Dolly - 12 - Die juegste Burgmoewe
Arm.
„Olly! Deine Sommersprossen sehen aber heute komisch aus!“ sagte Gloria lachend. „Oder hast du etwa die Masern?“
Olly betrachtete sinnend ihren Arm, der mit winzigen roten Pünktchen übersät war.
„Kinder, da könnte man auf phantastische Ideen kommen“, murmelte sie. „Vor allem, wenn man auf die Mathearbeit so schlecht vorbereitet ist wie ich.“
„Was meinst du?“ Kai, die in Mathematik neuerdings sehr nachgelassen hatte, kam neugierig näher.
„Schau dir meinen Arm an!“ Olly hielt ihr den mit Blaubeersaft bespritzten Arm dicht unter die Nase. „Typischer Fall von Masern oder irgend so einer anderen gefährlichen, ansteckenden Krankheit, findest du nicht? Und wenn ich es genau betrachte, spüre ich dabei auch unerträgliche Kopfschmerzen!“
„Und wie steht es mit dem Hals? Bei Masern hat man Halsschmerzen, ganz schlimme Halsentzündung“, sagte Gusti lauernd.
„Doch, doch, wenn ich es mir recht überlege – das Schlucken fällt mir schwer, da bahnt sich was an!“
„Du Glückliche!“ seufzte Kai.
„Wieso ich Glückliche? Das ist eine sehr ansteckende Krankheit, ihr könnt alle genauso glücklich sein!“
„Aber meinst du nicht, die Hausmutter wird schnell hinter den Schwindel kommen?“ fragte Susu.
„Auf jeden Fall nicht so schnell, daß nicht die Mathematikstunde und damit die gefürchtete Arbeit vorbei wäre. Und die nächste Mathestunde haben wir erst am Freitag, denn die am Mittwoch fällt aus, das wißt ihr ja. Das heißt: vier Tage mehr Zeit, um sich auf die Arbeit vorzubereiten!“
„Das leuchtet ein“, sagte Vivi, zu deren Lieblingsfächern Mathematik auch nicht gerade zählte. „In vier Tagen kriegt man noch eine ganze Menge in seinen Kopf. Aber wie bekommen wir alle so schöne gleichmäßige rote Tüpfchen?“
„Ganz einfach, da weiß ich was!“ Charlie rannte zum Waschbecken und kam mit ihrer Zahnbürste zurück. Sie tauchte die Bürste in den Blaubeersaft, dann hielt sie sie in einigem Abstand über ihren nackten Arm und fuhr mit dem Finger über die Borsten. Dutzende feiner Spritzer verteilten sich auf der Haut.
„Fabelhaft! Sieht ganz echt aus!“ lobte Kai. „Was meint ihr, sollen wir das alle machen?“
„Alle ist nicht nötig“, meinte Vivi und kicherte. „Es müssen mehr als die Hälfte sein, damit die Arbeit ausfällt. Sieben oder acht von uns und dann noch zwei oder drei aus dem Westturm, das wäre am überzeugendsten.“
„Mein schönes Blaubeerkompott“, stöhnte Olly. „Na ja, große Taten erfordern große Opfer. Und wann bricht die Krankheit aus?“
„Nach dem Frühstück, kurz bevor der Unterricht beginnt“, erklärte Kai. „Wir verteilen den Saft auf mehrere Fläschchen oder andere Gefäße und nehmen unsere Zahnbürsten mit. Das Ganze muß sehr schnell gehen.“
„Vergeßt die Kopfschmerzen und das Halsweh nicht! Ein bißchen Fieber wäre auch nicht schlecht“, meinte Gloria grinsend.
„Ihr solltet nichts von Masern sagen“, mahnte Susu. „Es ist besser, ihr spielt die Ahnungslosen. Eine ganz neue Krankheit, keiner weiß, woher der Ausschlag so plötzlich kommt, das macht sie weniger mißtrauisch. Wenn ihr was von Masern sagt, schauen die Hausmutter oder die Krankenschwester euch als erstes in den Hals und stellen fest, daß nicht das Geringste zu sehen ist. Kopfschmerzen, ja, das kann keiner nachprüfen.“
„Richtig. Kopfschmerzen – und Sehstörungen“, schlug Olly vor. „Wenn ich es mir recht überlege, sehe ich alles ganz verschwommen.“
„Kunststück, wenn du deine Brille nicht aufhast!“ lachte Isabella. „Neuerdings vergißt du sie ziemlich oft, nicht wahr? Vor allem in den Stunden von Herrn Wollert.“
„Ach ja?“ Olly grinste.
Isabella hatte eine ungewöhnliche Beobachtungsgabe, mußte sie sich eingestehen. Sie hatte recht. Olly hatte eine Schwäche für den gutaussehenden neuen Mathematiklehrer. Und da sie nicht durch ungewöhnliche Begabung in Mathematik glänzen konnte, versuchte sie es mit Charme und Attraktivität. Brillen störten in einem solchen Fall, hatte sie gefunden, obgleich das natürlich Unsinn war. So himmelte sie Herrn Wollert, wo immer es ging, aus kurzsichtigen Augen brillenlos an und versuchte ihn mit ihrem Liebreiz für sich zu interessieren. Seine Reaktion auf ihre Bemühungen konnte sie allerdings nicht erkennen, sie ahnte ihn mehr, als sie ihn sah. Aber das störte sie nicht.
Als Herr Wollert am nächsten Tag die Klasse betrat, vermutete er hinter dem bedrückten Schweigen der Mädchen
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