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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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kräftig und unaussprechlich traurig.
    »Oh, meine arme, liebe Opal.«
    »Kit«, sagte sie, und in der Art, wie sie das Wort aussprach, lag eine Intimität, die Marcus noch einmal alles neu einschätzen ließ, was er über die beiden und ihre Vergangenheit zu wissen geglaubt hatte.
    »Sie lügt, Hauptmann«, sagte Meister Kit. »Ich wünschte, es wäre anders, aber Ihr habt mein Wort, dass sie lügt. Wenn sie jetzt von hier fortgeht, dann mit der Absicht zurückzukehren.«
    »Nun«, sagte Marcus. »Das ist ein Problem.«
    Der Schatten, der Opal war, wandte sich ab und versuchte zu fliehen, aber Marcus trat vor sie. Sie kratzte nach seinen Augen und machte einen ungeschickten Versuch, ihm das Knie in die Lenden zu rammen.
    »Bitte. Er irrt sich. Kit irrt sich. Bitte lasst mich gehen.«
    Die Verzweiflung in ihrer Stimme, die Angst , veranlasste ihn, zur Seite treten zu wollen. Er war ein Soldat und kein Söldner, keiner von den wilden Schlägern, die Frauen töteten, weil es ihnen gefiel. Er trat einen halben Schritt zurück, aber dann erinnerte er sich wieder an Cithrin, die auf dem Bett saß, die Knie angezogen. Wie sie den Schwertern der Patrouille mit einem ungelenken Lied entgegengetreten war. Er hatte versprochen, sie zu beschützen, wenn er konnte. Nicht nur, wenn es angenehm war.
    Er wusste, was als Nächstes geschehen musste.
    »Es tut mir sehr leid«, sagte Marcus.

Geder
    Natürlich hatte Geder gewusst, dass Klins Günstlinge die besseren Unterkünfte bekommen hatten und dass Männer wie er mit den Überbleibseln abgespeist worden waren. Die Größenordnung dieser Kränkung war ihm jedoch nicht klar gewesen. Er saß auf einem niedrigen Diwan, der mit Seide aufgepolstert war. Durch hohe Fenster fiel Licht über die Böden, als würde Gott einen Milchkrug auskippen. Räucherwerk ließ einen Hauch von Vanille und Patchai durch die Luft schweben. Die Goldverzierungen und Juwelen, die über dem Feuerrost glänzten, waren nicht bei der Plünderung herausgerissen worden. Noch ehe die Soldaten von Antea die Straßen unterhalb eingenommen hatten, war deutlich gemacht worden, dass das Haus des Fürsten unantastbar war. Nicht weil es dem Fürsten gehörte, sondern weil es Ternigan gehörte. Und dann Klin. Und nun, undenkbarerweise, ihm.
    »Mein Lordprotektor?«
    Geder sprang auf, als hätte man ihn erwischt, wie er etwas berührte, das er nicht berühren sollte. Der Vorsteher des Hofstaats war ein alter Timzinae-Sklave mit dunklen Schuppen, die langsam grau wurden und hier und da aufplatzten. Er trug nun das Grau und Blau des Hauses Palliako, oder etwas, das dem zumindest nahe kam.
    »Eure Schreiber warten, Herr«, sagte der Timzinae.
    »Ja«, erwiderte Geder und zupfte an dem schwarzen Ledermantel, den er aus seiner alten Unterkunft mitgebracht hatte. »Ja, natürlich. Bringt mich hin.«
    Die Befehle waren vor drei Tagen eingetroffen. Der Lordmarschall hatte Alan Klin zurück nach Camnipol berufen, zur Verzweiflung einiger, zur Freude anderer und zu niemandes Überraschung. Die erstaunliche Entwicklung war, wen Ternigan als Ersatz ausgewählt hatte, bis es so weit war, dass König Simeon einen dauerhaften Statthalter ernannte. Geder hatte den Befehl mindestens zehnmal gelesen, das Siegel und die Unterschrift geprüft und ihn dann noch einmal gelesen. Sir Geder Palliako, der Sohn des Grafen von Bruchhalm, Lerer Palliako, war nun Protektor von Vanai. Er hatte den Befehl nach wie vor, zusammengefaltet in einer Tasche am Gürtel wie eine religiöse Reliquie – rätselhaft und überwältigend und alles andere als sicher.
    Sein erster Gedanke nach der anfänglichen Welle des schieren Unglaubens war gewesen, dass Klin Geders Verrat entdeckt hatte und dass dies seine Rache an ihm war. Als er in die Besprechungskammer trat, wo Klins Beauftragte jeden Sitz bis auf den vorne auf dem Podium bevölkerten, der für ihn reserviert war, kam Geder dieser Verdacht abermals. In seinem Bauch gluckerte es, und er spürte, wie seine Hände zitterten. Sein Blut fühlte sich schwach wie Wasser an, während er die beiden Stufen nach oben stieg und sich unbehaglich auf seinem Präsentierstuhl niederließ. Einst war dieser Raum eine Kapelle gewesen, und Geder war umgeben von den Darstellungen von Göttern, an die er nicht glaubte. Mitleidslose Augen blickten zu ihm auf, Gesichter, die im besten Fall leer waren, im schlimmsten offene Abscheu zeigten. Eine Handvoll Sitze waren leer: Getreue des Hauses Klin, die sich entschieden hatten, ihre

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