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Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition)

Titel: Dolch und Münze (01): Das Drachenschwert (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Daniel Hanover
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Silber je Scheffel besteuert, aber wenn man es aus Lagern in der Stadt verkauft, beläuft es sich auf zweieinhalb. Die örtlichen Kornkammern haben sich beschwert.«
    »Setzt alles auf zweieinhalb«, sagte Geder.
    »Ja, Lordprotektor«, erwiderte der Mann.
    »Was noch?«
    Es kam nichts mehr. Geder schritt rasch aus dem Raum, ehe sein erhitztes Gemüt sich ganz abkühlen konnte. Als die kurze Gewissheit des Zorns vorüberging, ging sie vollständig. Bis er in seinen Salon – seinen Salon – zurückgekehrt war, zitterte er von Kopf bis Fuß. Er saß am Fenster, blickte auf den größten Platz der Stadt hinaus und versuchte herauszufinden, ob er am Rande eines Lachanfalls oder der Tränen stand. Unter ihm huschten trockene Blätter vorbei. Der Kanal lag bloß und trocken vor ihm, und eine Gruppe von Sklaven verschiedener Rassen schleppte Armladungen von Unkraut und Dreck heraus. Mehrere Erstgeborenen-Mädchen rannten schreiend über den Platz, während sie spielten. Er sagte sich, dass sie nun ihm gehörten. Sklaven, Mädchen, Blätter. Alles. Es machte ihm Angst.
    »Geder Palliako, Lordprotektor von Vanai«, sagte er in die leere Luft, in der Hoffnung, dass die Worte glaubhaft werden würden, wenn er sie aussprach. Sie wurden es nicht. Er versuchte sich vorzustellen, was Lord Ternigan im Sinn gehabt hatte, als er ihn ausgewählt hatte. Nichts davon klang vernünftig. Er holte den Brief wieder heraus, faltete ihn auf, las jedes Wort, jeden Satz, suchte nach etwas, das ihn sicherer werden ließ. Es gab nichts.
    »Mein Lordprotektor«, sagte der alte Timzinae. Geder zuckte diesmal weniger stark zusammen. »Lord Kalliam ist gekommen, wie Ihr es erbeten habt.«
    »Bringt ihn herein«, sagte Geder. Der alte Diener zögerte, als wäre er kurz davor, einen Bruch in der Etikette deutlich zu machen, wandte sich dann aber lediglich mit einer Verbeugung ab. Geder fragte sich, ob ein Treffen in seinem privaten Salon besonderen Gelegenheiten vorbehalten war. Er musste ein Buch über die Hofetikette von Vanai finden. Er würde es beim nächsten Gespräch mit seinen bezahlten Gelehrten erwähnen.
    Jorey Kalliam trat ein. Er trug seine beste Uniform und verbeugte sich formell vor Geder. Entweder war Jorey ebenfalls erschöpft und besorgt, oder Geder sah in der ganzen Welt einen Spiegel. Der Timzinae rollte einen Karren hinter sich her, der mit kleinen Gerichten aus Pistazien und kandierten Birnen in Muschelschalen beladen war. Sobald der Diener ihnen Kristallkelche mit kühlem Wasser eingeschenkt hatte, zog er sich zurück. Das diskrete Klicken der Türklinke überließ sie der Ungestörtheit.
    »Mein Lordprotektor wollte mich sehen?«, sagte Jorey.
    Geder versuchte es mit einem Lächeln. »Wer hätte das gedacht, hä? Ich, Lordprotektor von Vanai.«
    »Ich denke, wir haben alle mit hohen Einsätzen gespielt …«, sagte Jorey.
    »Ja. Ja, deshalb wollte ich mit Euch ganz besonders sprechen«, sagte Geder. »Euer Vater führt Geschäfte am Hof, oder? Und Ihr schreibt ihm. Ihr habt erwähnt, dass Ihr ihm schreibt.«
    »Das tue ich, mein Lord«, sagte Jorey. Sein Rücken war steif, sein Blick starr geradeaus gerichtet.
    »Ja, das ist gut. Ich habe mich gefragt, ob … also, ich will sagen, äh, wisst Ihr, weshalb?«
    »Weshalb was, mein Lord?«
    »Weshalb ich?«, fragte Geder, und seine Stimme klang am Ende ein wenig nach dem Jammern einer dünnen Geigensaite, was ihm peinlich war.
    Jorey Kalliam, Sohn von Dawson Kalliam, öffnete den Mund, schloss ihn wieder und runzelte die Stirn. Die Furchen an Lippen und Stirn ließen ihn älter aussehen. Geder nahm eine Handvoll Pistazien, brach die Schalen auf und aß die weiche, salzige Nuss darin weniger aus Hunger, als um seine Hände beschäftigt zu halten.
    »Ihr bringt mich in eine unbehagliche Lage, mein Lord.«
    »Geder. Bitte, nennt mich Geder. Und ich werde Euch Jorey nennen. Wenn das in Ordnung ist. Ich denke, Ihr seid in dieser Stadt für mich das, was einem Freund am nächsten kommt.«
    Jorey holte tief Luft, und als er sie zwischen den Zähnen herauszischen ließ, wurde sein Blick sanfter.
    »Gott helfe Euch«, sagte Jorey. »Ich glaube, das bin ich.«
    »Dann könnt Ihr mir sagen, was sich am Hof zuträgt, so dass Ternigan mich hier einsetzt? Ich habe keinen Fürsprecher am Hof. Es ist mein erster Feldzug. Ich verstehe es einfach nicht. Und ich habe gehofft, Ihr begreift es vielleicht ein wenig besser.«
    Jorey deutete auf einen Stuhl, und Geder erkannte nach einem Augenblick, dass

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