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Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
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Handschuhe behielt er an. Beifällig betrachtete er das Resultat. »Gar nicht schlecht. Du hast zwar keinen Schnäuzer, aber den kannst du dir ja inzwischen abrasiert haben. Hör zu, du gehst an meiner Stelle mit ihnen. Ich habe nicht vor, in eine so durchsichtige Falle zu tappen. Wenn Schlüfferhier ist, kann das nur bedeuten, daß die Kacke am Dampfen ist. Ich will ihn auch sprechen, aber unter anderen Umständen, als er sie sich vorstellt. Was Schlüffer mit dir macht, wenn er merkt, daß du nicht ich bist, muß er selbst wissen. Die Typen, die dich gleich abholen, werden es im Dunkeln nicht merken, und vermutlich haben sie mich auch noch nie gesehen. Wenn du dich ruhig verhältst und dafür sorgst, daß sie dir auf den Leim gehen, hast du sogar gute Chancen, die Sache zu überleben, denn ich fahre hinter euch her. Ich hab’ nämlich keine Ahnung, wo Schlüffer steckt, verstehst du.«
    »Ich verstehe.« Ich verstand in der Tat, wenn ich auch nicht gerade begeistert war über seinen Plan. »Eines noch, King.« »Ja?«
    »Ich bin bewaffnet. Der Typ, der vorhin anrief, hat mich gemahnt, ja unbewaffnet zu kommen. Kann ich meine Pistole hierlassen? Sie ist in meiner Jackettasche.«
    »Von mir aus.«
    Ich zog die Beretta aus meiner Tasche, legte sie auf den Tisch und knöpfte dann den Regenmantel zu. Er nahm die Pistole. »Ist sie geladen?«
    »Klar.«
    »Dann steck sie dir in die Socke. Vielleicht kannst du sie noch gebrauchen. Wieso ich das tue, weiß ich auch nicht, es ist ganz gegen meine Gewohnheit. Aber ich gebe dir eine Chance, mißbrauch sie nicht.«
    Ich tat, was er gesagt hatte. Der Stahl fühlte sich merkwürdig kühl an meinem Knöchel an. Ich bekam eine Gänsehaut davon. Dann klingelte es.
    Er steckte den Colt in seine Tasche, ich konnte jetzt ohnehin nicht mehr abhauen. Obwohl ich nicht wußte, was mich draußen erwartete, war ich froh, den Raum verlassen zu dürfen, denn vom Gestank meiner Kotze wurde mir schon wieder übel. Wir gingen zusammen durch den Flur zur Tür.
    »Viel Erfolg«, sagte er.
    Ich nickte. Das war jetzt der geeignete Moment, den Satz auszusprechen, den ich die ganze Zeit vorbereitet hatte. Ich wollte absolut sicher sein, daß er mir folgen würde, und das konnte ich nur auf eine Weise erreichen.
    Wir standen keinen halben Meter voneinander entfernt. Ich hätte ihn mit Leichtigkeit niederschlagen können, aber das hätte mir nichts gebracht. Seine Haut war ledrig. Die Falten und Furchen in seinem Gesicht sahen aus, als wären sie mit einem Messer hineingeritzt worden. Der Schnäuzer ein grauer Strich über der Oberlippe. Seine Augen waren silbergrau, von der gleichen Farbe wie sein Colt, und vollkommen ausdruckslos. Es waren die kältesten Augen, die ich je gesehen hatte.
    Gnadenlos, dachte ich. Das ist ein Mann, der wirklich kein Erbarmen kennt. Kein schlaffer Sadist wie Carlo. Nein, der hier hat keinen Spaß daran, Menschen zu quälen. Für menschliche Qualen interessiert der sich nicht. Der steht über Schmerzen und Leid. Über den Menschen. Nicht teuflisch, sondern unmenschlich. Entmenschlicht.
    »Du suchst Jeanette, King?«
    »Ja.« Er sah mich ohne jedes Erstaunen an. Kalt. Wissenschaftlich.
    »Du hast mich nicht gefragt. Aber ich weiß, wo sie ist.«
    Seine rechte Hand fuhr zum Revolver in seiner Tasche, während er die linke Hand nach mir ausstreckte. Ich schlug seinen Arm weg, riß die Tür auf, gab ihm gleichzeitig einen Stoß gegen die Schulter, so daß er aus dem Gleichgewicht geriet, zwängte mich dann an ihm vorbei, schlug die Tür hinter mir zu und lief so schnell ich konnte die Treppe hinunter.
    Unten, in der säuerlich stinkenden Eingangsnische glühten zwei Zigaretten im Dunkeln. Ich trat hinaus.
    »Hier bin ich.«
    »Captain King.«
    »Ja.«
    »Okay.« Zwei Schatten lösten sich von der Wand und nahmen mich in ihre Mitte.
    »Sorry.« Einer von ihnen tastete meinen Körper ab. »Unbewaffnet, ja?«
    »Ja.«
    Aber er untersuchte mich trotzdem sorgfältig. »Okay. Komm.«
    Sie nahmen mich fest zwischen sich und lotsten mich so zu einem Mercedes, der einige Meter weiter weg mit laufendem Motor bereitstand. Ich mußte mich nach vorn setzen, einer von den beiden schob sich hinter mir auf die Rückbank. Er hielt mir den kalten Lauf einer Pistole in den Nacken. »Keine Mätzchen.«
    Als wir wegfuhren, schaute ich noch kurz nach oben und meinte eine Bewegung hinter den Vorhängen zu sehen. Aber ich konnte mich auch getäuscht haben.

11
    Kurz vor Laren verließen wir die

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