Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg
genau angesehen, wie geschickt Vivi das Problem des Schreibens gelöst hatte. Jetzt wollte sie es ihr gleichtun. Sie stopfte sich das Ende eines Luftballons in den Mund und – peng! ertönte es, und ein buntes Gummiläppchen baumelte ihr am Kinn, der Überrest des prachtvollen Luftballons. Das Publikum raste vor Entzücken über Giselas unsagbar dummes Gesicht.
„Ein Riesenerfolg!“ flüsterte Dolly. „Bereitet schon mal den nächsten Wettkampf vor!“
Der erste Lauf endete mit einem Unentschieden, aber das störte niemanden, der Spaß war die Hauptsache gewesen.
Jetzt schleppten die Mädchen zwei große Wannen mit Wasser herein, in denen mehrere riesige Seifenstücke schwammen. Auf der Bahn wurden Röhren aus Sackleinwand ausgelegt und Leitern aufgestellt, die zu überklettern waren. Dieses Mal mußte man durch die Sackröhren kriechen und die Leitern übersteigen, um aus der Wanne ein Stück Seife zu holen, das mit einer Hand zurücktransportiert werden mußte. Ein schwieriges Unterfangen, denn die Seife war glitschig und kaum zu halten. Das Publikum kicherte schon im voraus vor Vergnügen.
„Achtung – fertig – los!“ kommandierte Dolly. Wie ein Wiesel stob Gusti davon. Geschickt wand sie sich durch den engen Stoffschlauch und war schon auf der Leiter.
Jetzt war die Wanne an der Reihe. Mit hochrotem Gesicht angelte Gusti nach der Seife – wo war das Biest bloß? Da, jetzt hatte sie sie! Vorsichtig hob Gusti die glitschige Kugel aus dem Wasser und tänzelte zur Leiter zurück. Wie ein Kellner sein volles Tablett hoch über den Köpfen der Gäste schwenkt, so hielt Gusti die Seife über ihren Kopf und brachte sie tatsächlich über die Leiter. Jetzt kam die Stoffröhre. Gusti schob den Arm mit der Seife voraus. Schon hatte sie die Hälfte des Weges geschafft, da fluppte ihr das widerspenstige Ding aus den Fingern und verschwand in einer Stoffalte. Wo war sie bloß? Gusti tastete rundum nach der Seife. Das Publikum brüllte vor Lachen über die unförmige Schlange, die sich auf dem Boden hin und her bewegte, und bei der sich einmal rechts, einmal links die Abdrücke einer hilflos grapschenden Hand zeigten.
Endlich hatte sie es geschafft. Erschöpft tauchte Gusti aus dem Dunkel der Röhre auf und gab den Weg für Vivi frei. Vivi hatte mehr Glück, ebenso Gisela und die nach ihr kommende Gloria. Möwenfels lag diesmal weit vorn. Aber da passierte es.
Kai stürmte siegesgewiß drauflos, schlüpfte wie ein Aal durch den Stoffschlauch, schwang sich über die Leiter, so daß die bedenklich ins Wanken geriet, und war auch schon an der Wanne. „Verflixtes Biest“, murmelte sie, als ihr das glitschige Stück Seife immer wieder entwischte. Da – endlich hatte sie es geschafft. Kai packte die Seife und raste zur Leiter zurück. Sie hatte gerade die oberste Sprosse erreicht, als ihr die grünliche Kugel wie ein Knallfrosch aus den Fingern schoß, im hohen Bogen durch die Luft sauste und mit einem satten Platsch! oben auf dem Podest in einer Schüssel Schokoladenpudding landete. Die dahinterstehenden Mädchen aus der Vierten sahen aus wie die Giraffen – von oben bis unten waren sie gleichmäßig mit braunen Flecken übersät. Das Publikum haute sich auf die Schenkel vor Vergnügen.
Kai besann sich nicht lange. Hier ging es um den Sieg für Möwenfels, und sonst um gar nichts. Wie ein Affe schwang sie sich von der Leiter, war in drei, vier Sätzen auf dem Podest und angelte in die Puddingschüssel. Ohne auf die empörten Proteste der Hüterinnen des Büfetts zu achten, zog sie die Seife aus dem Pudding und raste davon.
Ihr guter Wille wurde jedoch nicht belohnt. Am Fuß der Leiter angekommen stolperte sie und fiel hin. Und wieder ging die Seife auf eine unfreiwillige Reise – dieses Mal in den Ausschnitt von Madame Monniers Kleid. Die kleine Französin quiekte entsetzt und sprang auf, hilfeflehend sah sie ihren Mann an. Der schritt mutig zur Tat und angelte nun seinerseits nach dem Ausreißer. Stolz überreichte er Kai das wiedergefundene Stück Seife.
Der Sieg war für Möwenfels verloren. Aber das Publikum dankte für die unerwartete Einlage mit donnerndem Applaus.
„Uff!“ stöhnte Dolly. „Ich fürchte, mir platzt gleich das Trommelfell! Schnell, bringt die Wasserwannen raus und baut um!“
Olivia und Regine rannten aufs Spielfeld und schleppten die randvolle Wasserwanne zum Treppenhaus hinaus. Sie mußten über die Treppe zu den Duschräumen, um sie auszuleeren, hinauf.
„Langsam!“ mahnte Olivia.
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