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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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sofort fachmännisch wieder angetackert worden war, sowie einer mittig zerteilten Brille von Prada bei rund zweihundert Teilnehmern durchweg positiv bewertet wurde. Oder auch die Didgeridoo-Bastelkurse, bei denen man Regenfallrohre aus Kunststoff sowie hochwertige Lochbohrer kostenlos zur Verfügung gestellt bekam und mit Glück und Talent sogar später noch mit seinem frisch erstellten Instrument einen Gastauftritt im Baumarktorchester draußen auf dem Parkplatz direkt neben den Unterständen für die Einkaufswagen hinlegen durfte!
    Und auch die hübsch dekorierte kleine Bühne in der gerade erst vor wenigen Wochen neu eröffneten und gleich sehr erfolgreichen Berufsbekleidungsabteilung erfreute sich rasch immenser Beliebtheit. Denn dort konnte man in Kleidungsstücken seiner Wahl alle zwei Stunden unter der Regie eines ehemaligen Fernsehregisseurs (»Polizeiwagen ISAR 6« sowie eine dreiteilige Werbespotserie für Endloswindeln von MARIBU ) an einem Laienschauspiel als Arzt, Krankenschwester oder Zimmermann teilnehmen. Da jede Vorstellung (wenn auch vollkommen zusammenhangslos) mit einer Performance des Village-People-Songs » Y.M.C.A. « endete, begeisterte man nicht nur das Publikum, sondern erfüllte den daran Teilnehmenden fast schon so was wie einen lang gehegten Traum. Denn ob Prokurist oder Straßenbahnschaffner, wer hatte nicht schon mal heimlich davon geträumt, als schwuler Cop neben einem schwulen Indianer oder Bauarbeiter hemmungslos in der Gruppe zu hopsen, sich dabei jauchzend in den Schritt zu fassen und für drei Minuten zu vergessen, wer man im eingeschränkten Spießerleben wirklich war.
    Wie gesagt, an innovativen Einfällen mangelte es der Belegschaft ganz sicher nicht. Natürlich gab es auch geschmackliche Ausrutscher wie zum Beispiel die Idee von Sebastian Sauron, der tatsächlich anbot, dass man sich gegen eine Gebühr von zwanzig Euro auf einer der ausgestellten WC -Schüsseln sitzend fotografieren lassen konnte! Was mit Ausnahme einer fünfköpfigen japanischen Reisegruppe zwar keine weiteren Interessenten fand, aber zumindest einen schnellen Hunni in Saurons Kitteltasche zauberte.
    Doch was zunächst keiner der vielen Angestellten hier im Baumarkt auch nur ansatzweise ahnte … die oberen Herren (Damen waren im Management seit Bestehen des Unternehmens Mangelware) hatten sich dieses Jahr noch etwas ausgedacht, mit dem sie die Leistungsfähigkeit und Qualitäten ihrer Angestellten noch auf eine ganz andere und durchaus weniger fröhliche Art auf den Prüfstand stellen wollten. Und so wurden eines Morgen in aller Herrgottsfrühe zwei Mobilfunkmasten auf dem Dach des Hauptgebäudes installiert, beide gute sieben Meter hoch, mit kleinen, glatten Steigeisen an den schmalen Seiten, die einem das Hochklettern zwar möglich, es aber auch höchst gefährlich machten. Das Staunen der Belegschaft war nicht schlecht, als sie beim Weg vom Parkplatz zu ihrer Arbeitsstätte plötzlich die zwei Ungetüme aus glänzendem Galliumnitrid über ihnen in den Himmel wachsen sahen. Natürlich beherrschte das Wie und Warum diesbezüglich die Gespräche, ganz egal, in welcher Ecke, welchem Gang oder Winkel man sich unterhielt.
    Um zehn Uhr, eine Zeit, in der sich bei Pfeiffer wie immer noch deutlich weniger Kunden als Angestellte befanden, beendete dann eine Lautsprecherdurchsage das allgemeine Rätselraten, um dafür etwas anderes auszulösen!
    »An alle Mitarbeiter! Wie Sie mitbekommen haben, haben wir auf unserem Dach zwei Mobilfunktürme installieren lassen! Wer von Ihnen es als Erster schafft, dort hinaufzuklettern, um jeweils an der Spitze, für alle gut sichtbar, ein für Ihre Abteilung typisches Utensil zu präsentieren, kann auf diesem Wege wertvolle Punkte in der Wettbewerbsrubrik »Abteilung des Jahres« sammeln! Zwei Türme, zwei Sieger, zwei Chancen! Startschuss dafür ist …«
    Im gesamten Gebäude war es in diesem Moment so still, als ob es leer wäre, alle starrten gebannt auf die Lautsprecher an den Decken. »… jetzt!«
    Galt bislang der Eröffnungstag des Baumarktes, an dem es seinerzeit alles (außer Tiernahrung) zum halben Preis gegeben hatte, als der definitiv hektischste in der Geschichte, wurde diese jetzt neu geschrieben. Ein Ameisenhaufen, in dem jemand Feuer gelegt hatte, war eine Ruhezone gegen das, was sich nun abspielte. Jeder, der Hellbraun mit Spachtel drauf trug, schnappte sich etwas, was ihm an seinem Arbeitsplatz in die Finger fiel, um im nächsten Moment nach draußen zu

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