Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)
Ämter aufzugeben und lieber mit ihm nach Antea zurückzukehren, als sich der neuen Ordnung zu unterwerfen. Geder wünschte, er hätte mit ihnen gehen können.
»Lords«, sagte Geder. Er klang, als würde ihn jemand erwürgen. Er hustete, räusperte sich und fing noch einmal an. »Meine Lords, Ihr werdet inzwischen die Befehle von Lordmarschall Ternigan gelesen haben. Ich bin natürlich geehrt und ebenso überrascht, wie es sicherlich auch Ihr alle seid.« Er lachte leise. Niemand sonst gab einen Mucks von sich. Geder schluckte. »Es ist wichtig, dass die Stadt während dieser Veränderung nicht an einem Gefühl der Unsicherheit leidet. Ich möchte, dass jeder von Euch mit den Befehlen und Anweisungen weitermacht, die von Lord Klin ausgegeben worden sind, damit der … äh … Wechsel, den wir …«
»Ihr meint die Politik, die dazu geführt hat, dass er von Ternigan zurückgerufen wurde?« Der Sprecher war Alberith Maas, der älteste Sohn von Estrian Maas und ein Neffe von Klins engem Verbündeten Feldin.
»Bitte?«
»Die Befehle«, sagte der junge Mann. »Es sind dieselben, die Lord Klin den Unmut der Krone eingebracht haben, und Ihr wollt, dass wir an ihnen festhalten?«
»Für den Augenblick«, sagte Geder, »ja.«
»Eine mutige Entscheidung, mein Lordprotektor.«
Jemand lachte verächtlich. Geder spürte Scham über sich hereinbrechen und dann Zorn. Sein Kiefer spannte sich an.
»Wenn ich einen abweichenden Befehl gebe, Lord Maas, dann werde ich dafür sorgen, dass Ihr es erfahrt«, sagte er. »Wir werden alle daran arbeiten müssen, Vanai aus dem gegenwärtigen Durcheinander herauszuhieven.«
Also komm mir nicht in die Quere, oder ich gebe dir die Aufgabe, Unkraut aus den Kanälen zu entfernen , dachte Geder, sagte es aber nicht. Der junge Mann verdrehte die Augen, blieb jedoch still. Geder atmete tief ein und stieß die Luft langsam durch die Nase aus. Seine Feinde saßen vor ihm, blickten auf. Männer mit mehr Erfahrung, mit besseren politischen Verbindungen, und ihnen hatte man nicht die Macht gegeben, die Geder nun innehatte. Zum Großteil würden sie höflich sein. Sie würden das Richtige sagen, wenn auch oft im falschen Tonfall. Wenn sie unter sich waren, würden sie alle den Kopf schütteln und über ihn lachen.
Die Demütigung ließ seine Wut überkochen.
»Alan Klin ist gescheitert.« Es war nichts, was er vorgehabt hatte zu sagen, und er warf den Gesichtern die Worte wie eine Ohrfeige entgegen. »Der Lordmarschall hat ihm Vanai gegeben, und Klin hat es zum Fenster hinausgeschleudert. Und jeder von Euch war Teil dieses Scheiterns. Ich weiß, dass Ihr hier weggehen und untereinander Witze reißen und die Augen verdrehen und Euch sagen werdet, dass das alles ein furchtbares Missverständnis ist.« Er beugte sich vor. Die Hitze in seinen Wangen fühlte sich wie Mut an. »Aber, meine besten Lords, lasst mich das klar ausdrücken. Ich bin derjenige, den Lord Ternigan gewählt hat. Ich bin derjenige, den er dazu ernannt hat, Vanai von einer Peinlichkeit in ein Juwel in König Simeons Krone zu verwandeln. Und ich habe vor, das zu tun. Wenn Ihr mich und die Aufgabe, die Euch übergeben wurde, also lieber lächerlich machen wollt, sagt es jetzt, nehmt Eure Sachen und kriecht auf dem Bauch zurück nach Camnipol. Aber geht mir aus dem Weg!«
Inzwischen brüllte er. Die Angst war fort, die Demütigung mit ihr. Er erinnerte sich nicht daran, aufgestanden zu sein, aber er war jetzt auf den Beinen, sein Finger in allgemeiner Anklage auf die Gruppe gerichtet. Ihre Augen waren aufgerissen, ihre Augenbrauen gewölbt. Er konnte das Unbehagen an der Haltung ihrer Schultern und an der Art sehen, wie sie die Hände hoben.
Gut , dachte er. Sollen sie sich fragen, wer und was Geder Palliako ist.
»Wenn Lord Klin irgendwelche dringenden Angelegenheiten offen gelassen hat, werde ich es jetzt erfahren. Ansonsten will ich von jedem von Euch bis morgen einen Bericht über den Zustand der Stadt im Allgemeinen, Eure besondere Zuständigkeit darin und Eure Vorschläge, es besser zu machen.«
Insgesamt vier Herzschläge lang herrschte Stille. Geder ließ zu, dass er eine Spur Befriedigung verspürte.
»Lord Palliako?«, sagte ein Mann aus dem Hintergrund. »Da sind die Getreidesteuern.«
»Was ist damit?«
»Lord Klin hatte einen Vorschlag im Sinn, wie sie zu ändern wären, Herr. Aber er hat keine Entscheidung verkündet, ehe er gegangen ist. Seht Ihr, frisches Getreide, das vom Land hereinkommt, wird mit zwei
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