Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest

Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest

Titel: Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Enid Blyton
Vom Netzwerk:
Zweiten hörte es zuerst, gleich darauf auch Iris und Juliane.
„Da singt jemand!“ wisperte Iris.
„Italienisch!“ stellte Verena fest und reckte den Hals, um einen Blick aus dem Fenster zu werfen. „Schön!“
„Kannst du was sehen?“
„Ich sehe ihn!“ flüsterte Juliane. „Mann, ist der toll!“
„Wer?“
„Wo?“
„Da auf dem Dach! Der Junge mit den schwarzen Locken!“
„Jetzt grinst er zu uns herüber!“
„Schau nicht so auffällig hin. Der bildet sich höchstens was ein!“ zischte Anna-Sophie, die hinter Juliane saß.
„Püh! Meinetwegen braucht der sich nichts einzubilden.“
„Den muß ich mir nachher mal genauer anschauen“, sagte Iris ungerührt. „Könnte mein Typ sein.“
„Ach du lieber Himmel. Arme Irre.“
„Bist ja bloß neidisch.“
„Pst!“
Aber es war schon zu spät, Klaus-Henning Schwarze hatte bemerkt, daß das Interesse am Unterricht auf der Fensterseite schlagartig abgenommen hatte. Er kam herüber. Er sah in die Richtung, die die Blicke der Mädchen eben noch genommen hatten und entdeckte den jungen Bauarbeiter auf dem Dach, der nun wieder aus voller Kehle ein Liebeslied sang. Der Lehrer lachte.
„Aha. Gar nicht so übel. Findet ihr übrigens nicht, daß die Sonne hier furchtbar blendet? Machen wir doch lieber den Vorhang zu. So ist es besser.“
Der Meinung waren Iris, Verena und Juliane nicht. Besser war allenfalls, daß man bei zugezogenem Vorhang ihre roten Köpfe nicht so genau erkennen konnte.
Zum Glück läutete es wenig später zur großen Pause. Iris, Verena und Juliane verspürten ein dringendes Bedürfnis nach frischer Luft und liefen in den Innenhof hinaus. Zu ihrer Enttäuschung mußten sie feststellen, daß auch in den anderen Klassen die Gegenwart des jungen Italieners nicht unbemerkt geblieben war. Eine auffallend große Anzahl Mädchen hatte heute ein Verlangen nach frischer Luft, obgleich es schneidend kalt war.
Selbstverständlich ließ sich keine von ihnen anmerken, daß sie das Dach des Westturms nicht aus den Augen ließ. Sie unterhielten sich ungewöhnlich laut und hatten ständig etwas zu kichern und zu lachen, warfen den Kopf in den Nacken, ließen die Augen blitzen, tänzelten und hüpften wie eine Schar aufgeregter junger Hühnchen, die man auf dem Hof zusammentreibt. Der, dem dies alles galt – von ihm war keine Spur zu sehen!
Erst als es längst wieder zum Unterricht geläutet hatte und eine nach der anderen zögernd ins Haus zurückgekehrt war, kam er pfeifend um die Ecke, über der Schulter ein Dutzend Dachlatten. Verena, die sich im Hintergrund gehalten hatte, um als letzte hineinzugehen, sah ihn als einzige. Ihr Herz machte einen kleinen Hüpfer, als er sie entdeckte und sie strahlend anlächelte. Verena wurde rot. „Hallo“, sagte sie.
„Ciao, Bella! Wie geht’s?“
„Oh“, hauchte Verena. „Ich muß jetzt leider gehen…“
„Addio!“
Verena stolperte ins Haus und kam gerade noch vor Madame Monnier ins Klassenzimmer.
„Ich hab’ ihn gesehen!“ flüsterte sie Iris geheimnisvoll zu. „Im Ernst? Wo denn?“
„Er kam gerade durchs Tor, als wir rein mußten. Wir haben auch miteinander gesprochen!“
„Und? Wie ist er?“
„Klasse! Die Augen! Wie aus Samt! Schwarzer Samt!“
„Und wie heißt er?“
„Das weiß ich noch nicht, ich mußte ja rein. Aber ich kriege es bald raus, das schwöre ich dir. Er hat mich so angesehen… ich glaube, er mag mich!“
Die nächste Gelegenheit, in die Nähe der Bauarbeiter zu kommen, war die Stunde nach dem Mittagessen, in der in den Schlafsälen strenge Ruhe herrschte. Wer sich nicht ausruhen wollte, ging hinaus ins Freie, um einen Spaziergang durch den Schnee zu machen, sich auf den Eislaufplatz zu verziehen oder an einer geschützten Stelle ein wenig in der Sonne zu dösen.
Verena hatte schon während des Mittagessens heftig darüber nachgegrübelt, wie sie es anstellen könnte, dem jungen Italiener ganz zufällig über den Weg zu laufen. Nun, sie würde ganz einfach einen Spaziergang machen und sich bei dem Stapel Bauholz eine Weile aufhalten; ein Grund würde ihr schon einfallen. Vielleicht ein Stein oder ein Nagel in ihrem Stiefel… Sie könnte auch ihren Anhänger verlieren. Schwieriger war es, die anderen abzuhängen. Am besten überredete sie die Freundinnen, mit ihr auf den Eisplatz zu gehen und kehrte dann noch einmal um, weil sie angeblich etwas vergessen hatte.
Doch es kam ganz anders. Verena wollte sich gerade an Babsi heranmachen, um für heute den Tischdienst mit ihr zu

Weitere Kostenlose Bücher