Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg

Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg

Titel: Dolly - 10 - Wiedersehen auf der Burg Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
Vom Netzwerk:
ließ es sich lächelnd gefallen. Nicht nur sie mußte
sich an ihre neue Rolle gewöhnen.
Vor einer ältlichen, mageren Dame im grauen Kostüm, die das Haar
streng gescheitelt und zu einem Knoten aufgesteckt trug, machte
Fräulein Pott halt.
„Hier haben wir sie, Fräulein Sauer“, rief Pöttchen fröhlich aus.
„Das ist unsere Dolly Rieder!“
Fräulein Sauer schien für die Begeisterung der alten Lehrerin kein
Verständnis zu haben. Sie reichte Dolly die Hand und musterte sie
kühl von oben bis unten.
„Wir haben Sie schon früher erwartet“, sagte sie spitz, wobei sie ihre dünnen Lippen kaum öffnete. „Es gibt alle Hände voll zu tun! Diese Mädchen benehmen sich ja wie die Wilden – bitte, versuchen
Sie, ein wenig Ruhe und Ordnung zu schaffen.“
„Das dürfen Sie nicht so tragisch nehmen“, meinte Dolly lächelnd.
„Es ist die Wiedersehensfreude – und die Vorfreude auf Burg
Möwenfels! Nach den Ferien gibt es so viel zu erzählen! Glauben Sie
mir, wenn sie erst eine Weile unterwegs sind, kehrt von ganz allein
Ruhe ein.“
Fräulein Sauer zog empört die Augenbrauen hoch. Wagte die junge
Anfängerin ihr zu widersprechen?
„Diese jungen Damen sind Repräsentantinnen der Schule Burg
Möwenfels, bitte vergessen Sie das nicht. Bei allem Verständnis für
menschliche Schwächen wäre ich Ihnen doch dankbar, wenn Sie für
die nötige Disziplin sorgen würden!“
Zuckte es um Pöttchens Mundwinkel? Dolly war sich nicht sicher.
Wer zum Teufel war auf die Idee gekommen, Fräulein Sauer als
Lehrerin nach Möwenfels zu holen? Das konnte ja gut werden! Ihr
Name machte ihr alle Ehre. Eine unreife Zitrone war die reinste
Zuckerstange gegen dieses humorlose Weib! Dolly fühlte den alten
Jähzorn in sich aufsteigen, den sie längst überwunden geglaubt hatte. Sie bemühte sich, sich nichts von ihrem Ärger anmerken zu lassen
und wandte sich dem ersten Abteil zu.
„Darf ich die Damen mal einen Augenblick um Ruhe bitten!“ rief
sie durch die Tür.
Sechs Augenpaare wandten sich ihr zu und starrten sie erstaunt an. „Ich weiß nicht, ob ihr aus dem Nordturm seid…“
„Sind wir!“
„Und ob!“
„Um so besser…“, fuhr Dolly fort. „Dann möchte ich mich euch
gern vorstellen. Ich war früher selber eine Burgmöwe und später eine
Nestmöwe und kehre jetzt nach dem Studium als Assistentin von
Fräulein Pott auf die Burg zurück. Mein Name ist Dolly Rieder
und…“
„Was bedeutet das – Nestmöwen und Burgmöwen?“ fragte eine
kleine Stupsnasige, die gleich neben Dolly an der Tür saß. „Ganz einfach“, klärte ein größeres Mädchen sie auf. „Burgmöwen
sind die, die auf der Burg wohnen und dort zur Schule gehen. Aber zu
Burg Möwenfels gehört seit ein paar Jahren noch eine zweite Schule:
das ,Möwennest’. Dort kannst du nach deiner Abschlußprüfung
Sprachen studieren oder Hauswirtschaft lernen oder dich zu einer
perfekten Sekretärin ausbilden lassen. Na ja – eben eine Schule für die
alten Semester, verstehst du?“
Die Kleine nickte eifrig.
„Wenn euch so ein ,altes Semester’ nun bittet, ein wenig leiser zu
sein, weil wir da draußen kaum unser eigenes Wort verstehen, tut ihr
mir den Gefallen?“
„Klar.“
„Wir werden uns Mühe geben.“
„Fein, danke schön! Ich werde nachher in Ruhe zu euch kommen,
damit wir uns ein bißchen näher kennenlernen.“
Dolly schloß die Abteiltür und wandte sich der nächsten zu. Die
Mädchen steckten tuschelnd die Köpfe zusammen. Daß eine
ehemalige Burgmöwe als Erzieherin nach Möwenfels kam, mußte
ausgiebig besprochen werden.
Im nächsten Abteil saßen Mädchen der Klasse eins, alles Neulinge
auf Möwenfels, die Dolly mit Fragen bestürmten. Nur ein schmales,
hochgewachsenes Geschöpf mit blassem Gesicht saß in die Ecke
gedrückt und beteiligte sich nicht an der Unterhaltung. Dolly
beobachtete sie verstohlen, wie sie die Lippen hart aufeinanderpreßte
und vor sich hinstarrte. Hier wartete sicher ein Sorgenkind auf sie… „Wie heißt du?“ fragte Dolly freundlich. „Du bist blaß – fühlst du
dich nicht gut?“
„Susanne Kappmann“, antwortete das Mädchen knapp. Ihre Stimme
klang dunkel und rauh. „Danke, mir geht es gut, alles in Ordnung.“ „Kennst du Burg Möwenfels?“ erkundigte sich Dolly.
„Nein. Meine Eltern waren allein dort, um mich anzumelden. Ich
hatte keine Zeit.“
„Ich bin sicher, daß es dir gut gefallen wird“, sagte Dolly herzlich.
„Möwenfels ist nicht nur die beste Schule des Landes, sondern auch
die

Weitere Kostenlose Bücher