Dolly - 12 - Die juegste Burgmoewe
mir schon jetzt das Wasser im Munde zusammenläuft!“
„Du wirst nicht enttäuscht werden“, meinte Mona. „Ich habe gestern, als ich vom Reiten kam, einen Blick durchs Küchenfenster geworfen. Kinder, mir sind die Augen übergegangen beim Anblick all der Sachen, die da gebacken und gebrutzelt wurden!“
„Beeilt euch!“ mahnte Susu, „Damit wir ein bißchen früher als sonst unten sind. Und vergeßt das Geschenk nicht!“
„Sollten wir nicht noch ein paar bunte Herbstblätter unter die Schleife stecken? Es sähe zu dem braunglänzenden Papier mit der orangenen Schleife hübsch aus!“
„Gute Idee! Bist du fertig? Dann laufen wir schnell hinüber zum Parkplatz. Unter den verschiedenen Sträuchern finden wir sicher das Richtige.“
Vivi und Isabella liefen nach draußen, die anderen begaben sich in den Speisesaal, wo die Frühstückstische heute besonders festlich gedeckt und mit Blumen geschmückt waren. In der Mitte des Raumes stand ein Extratisch. An seiner Kopfseite war der Platz für die Direktorin mit einer Blumengirlande eingerahmt, auch der Stuhl war von einer üppigen Girlande eingefaßt. Daneben stand ein noch leerer Tisch für die Geschenke.
In einer Ecke nahm der Schulchor Aufstellung. Die Mädchen strömten von allen Seiten zum Speisesaal, und bald standen sie hinter ihren Stühlen, aufgeregt wispernd und kichernd warteten sie auf den großen Augenblick. Gleich mußte Frau Greiling erscheinen, begleitet von einer Abordnung von Schülerinnen, die sie an ihrer Wohnung abgeholt und als „Ehrenwache“ eskortiert hatten.
„Psst! Ruhe! Sie kommt!“ raunte es von Tisch zu Tisch. Die hohe Flügeltür wurde aufgerissen, und der Chor setzte mit einem schmetternden Festgesang ein.
„Hach, ist das schön!“ flüsterte Olly. „Habt ihr auch so einen Kloß in der Kehle?“
„Kloß ist gar kein Ausdruck. Ich fange vor Rührung gleich an zu heulen!“ wisperte Gusti.
„Da bist du in guter Gesellschaft“, meinte Olivia. „Schau mal Pöttchen an. Und Madame Monnier!“
„Das Geburtstagskind selbst nicht zu vergessen. Achtung, jetzt sind wir gleich dran!“ Susu räusperte sich und ließ blitzschnell noch einmal die Worte, die sie als Klassensprecherin der Zweiten sagen wollte, an sich vorüberziehen.
Jetzt sangen sie erst mal alle gemeinsam „Happy birthday to you!“ und mancher Frosch in der Kehle wurde durch überlautes, glückliches Brüllen beiseite gefegt. Es klang nicht besonders schön, aber strahlend, und Frau Direktor Greiling lachte vergnügt und wischte sich verstohlen eine Träne aus dem Augenwinkel.
Während sie noch sangen, marschierten vier der Kleinsten aus der Ersten herein und trugen eine riesige Torte zum Tisch der Direktorin. Sie war mit zartrosa Marzipanrosen verziert, und in der Mitte prangte aus rosa Zuckerguß und silbernen Perlenschnüren eine große Siebzig. Drumherum stand eine Unzahl von brennenden Kerzen und das Brett, auf dem die Torte transportiert wurde, war über und über mit kleinen Blüten bestreut.
Als nächstes kamen die Klassensprecherinnen dran. Sie gingen einzeln zu Frau Greiling, sprachen die Glückwünsche der gesamten Klasse aus und überreichten das Geschenk. Ausgepackt wurde – mit Rücksicht auf die frühstückshungrigen Mägen – erst später.
Auf die Klassensprecherinnen folgten die Lehrer, dann das Hauspersonal. Auf dem Tisch neben Frau Greiling häuften sich Geschenke und Blumensträuße.
„Ich danke euch! Ich danke euch allen vielmals!“ rief die Direktorin in alle Richtungen, dann konnte man endlich Platz nehmen.
„Kuchen!“ rief Olly begeistert. „Napfkuchen zum Frühstück, das ist schon immer mein Traum gewesen!“
Das Frühstück war wirklich heute besonders reichhaltig und lecker. Ein verheißungsvoller Auftakt für den weiteren Verlauf des Tages.
Nach dem Frühstück packte Frau Direktor Greiling unter Anteilnahme aller die Geschenke aus und bedankte sich bei jedem einzelnen. Die Mädchen aus der Zweiten hatten im Handarbeitsunterricht gemeinsam einen Wandteppich geknüpft, über einen hellen Untergrund flog ein Schwarm Möwen in vielen verschiedenen Tönen von Grau und Blau, es war ein sehr gelungenes Stück, wie alle lobend feststellten. Die Mädchen glühten vor Stolz, als die Direktorin entzückt ausrief, sie werde sich den Wandteppich hinter ihren Schreibtisch hängen.
Jede Klasse hatte sich etwas Besonderes ausgedacht, die einen hatten eine Chronik von Burg Möwenfels angefertigt, die anderen ein Fotoalbum mit Aufnahmen aus dem
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