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Dollbohrer!

Dollbohrer!

Titel: Dollbohrer! Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hendrik Nachtsheim
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unter der Decke des Hauptgebäudes anbringen lassen. »20 Jahre Pfeiffer, na, wer sagt’s denn!«, stand darauf.
    Und während das Symbol des Hauses also über allen Köpfen schwebte, nahm auch das kollektive Streben nach dem Ring merkbar zu. Selbst wenn die aus der Gartenabteilung angeblich favorisiert waren, war das Rennen ja trotzdem noch nicht entschieden, also legten sich alle noch einmal schwer ins Zeug. Was im Klartext hieß: auffällige Sonderaktionen um jeden Preis, um so bei der Geschäftsleitung noch mal ordentlich zu punkten!
    In der Farbenabteilung zum Beispiel hatten sie zwischen den Regalen Dutzende von Staffeleien inklusive Leinwänden aufgestellt, auf denen Kunden ungehemmt Ton und Effekt eines jeden Lackes oder einer Wandfarbe ausprobieren durften. Was bei nicht wenigen tief vergrabene Kindheitsreflexe freilegte, sodass man ständig erwachsene Menschen dabei beobachten konnte, wie sie mit verklärtem Blick und auf die herausgestreckte Zunge beißend mit knallgelbem Heizungslack dicke Sonnen malten, denen sie dann auch noch mit Acrylfarbe aus der Dose fröhliche Gesichter sprühten. Um dann allen Umstehenden stolz zu erklären: »Sonne!«
    Und auch wenn letztendlich der Umsatz während dieser Mal- und Sprühtage nicht nur nicht gesteigert wurde, sondern genau genommen aufgrund der hunderte dafür verbrauchten Dosen und Tuben um fast die Hälfte zurückging, es zudem kilometerweit nach chemischen Stoffen roch, die man übrigens den Mitarbeitern noch Wochen später im Urin nachweisen konnte, war es dennoch eine durchaus muntere Aktion, die bei vielen Kunden die Sympathie für Pfeiffer noch erhöhte und deshalb auch seitens der Geschäftsleitung unter allen Strichen durchaus positiv bewertet wurde.
    Und wem schon dieses Klecksfestival gefallen hatte, der musste nur einen Gang weiter gehen, wo man in der Werkzeugabteilung den Boden vereist hatte, um dort eine mehrtägige Curling-Meisterschaft zu veranstalten. Nur dass man statt der üblichen Curling-Gleitsteine große Vorschlaghämmer übers Eis schob.
    Zog man den Sturz dieses extrem uneinsichtigen Rentners (»Der Eisscheiß interessiert mich net … ich brauch en Schraubstock, und den hol ich mir jetzt!«) und den damit verbundenen Oberschenkelhalsbruch mal ab, konnte man auch hier durchaus von einem Achtungserfolg in Sachen Publikumswirksamkeit sprechen! (Dass übrigens der Rentner aufgrund der Kompliziertheit des Bruches danach für mehrere Monate selber in einer Art überdurchschnittlichem Schraubstock lag, sei hier nur nebenbei erwähnt!)
    Und auch in den anderen Gängen und Etagen des Baumarktes hatte die Motivation Kreativität freigesetzt. Gut, das »Zementmischen für jedermann« gehörte zugegeben nicht wirklich zu den glorreichen Ideen in diesen Tagen. Das fing schon bei der Tatsache an, dass die in dieser Zeit krankheitsbedingt unterbesetzte Crew gar nicht an allen aufgestellten Mischmaschinen gleichzeitig Aufsicht führen konnte, und endete mit dem tragischen Ende eines Chihuahuas, der in einem Anfall von Größenwahn kurzerhand aus der Handtasche seiner Besitzerin direkt in den Mischer gesprungen war, um diese lustig durcheinanderpurzelnden Brocken zu jagen. Worauf sich die Frau, um ihren Liebling zu retten, selber kopfüber in den Schlund der Maschine gestürzt hatte. Allein dank dem beherzten Eingreifen eines Zuschauers, der schnell entschlossen den Stecker aus dem Verlängerungskabel gezogen hatte, konnte Schlimmeres verhindert werden. Wobei man leidlich darüber streiten darf, ob der Verlust des geliebten Hundchens sowie der gesamten Kopfbehaarung aufgrund einer Komplettzementierung (die ein zufällig anwesender Steinmetz noch vor Ort abmeißelte) nicht auch schon schlimm genug war. Zumal die gute Frau übersehen hatte, dass das Mitnehmen von Hunden jeder Rasse im gesamten Markt natürlich verboten war und es daher keinerlei rechtliche Grundlage für eine Schadensersatzklage gab. Da tröstete der ausgestellte Gutschein in Höhe von zehn Euro wenig. Und auch das gut gemeinte Angebot des Steinmetzes, den Hund mit ein paar gekonnten Hammerschlägen wenigstens so weit »wiederherzustellen«, dass man ihn daheim ins Regal setzen konnte, hatte auf die Frau keinen tröstenden Effekt.
    Aber ansonsten waren diese Aktionstage durchaus unter »Erfolg« abzubuchen.
    Ob jetzt der Seilsprungwettbewerb im Gang mit den Aluminiumkabeln am laufenden Meter, dessen Bilanz mit lediglich zwei klaffenden Stirnwunden, einem halb abgetrennten Ohr, das aber

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