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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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niemand sonst in der Truppe Verdacht gehegt hat«, sagte Marcus.
    Meister Kit seufzte. »Ich bin mit Opal länger unterwegs als mit … nun ja, jedem sonst. Ich denke, sie kennt mich, und das, wie ich vermute, gut genug, um zu wissen, wie sie mich täuschen kann. Hauptmann, sogar wenn sie mich darüber angelogen hätte, hätte ich Bescheid gewusst.«
    »Lasst ihn, Wester«, sagte Opal. »Das war nicht sein Plan. Es war meiner.«
    Es war das erste Geständnis, das sie machte. Marcus fand keine Befriedigung darin.
    »Aber ich verstehe nicht, weshalb«, sagte Meister Kit. Er redete nicht mehr mit Marcus. »Ich habe gedacht, dass du Cithrin besonders magst.«
    »Wie viele Jahre habe ich noch?«, fragte Opal. Ihre Stimme war so scharf wie ein alter Käse. »Du hast schon Cary für die Rollen der Lady Kaunitar im Sinn. Noch fünf Jahre, und mir wird nur noch Hexe und Großmutter bleiben, und dann wird der Tag kommen, an dem du und die anderen irgendein nach Scheiße stinkendes Dorf in Elassae verlasst und ich nicht.«
    »Opal …«, setzte Meister Kit an, aber die Frau hob die Hand, um ihn aufzuhalten.
    »Ich weiß, wie so etwas läuft. Ich bin Schauspielerin, seit ich noch jünger war als Sandr jetzt. Ich habe es schon gesehen. Hatte irgendwie damit Frieden geschlossen, wirklich. Aber dann ist dieses Bankiersmädchen aus dem Nichts gekommen und …« Opal zuckte die Achseln, und es war die Bewegung einer Schauspielerin, zusammengesetzt aus Erschöpfung und Resignation.
    Erschöpfung und Resignation, dachte Marcus, aber nicht Reue.
    »Alles klar«, sagte Marcus. »Nächstes Problem.«
    Meister Kit wandte sich wieder ihm zu. In den Augen des Mannes standen Tränen, aber ansonsten war sein Gesichtsausdruck unbewegt.
    »Ich habe fünf Leichen«, sagte Marcus. »Und es sind vielleicht drei Stunden, bis es anfängt, hell zu werden. Wenn ich zur Königinnengarde gehe, werde ich erklären müssen, was geschehen ist und was wir in diesen Kisten haben, das es wert ist, dass man dafür tötet. Alle Hoffnungen, Schweigen zu bewahren, sind damit dahin. Und außerdem werden wir umziehen müssen, nur für den Fall, dass Opals Freunde noch eigene Freunde haben. Wir haben den Karren verkauft. Ihr habt noch einen.«
    Der Schnitt an seiner Schulter war auf unangenehme Weise taub geworden, aber der Kratzer über den Rippen riss jedes Mal auf, wenn er tief Luft holte. Er wusste, dass das die Stelle war, an der Meister Kit sich womöglich störrisch zeigen würde. Marcus hatte gehofft, lange Verhandlungen vermeiden zu können. Er sah in Meister Kits dunkle Augen, während der Mann seine unerfreulichen Möglichkeiten abwog.
    »Ich habe das Gefühl, die Truppe schuldet Euch etwas, Hauptmann Wester«, sagte er schließlich. »Was wollt Ihr von mir?«
    Eine Stunde später waren sie zurück in der kleinen Unterkunft im Salzviertel. Den Toten hatten sie aus dem Rost gezogen und ein frisches Feuer angeschürt. Horniss und Smit klebten verhalten Stoffstücke über die Risse im Pergament, während Cary, Sandr und Mikel die Leichen anstarrten, die wie Feuerholz an der Wand aufgestapelt waren. Meister Kit hockte auf einem umgekippten Handkarren und machte ein grimmiges Gesicht. Cithrin saß mit leerem Blick auf dem Bett, die Beine an die Brust gezogen. Sie sah Opal nicht an, und Opal schaute nicht zurück. Der Raum, der schon immer klein gewesen war, fühlte sich gefährlich vollgestopft an.
    »In der östlichen Seemauer gibt es eine Öffnung, nicht weit von der Bäckergasse«, sagte Meister Kit nachdenklich. »Ich erinnere mich nicht an eine großartige Deckung, und es gibt keine Möglichkeit zu erklären, weshalb man dort ist, aber ich denke, ich könnte sie wiederfinden.«
    »Sogar im Dunkeln?«, fragte Marcus.
    »Ja. Und wenn wir keinen Grund haben, dort zu sein, dann nehme ich an, dass auch sonst niemand einen hat.«
    »Sie sehen friedlich aus«, sagte Mikel. »Ich hätte nicht gedacht, dass sie friedlich aussehen würden.«
    »Alle Toten haben Frieden«, brummte Marcus. »Wir müssen fünf von diesen Bastarden loswerden. Wir haben nicht viel Zeit. Wie weit ist es dorthin?«
    »Man wird uns sehen«, sagte Cithrin. »Sie werden uns finden. Zehn Leute, die fünf Leichten tragen? Wie kann das …?«
    Das Mädchen schüttelte den Kopf und blickte nach unten. Ihr Gesicht war sogar noch bleicher als sonst. Die anderen schwiegen. Wenn die Dinge anders gelaufen wären, hätte es nur drei Leichen gegeben, und ihre wäre darunter gewesen. Marcus konnte sehen,

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