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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Laternen wirbelte Cary einmal lachend herum. Einer der Königinnengardisten legte Cithrin einen Umhang um die Schultern. Marcus erkannte, dass er sein Messer gezogen hatte, ohne es zu merken. Man kann ihnen nicht vertrauen , dachte Marcus, als er die Wächter des Bürgerfriedens in ihren Umhängen aus Grün und Gold ansah. Man kann ihnen nicht vertrauen.
    »Hauptmann?«, fragte Yardem.
    »Weiter. Immer weiter«, sagte Marcus und zwang sich dazu, sich abzuwenden.
    Die Lücke in der Seemauer war am äußersten Ostrand der Stadt. Ein steinerner Gehweg, der weiß war von Schnee und Möwendreck, blickte über einen unsichtbaren Ozean hinaus. Möwen nisteten in Spalten in den Mauern um sie herum und auf den Klippen darunter. Und dort war ein einzelner Spalt, nicht breiter als eine Tür, wo die Stadt eine Belagerungswaffe gebaut hatte, die schon längst zu Rost zerfallen war, um sich gegen einen Feind zu verteidigen, der so tot war wie die Körper, die Marcus schleppte.
    Sie hatten sich rasch und leise bewegt. Yardem ging zur Kante und warf den Leichnam von seiner Schulter in den grauen Nebel. Dann kamen Smit und Horniss wie Männer, die einem betrunkenen Kameraden über die Schwelle halfen. Dann der Handkarren mit seiner menschlichen Ladung. Und am Schluss standen Sandr und Opal an der Kante, die Frau humpelnd unter dem Gewicht ihrer Last. Der Letzte der Messerkämpfer war verschwunden. Kein Aufspritzen war zu hören. Nur das Flüstern des Windes, das Kreischen der Vögel und das ferne Murmeln der Brandung.
    »Yardem«, sagte Marcus. »Geh zurück zur Unterkunft. Ich werde Cithrin suchen.«
    »Ja, Herr«, erwiderte der Tralgu und verschwand in der Düsternis.
    »Wir werden Geld brauchen, um ihre Bußgelder zu bezahlen«, sagte Smit. »Können wir uns das leisten?«
    »Scheint mir falsch, sie für öffentliche Lüsternheit zu belangen«, meinte Sandr. »An den meisten Orten muss man eigens dafür bezahlen.«
    »Ich denke, wir können tun, was wir tun müssen«, sagte Meister Kit knapp. »Ihr geht alle zurück zum Wagen. Ich glaube, der Hauptmann und ich haben noch letzte Dinge zu besprechen. Opal, bitte bleib bei uns.«
    Die Schauspieler standen einen Augenblick da und gingen dann langsam davon. Marcus hörte, wie ihre Schritte verklangen. Sandr sagte etwas, und Smit gab eine düstere Antwort. Marcus konnte die Worte nicht verstehen. Meister Kit und Opal standen da wie eine tiefere Schwärze in all der Düsternis um sie herum. Marcus wünschte, er würde ihre Gesichter sehen, und war gleichzeitig froh, dass er es nicht konnte.
    »Ich kann sie zur Königinnengarde bringen«, sagte Marcus.
    »Ich weiß«, erwiderte Meister Kit.
    »Ich habe es niemandem sonst gesagt«, flehte Opal. »Die einzigen Leute, die vom Vermögen des Bankiersmädchens wissen, sind diejenigen, die es vorher schon gewusst haben.«
    »Außer einer deiner schwimmenden Freunde dort unten hat es weitererzählt«, sagte Marcus.
    »Ja«, gab Opal zu.
    »Mir scheint, hier bestehen nur zwei Möglichkeiten, Hauptmann. Ihr werdet Euch nicht an die Rechtsprechung der Stadt wenden. Entweder bleibt Opal frei oder nicht.«
    »Das stimmt«, bestätigte Marcus.
    »Ich würde es sehr schätzen, wenn Ihr sie fortgehen lasst«, sagte Meister Kit. »Sie hat schon ihre Stellung bei mir verloren, und wir haben Euch geholfen zu gewährleisten, dass Euer Auftrag hier weiterhin geschützt bleibt. Ihr seid verletzt, aber Yardem Hane nicht. Und Cithrin auch nicht. Ich will nicht sagen, dass nichts passiert ist, aber ich hoffe, es gibt Raum für Gnade.«
    »Danke, Kit«, sagte Opal.
    Marcus blinzelte nach oben. Am Osthimmel begann sich das erste blasse Licht der Dämmerung zu zeigen. Die Sterne im großen Bogen über ihm glitzerten und leuchteten noch, aber die blassesten von ihnen waren bereits verschwunden. Weitere würden in den nächsten paar Minuten verschwinden. Man hatte ihm erzählt, dass die Sterne in Wahrheit immer da waren, dass man sie tagsüber nur nicht sehen konnte. Er hatte das Gleiche über die Seelen der Toten gehört. Er glaubte weder das eine noch das andere.
    »Ich muss wissen, dass sie uns nicht wieder verfolgt«, forderte er.
    »Ich schwöre es«, sagte Opal, die bei seinen Worten zusammenzuckte. »Ich schwöre bei allen Göttern, dass ich es nicht noch einmal versuchen werde.«
    Von Meister Kit kam ein plötzliches qualvolles Geräusch, als hätte ihn jemand geschlagen. Marcus ging einen Schritt auf ihn zu, aber als der Mann sprach, war seine Stimme klar und

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