Dolly - 14 - KLassentreffen auf der Burg
Nacht!“
Die Proben beginnen
„Was mache ich nur mit dieser wilden Horde?“ stöhnte Dolly am nächsten Morgen. „Ich kann ihnen nicht wirklich böse sein. Keine von ihnen hat einen schlechten Charakter, nur sind sie leider in ihrem ungebändigten Temperament nicht zu zügeln.“
„Das ist wahr. Ich glaube, wir müssen uns dringend etwas einfallen lassen, um die überschüssigen Kräfte dieser jungen Mädchen in kontrollierte Bahnen zu lenken, sonst stecken sie uns in ihrem Übermut noch das Dach überm Kopf an. Wer weiß, das nächste Mal kommen sie vielleicht auf die Idee, im Schlafsaal ein kleines Holzkohlenfeuer anzuzünden, um ihre Mitternachtsparty durch gegrillte Würstchen zu verschönern.“
„Pöttchen hat sie gestern zu einer Strafe verdonnert, die die meisten sehr schmerzhaft trifft“, erzählte Dolly. „Eine Woche Entzug des Nachtischs! Du kannst dir denken, wie unsere Schleckermäuler darauf reagiert haben. Letzten Endes war die Mitternachtsparty mit Geisterbeschwörung eine Folge davon. Ich möchte sie nun nicht auch noch bestrafen. Aber ich möchte, daß sie endlich vernünftiger werden.“
„Hast du eigentlich wegen des Klassentreffens schon was unternommen?“ erkundigte sich Klaus.
„Die Einladungen verschickt, ja. Aber was soll das jetzt“, wehrte Dolly ab, „ich habe doch wirklich wichtigere Dinge im Kopf!“
„Darum geht es mir ja.“
„Was hat das Klassentreffen mit den Mädchen aus der ersten Klasse zu tun?“
„Ich habe da so eine Idee, wie du sie sinnvoll beschäftigen kannst und zugleich ihre überströmenden Kraftreserven für einen guten Zweck mobilisierst.“
„Da bin ich aber neugierig!“
„Hast du nicht Lust, einmal wieder etwas zu schreiben?“
„Lust schon, aber wann sollte ich das machen?“
„Ab sofort. Ich bin überzeugt, wir finden genug freiwillige Helfer, die dir einen Teil deiner Arbeit abnehmen, damit du genügend Zeit zum Schreiben findest.“
„Nun mach es doch nicht so geheimnisvoll!“ beschwerte sich Dolly lachend. „Was soll ich schreiben? Und was hat die erste Klasse damit zu tun? Und das Klassentreffen?“
„Ist das so schwer zu erraten? Du sollst ein Stück über eure lustigsten Erlebnisse in euren Schuljahren schreiben und es mit den Mädchen der Ersten einstudieren! Dann sind sie für die nächsten vier Wochen täglich mit Proben und Textlernen beschäftigt, müssen für diesen guten Zweck ihre Freizeit opfern und lernen nebenher, ein wenig rücksichtsvoller und disziplinierter zu werden.“
„Ein großartiger Gedanke! Aber die Mädchen aus den anderen Klassen werden eifersüchtig sein und sich zurückgesetzt fühlen!“ gab Dolly zu bedenken.
„Die dürfen sich dann im Weihnachtsspiel austoben. Ich bin überzeugt, wenn du ihnen die Sachlage erklärst, haben sie Verständnis für deinen Plan.“
„Du hast recht. Gleich nachher werde ich mit Pöttchen sprechen und mir ihre Genehmigung holen. Schließlich ist es ihre Klasse. Und dann gehe ich zu Frau Greiling. Heute nachmittag lade ich die Zweite bis Sechste zu einem Gespräch, und heute abend nehme ich mir dann meine Helden aus der Ersten vor. Gibst du mir bitte mal meinen Schreibblock rüber, mir fällt da gerade etwas ein…“
„Eine Besorgung?“
„Irrtum, mein Lieber. Eine Szene für mein Stück. In meinem Kopf ist es nämlich schon halb fertig! Ich sehe es so deutlich vor mir, als hätte ich es bereits auf der Bühne erlebt.“
Fräulein Pott war von Dollys Idee sofort begeistert.
„Ein solches Stück, liebe Dolly, wenn es von den lustigen und ernsten Begebenheiten aus Ihrer Schulzeit handelt, könnte auf die Mädchen zusätzlich eine erzieherische Wirkung ausüben. Und die Disziplin, die die Proben erfordern, wird unseren übermütigen Jüngsten ausgezeichnet bekommen. Meinen Segen haben Sie – und meinen Beistand auch, wenn es nötig ist.“
Auch Frau Greiling griff Dollys Vorschlag erfreut auf. So stand der Verwirklichung nichts mehr im Wege.
Als nächstes sprach Dolly mit Ellen Wieland, der ehemaligen Klassenkameradin, die jetzt als Lehrerin für Deutsch und Geschichte auf der Burg unterrichtete.
„Ellen, ich weiß, daß du in deiner Freizeit jetzt immer sehr… beschäftigt bist“, sagte Dolly lächelnd und spielte damit auf Ellen Wielands Verlobung mit ihrem Kollegen Wollert an. „Aber du weißt ja, daß wir jetzt beginnen müssen, das Klassentreffen vorzubereiten. Ich bin dabei, ein Stück über unsere Schuljahre zu schreiben, und will es mit den Mädchen aus der
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