflung in seiner Stimme. Und er bemerkte noch etwas anderes. Ein unhörbares Dröhnen seines Blutes. Die Gabe der Spinnengöttin, die verfügte, dass die Frau ihm Glauben schenkte.
    »Wir handeln nicht mit Erstgeborenen«, knurrte die Yemmu. »Zumindest nicht mit denen aus diesen zweimal beschissenen Bergen. Verzieh dich von hier, und nimm deine Männer mit.«
    »Ich habe keine Männer«, sagte er. Die Wesen in seinem Blut wallten auf, voller Erregung, weil Gebrauch von ihnen gemacht wurde. Die Frau neigte den Kopf zur Seite, während seine gestohlene Magie sie überzeugte. »Ich bin allein. Und unbewaffnet. Ich bin seit … Wochen unterwegs. Ich kann arbeiten, wenn Ihr wollt. Für ein wenig Nahrung und einen warmen Ort zum Schlafen. Nur für diese Nacht.«
    »Allein und unbewaffnet. Durch die Berge?«
    »Ja.«
    Der Augenblick, ehe sie lachte, zog sich in die Länge.
    Sie ließ ihn Flusswasser zu ihrer Zisterne schleppen, während sie ihre Gartenarbeit erledigte. Der Eimer war für Yemmu-Hände geschaffen, und er konnte ihn nur halb füllen, bis er so schwer wurde, dass er ihn nicht mehr heben konnte. Aber er plagte sich mannhaft von dem kleinen Haus zu der groben Holzplattform und dann wieder zurück. Er gab acht, dass er sich nicht die Haut aufriss, zumindest nicht so sehr, dass Blut zu sehen war. Es war ohnehin zweifelhaft, ob er willkommen war, auch ohne dass er die Spinnen erklären musste.
    Bei Sonnenuntergang deckte sie einen Platz für ihn an ihrem Tisch. Das Feuer in der Grube machte ihm Sorgen, und er musste sich in Erinnerung rufen, dass die, die seine Brüder gewesen waren, nicht hier waren und nach seinen Spuren Ausschau hielten. Sie schöpfte eine Schale mit Eintopf aus einem Kessel über dem Feuer. Das Essen hatte den kräftigen, vielschichtigen Geschmack von einem stetig köchelnden Topf; der Kessel wurde nie vom Feuer genommen, und frische Fleisch- und Gemüsestücke wanderten hinein, wie sie gerade verfügbar waren. Einige der dunklen Fleischstückchen, die in der fettigen Brühe schwammen, köchelten vielleicht schon, seit er den Tempel verlassen hatte. Es war die beste Mahlzeit, die er je zu sich genommen hatte.
    »Mein Mann ist bei der Karawanserei«, sagte sie. »Es soll wohl einer der Fürsten vorbeikommen, und sie werden hungrig sein. Er hat sämtliche Schweine mitgenommen. Wenn wir Glück haben, verkauft er sie alle. Verdient genug Silber, um uns durch die Sturmzeit zu bringen.«
    Er lauschte ihrer Stimme und auch auf die Regungen in seinem Blut. Der letzte Teil war eine Lüge. Sie glaubte nicht, dass das Silber reichen würde. Er fragte sich, ob sie sich deswegen Sorgen machte und ob es für ihn eine Möglichkeit gab, ihr zu helfen. Er würde es zumindest versuchen. Bevor er ging.
    »Was ist mit dir, du armer Scheißer?«, fragte sie, ihre Stimme war weich und warm. »Mit wessen Schafen hast du es getrieben, dass du bei mir um Arbeit bettelst?«
    Der Abtrünnige lachte leise. Das warme Essen im Bauch, das Feuer neben ihm und das Wissen, dass draußen ein Strohballen und eine dünne Wolldecke auf ihn warteten, taten sich zusammen, um seine Schultern und seinen Magen zu entspannen. Die riesigen goldgesprenkelten Augen der Yemmu blieben auf ihn gerichtet. Er zuckte die Achseln.
    »Ich habe herausgefunden, dass etwas nicht dadurch wahr wird, dass man daran glaubt«, sagte er vorsichtig. »Es gab Dinge, die ich akzeptiert habe, die ich bis ins Mark geglaubt habe, und ich lag … falsch.«
    »Bist getäuscht worden?«, fragte sie.
    »Getäuscht«, bestätigte er, und dann hielt er inne. »Oder vielleicht auch nicht. Nicht absichtlich. Ganz gleich, wie sehr man sich irrt, es ist keine Lüge, wenn man daran glaubt.«
    Die Yemmu pfiff – ein beeindruckendes Kunststück, wenn man ihre Hauer bedachte – und ließ die

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