Dollbohrer!
kahlsäsche!«
»Deswesche hast du auch ’ne Glatze, gell?!«
Ja, da saßen sie. Sam, Meikel, Pepe und Frohmuth Udo, den alle der Einfachheit halber Frodo nannten. Seit gut einem Jahrzehnt kannten sie sich jetzt schon, so lange arbeiteten die vier nämlich hier im Baumarkt Pfeiffer in der Gartenabteilung.
Und auch wenn ihre Auseinandersetzung heute mal wieder so klang, als würde es gleich zu Handgreiflichkeiten kommen, wusste jeder hier in der Kantine, dass dem bei Weitem nicht so war, im Gegenteil! Das Thema Garten war nämlich ganz einfach ihre gemeinsame Leidenschaft, und mit der gleichen Innigkeit, mit der sie hier saßen und diskutierten, führten sie auch ihre Abteilung, die nicht zuletzt deswegen als das Schmuckstück der Firma galt. Und in den letzten Jahren gleich dreimal hintereinander die Auszeichnung für die beste Abteilung sowie, was noch viel spektakulärer war, für den besten Mitarbeiter des Hauses erhalten hatten. Erst Sam, dann Meikel und darauf Pepe, der also aktueller Titelinhaber war. Und so eine Serie sollte was heißen, denn der Baumarkt war der mit Abstand größte im ganzen Landkreis, allein das Hauptgebäude erstreckte sich über vierzig Hektar, dazu kamen die später angebauten Nebengebäude, diverse Lagerhallen, die zweistöckige Garage für den Fuhrpark usw.
Vor allem verfügte er aber über die höchste Angestelltenanzahl weit und breit, was diese Auszeichnung so besonders machte. Wobei das, was man dann erhielt, noch besonderer war!
Das Objekt der Mitarbeiterbegierde war nämlich ein Ring. Genauer gesagt: ein Duschring. Aber keiner aus Plastik. Nein, dieser war aus echtem Gold und zusätzlich mit einer Gravur und genauso echtem Platin veredelt: dem Logo des Baumarktes Pfeiffer, einem silbernen Spachtel. Wobei es nicht jedes Jahr ein neues weiteres Exemplar davon gegeben hatte, nein, es war über die vielen Jahre immer ein und derselbe Ring. Und sobald ein neuer Mitarbeiter des Jahres auserkoren worden war, wurde der Ring auf dessen Fingergröße umgearbeitet, sodass ihn sein Träger für die nächsten zwölf Monate stolz an seiner Hand präsentieren durfte.
So wie die drei, die sich diese Ehre in den letzten Jahren hatten teilen dürfen. Jetzt fehlte eigentlich nur noch Auszeichnung Nummer vier und die Wahl Frodos zum MdJ, und es wäre ein Triumph für die Ewigkeit. Denn keine einzige der anderen Abteilungen, ob die Fliesen, die Werkzeug, die Füllstoff, die Dachrinnen oder Farben und Lacke oder wo sonst noch Menschen die hellbraunen Overalls mit dem großen Spachtellogoaufdruck tragen durften, hatten in der langjährigen Geschichte des Marktes je auch nur zweimal hintereinander so etwas erreicht. Was das Ganze aber dieses Jahr noch viel aufregender machte, als es ohnehin schon war, war die Bekanntmachung der Geschäftsleitung, dass man angesichts des anstehenden zwanzigjährigen Jubiläums den Ring ein letztes Mal den Besitzer wechseln lassen wolle und dass er dann diesem für immer gehören würde. Und da es zudem keinerlei Hinweise darauf gab, ob es denn danach wieder einen neuen Ring geben würde, wuchs die Bedeutung der diesjährigen Ehrung ins Uferlose!
Bemerkenswert war, dass all das unsere vier Freunde gar nicht so recht interessierte, geschweige denn dass sie darauf spekulierten oder sich gar deswegen besonders anstrengten. Nein, ihr Engagement war echt, die Leidenschaft für Gartenpflege ihr Motor. Was wahrscheinlich auch der Grund für all diese Erfolge der letzten Jahre gewesen sein dürfte, denn oftmals war es ja so, dass es am besten lief, wenn man es gar nicht darauf anlegte!
»Wann du e Blummezwibbel verkehrtrum eipflanzt, dann wächst die Blume ja desdewesche net nach unne, sonnern wird versuche, sich in de Erd zu drehe, um nach obbe zu wachse!«
»Was du besser auch mal gemacht hättst, du Pimpf!«
»Oh, Herr Ein Meter zehn, hör ich da vielleicht Neid raus, weil ich einen Viertelkopp größer bin?«
»Ein Zentimeter is ja wohl kein Viertelkopp, es sei denn, man ist ’ne Ameise!«
Lachend schlugen sie auf den Tisch, dass es nur so krachte und allen anderen das Essen von den Gabeln sprang. Ihr gegenseitiges Aufziehen in Sachen Körpergröße gehörte zweifellos zu ihren Lieblingsritualen. Wobei keiner von ihnen auch nur ahnte, dass man seinerzeit in der Personalabteilung die Anordnung von ganz oben erhalten hatte, im Gartenbereich tatsächlich niemanden einzustellen, der größer als eins zwanzig war.
»Wenn die Kunden speziell in dieser Abteilung das
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