Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dollars

Dollars

Titel: Dollars Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Gerben Hellinga
Vom Netzwerk:
wurde, daß ich ihn kannte, schien ein Niederländer zu sein. Er trug jedenfalls den landläufigen grauen Schlabberanzug mit nicht dazu passender Krawatte. Sein Gesicht war völlig anonym, allerhöchstens sein aschfahler Hautton fiel auf. Er biß sich auf die Unterlippe, spielte nervös mit seinen Fingern und konnte seine Füße nicht stillhalten. Schlüffer warf ein paar Eiswürfel in ein Glas und goß Whisky darüber.
    »Wir werden uns in der Tat über Jeanette unterhalten, King. Aber zuallererst möchte ich dir versichern, daß du hier vollkommen sicher bist und ich dir kein Haar krümmen werde«.
    »Das wäre ja noch schöner!« sagte ich und blieb weiterhin an der Tür stehen. Er kam die Stufen herauf und trat, das Glas in der ausgestreckten Hand, lächelnd auf mich zu.
    Draußen auf dem Flur hörte ich jemanden auf und ab gehen, und ich fing Bruchstücke einer Unterhaltung auf Italienisch auf. An Flucht war nicht zu denken.
    Als Schlüffer die Mitte des Raumes erreicht hatte, sprang der nervöse Mann im grauen Anzug auf und rief: »Herr Schlüffer!«
    Schlüffers Miene wurde säuerlich. Er blieb stehen, drehte sich um und sagte im Ton eines Menschen, dessen unendliche Geduldallmählich erschöpft ist: » Mister Schlüffer bitte, Mister van den Broek. Notfalls auch Herr Oberst, aber lieber Mister Schlüffer. Was ist?«
    Das graue Gesicht des Mannes war eigenartig verzerrt, und er stammelte, während er mit zitternder Hand auf mich zeigte: »Das ist nicht King.«
    »Ach, wirklich?« fragte Schlüffer mitleidig.
    »Seine Hände, seine Hände. Sehen Sie sich seine Hände an«, rief der Mann, worauf er sich in seinen Sessel zurückfallen ließ und leise vor sich hin murmelte.
    Der Italiener richtete sich langsam auf, wie eine Katze, die sich streckt. Schlüffer wandte sich wieder zu mir um, und in seinen wäßrigen Äuglein schimmerte Erstaunen auf, als er auf meine Hände blickte. »Stimmt«, sagte er leise.
    Ich konnte nichts Besonderes an meinen Händen entdecken, aber dann fiel mir ein, daß King seine schwarzen Lederhandschuhe nicht ausgezogen hatte. Wahrscheinlich hatte er irgendwas an den Händen. Und dieser Herr van den Broek hatte sich als erster daran erinnert.
    Es war einen Moment still. Dann forderte Schlüffer mich sanft auf, ja sanft, denn trotz seines unangenehmen Akzents, hatte er eine sehr wohlklingende Stimme: »Setz die Brille ab.«
    Ich gehorchte. Wir sahen einander an. Er schmunzelte und sagte: »Jetzt die Mütze.« Ich warf die Mütze auf einen Stuhl. Er trat einen Schritt zur Seite, so daß die beiden anderen mich besser sehen konnten, und fragte dann: »Ist das hier dein Freund, Romeo?«
    Romeo hatte sich erhoben, starres Erstaunes im dümmlichen Blick. » Si «, sagte er. Mir schien, daß seine Stimme eine Oktave zu hoch war.
    Schlüffer nickte und gab mir das Glas Whisky. »Hier, das kannst du sicher gebrauchen.«
    Ichzog den Regenmantel aus und warf ihn zu der Mütze auf den Stuhl. Dann trank ich einen kräftigen Schluck Whisky, bevor ich fragte: »Wo ist Carlo?«
    Schlüffer legte eine Hand auf meine Schulter und zog mich mit zu den beiden anderen. Unterwegs sagte er: »Aber das weißt du doch selbst am besten, Junge!«
    Ich ging hinter ihm her die Stufen hinunter, so daß ich ebenfalls in den tiefer gelegenen Teil des Raumes gelangte, und fragte: »Wieso?«
    Romeo kam ein paar Schritte auf uns zu. »Weil du ihn umgelegt hast, du dreckige Ratte«, zischte er mich an und versuchte dabei krampfhaft, seine Augen Feuer schießen zu lassen.
    Carlo war also gestorben. Mir lief ein kalter Schauder den Rücken hinunter, und meine Stimme klang nicht allzu fest, als ich erwiderte: »Tut mir leid, es lag nicht in meiner Absicht, daß er dabei draufgeht.«
    Schlüffer lachte. »Was hast du denn dann beabsichtigt, als du ihm die Kugel durch den Kopf geschossen hast?«
    »Aber das habe ich gar nicht!« Ich konnte selbst hören, daß meine Stimme wie die eines Kindes klang, eines kleinen Jungen, den man zu Unrecht beschuldigt.
    »Ich nehme dir das durchaus nicht übel. Unter den gegebenen Umständen hätte ich es nicht anders gemacht. Setz dich doch«, sagte Schlüffer.
    »Aber ich habe es nicht getan«, wiederholte ich trotzig und blieb stehen. »Wer behauptet, daß ich es getan habe?«
    Romeo trat noch einen Schritt näher. »Einem Schwerverletzten den Rest geben, dazu gehört wirklich Mut, du gemeiner Schuft.« Er sprach mit nachgeäfftem amerikanischem Akzent. Hatte sich in seinem sizilianischen

Weitere Kostenlose Bücher