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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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möglichst rasch zu entschärfen. Also stellte er sich unmittelbar vor Feather Head, schaute ihm tief in die Augen und sagte »Agléška on wakan sung›ikte, he?« Was so viel hieß wie: »Sie ist meine Mutter, war im vorherigen Leben ein Putzlappen und hat das Gift, um einen Wolf zu töten, ja?«
    Natürlich ergab dieser Satz wenig bis keinen Sinn, geschweige denn dass auch nur irgendwas davon gestimmt hätte. Aber im Lauf der Jahre hatte der Häuptling etwas Hochinteressantes herausgefunden. Nämlich, dass das Formulieren vollkommen willkürlicher, merkwürdiger Sätze eine unglaubliche Wirkung auf seine Gegenüber hatte. Zum einen, weil niemand es für möglich hielt, dass ein so angesehener Mann einen so sinnlosen Käse von sich geben könnte. Zum anderen … wenn es kein Käse war, dann hatte man es ja offensichtlich selbst nicht verstanden, was man natürlich auf keinen Fall zugeben wollte. Wobei das scharf fragende »Ja?« am Ende die Sache noch schlimmer machte.
    Wie immer funktionierte es auch diesmal. Feather Head nickte nur kurz, um dann mit stumpfem Blick abzutreten. Wenn auch nicht, ohne ein letztes Mal einen hungrigen Blick in ihre Richtung zu werfen und ein paar letzte Speicheltropfen abzusondern. Und auch die anderen Indianer schlichen jetzt lautlos von dannen, denn auch wenn sie eher fassungslos den verrückten Worten ihres Anführers gelauscht hatten, so war ihnen dennoch eines klar: Mit der Mutter des Häuptlings, die zudem auch noch ein hochgiftiger Exputzlappen war, sollte man es sich auf keinen Fall verscherzen und stattdessen in Zukunft lieber einen respektvollen Bogen um sie machen.
    Wenige Minuten später waren Fool Dog und sie endlich ganz alleine miteinander. Natürlich war ihm klar, dass sie begriffen hatte, wem sie zu verdanken hatte, dass Feather Head ohne Wenn und Aber das Feld geräumt hatte. Mit einer Mischung aus Stolz und Verlegenheit blinzelte er sie jetzt an.
    »Eins steht ema fest. Von euch dreckische rote Arschgesichter is aaner bekloppter als der annern. Wobei dieser verschwitze Voodoopriester mit seiner sabbernden Doggenfresse ja wohl so was wie de Oberzombie in eurem Gruselkabinett is!«
    Sie war und blieb bezaubernd.
    Dass sie nach ihrer Begegnung mit Feather Head erst einmal keine Lust auf weitere Fluchtversuche hatte, war nachvollziehbar. Doch abgesehen davon sorgte schon bald jemand anderes dafür, dass ihr dieses Problem ein für alle Mal abgenommen wurde. Denn nur wenige Wochen später überfiel ein gewisser General Custer mit seiner Armee das Dorf der Sans-Arc-Lakotas und machte das, was man »keine Gefangenen machen« nennt. Auch Fool Dog erwischte es, ausgerechnet als er gerade beim Einsteigen in die Bärenfellhose einen Bandscheibenvorfall erlitt. Einer der Soldaten kam ohne Ankündigung in sein Häuptlingszelt geritten und enthauptete den komplett Wehrlosen mit nur einem Degenschlag. Worauf sein Kopf einige Meter durch die Luft segelte, um schließlich genau inmitten der Skalpsammlung zu landen. So gut platziert, als hätte Fool Dog es selbst so angeordnet!
    Lediglich die Frau mit den roten Haaren (wieder mal!) und ein gruseliger Typ mit von Insekten umgebenem Wasserkopf wurden als Geiseln genommen. Letztere wiederum machte General Custer nur kurze Zeit darauf zu seiner sechsten Ehefrau, worauf der wiederum schon nach nur wenigen Tagen bei genauerem Betrachten seines herrischen Wesens klar wurde, dass Geiselhaft viele Varianten hat.
    Nachdem der blutrünstige Custer aber wiederum nur wenige Zeit später bei der Schlacht am Little Big Horn von Sitting Bull und seinen Kämpfern quasi die Quittung für sein übles Treiben bekommen hatte und sich so der Kreis der Gerechtigkeit auf wunderbare Art und Weise schloss, heiratete sie erneut. Diesmal einen berühmten Revolverhelden namens Wyatt Earp, dem sie ein Jahr später ein Kind gebar. Ein Junge übrigens, der alle Eigenschaften seiner Eltern auf beeindruckende Art in sich trug. Und der den Bekanntheitsgrad seines Vaters noch toppen konnte, da er bereits als junger Mann nicht nur keinem Duell aus dem Wege ging, sondern jedes auch immer für sich entschied. Denn egal, wie schusssicher seine Gegner auch waren, dank seiner schnellen Zunge laberte er jeden von ihnen so gnadenlos in Grund und Boden, bis ihnen das Blut aus den Ohren lief. Und so kam es, dass man diesen Teufelskerl namens »Hessi James« schon bald in großen Teilen des Wilden Westens mehr fürchtete als die Cholera.
    Dem Typ mit dem Wasserkopf gelang

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