Dolly - 15 - Ein Möwenfest im Möwennest
mit Eiswasser getaucht. So schnell war
Liebesglut noch nie verraucht wie bei den beiden Freundinnen aus der
Zweiten.
„Wetten, du bist das schönste Mädchen von Burg Möwenfels?“
fragte Verena schließlich gespannt. „Bellissima?“
„Angelo findet das jedenfalls“, sagte Frauke verträumt. „Nicht zu fassen. Jetzt bin ich neugierig, wem er das noch alles
erzählt hat!“ stöhnte Juliane.
„Was soll das heißen!?“ fragte Frauke scharf.
„Das heißt, daß du nicht die einzige bist. Verena hat er es gesagt
und mir auch… und ich weiß nicht, wem noch. Aber das läßt sich ja
herausfinden.“
„Ist das wahr? Oh, dieser Mistkerl! Dem werde ich’s zeigen!“
schnaufte Frauke und wollte hinausstürzen. Verena und Juliane hielten
sie fest.
„He, nun warte doch mal! Bevor wir uns rächen, sollten wir erst mal
feststellen, wer noch zu den Geschädigten gehört!“ beschwor Juliane
sie.
Frauke überlegte einen Augenblick.
„Ja, eigentlich habt ihr recht. Rache will gut überlegt sein, wenn sie wirken soll. Wir müssen uns was ganz Besonderes ausdenken. Und
alle Betroffenen müssen daran beteiligt sein.“
„Genau!“
„Aber wie finden wir heraus, wem er das alles noch gesagt hat?“
überlegte Verena.
„Ganz einfach. Wir gehen abends in jeden Gemeinschaftsraum und
erzählen, was uns passiert ist. Wetten, die anderen werden genauso
wütend sein auf den Kerl? Und wenn sie auch nicht zugeben, daß sie
ebenfalls auf ihn reingefallen sind, sicher werden wir es ihnen an der
Nasenspitze ansehen.“
„Ja, klar!“ Juliane lachte. „Entweder sie werden blaß oder rot oder
beides abwechselnd. Es wird sie umhauen!“
Die drei hatten recht. Kaum eine, bei der Angelo sein Glück nicht
versucht hatte, und gut ein Drittel der Mädchen war auf ihn
hereingefallen; zögernd gestand es eine nach der anderen. Olly, die ihn ziemlich kalt hatte abfahren lassen, schüttelte
fassungslos den Kopf.
„Der arme Junge will wohl für sein Alter versorgen, oder wie soll
ich das verstehen! Mann, muß der Komplexe haben!“
„Ach was, der ist nichts als ein Sammler“, sagte Mona verächtlich,
„und das werden wir ihm für eine Weile versalzen.“
„Aber wie? Hast du eine Idee?“ fragte Frauke.
„Wir müßten ihn mit seinen eigenen Waffen schlagen“, meinte
Ulrike, die heilfroh war, daß ihre angeborene Scheu sie davor bewahrt
hatte, sich mit dem hübschen Jungen in ein Gespräch einzulassen. „Vielleicht sollten wir ihn nachts in die Burg locken und ihm die
Burggeister erscheinen lassen?“ überlegte Juanita.
„Darauf fällt der doch nicht rein!“ widersprach Regine. „Der wird
sich die Geister sicher erst mal daraufhin ansehen, ob sie nicht
vielleicht weiblichen Geschlechts sind.“
„Kommt drauf an. Wenn es ganz überirdische Erscheinungen
sind…“
„Ich weiß, woran du denkst. An deinen großen Indianerzauber.
Aber was bringt das schon, er wird weglaufen und bei Nacht den
Westturm nicht mehr betreten“, sagte Juliane. „Nein, es müßte etwas
sein, womit er sich furchtbar blamiert. Und zwar vor allen!“ „Ja, das müßte er!“ stimmte ihr Maria heftig zu, die es nicht
verwinden konnte, daß sie fast ein Dutzend glühender Liebesbriefe an
Angelo geschrieben hatte, nachdem er ihr versichert hatte, Tag und
Nacht nur an sie zu denken. Plötzlich begann Olly zu kichern. „Was ist los? Warum lachst du?“ fragte Maria mißtrauisch. „Nicht über dich. Ich hab’ mir nur gerade vorgestellt, was Angelo
für ein Gesicht machen würde, wenn er voller Liebesglut zu einer
Verabredung eilte und dort jemanden vorfände, den er absolut nicht
erwartet!“
Jetzt kicherten auch die anderen.
„Tolle Idee!“
„Super!“
„Phantastisch! Und wen?“
„Nun, zum Beispiel Pöttchen. Oder Fräulein Innig.“
„Klasse! Oh, das Gesicht möchte ich sehen!“ sagte Anna-Sophie
sehnsüchtig. „Aber wie wollt ihr das machen? Wie wollt ihr jemanden
wie Pöttchen oder Fräulein Innig zu so einem Treffen bringen?“ „Ja, das ist das Problem. Daran wird’s wohl scheitern“, murmelte
Iris.
„Warum?“ meldete sich nun Charlie zu Wort. „Das ist doch ganz
einfach. Wir müssen ihn nur irgendwie nachts in den Nordturm lotsen
und ihn in das falsche Zimmer locken!“
„Charlie, das ist genial! Du hast völlig recht!“ sagte Verena
begeistert. „Ich bestelle ihn zu einem Treffen um Mitternacht und
erkläre ihm den Weg dorthin. Ich werde ihm sagen, das sei unser
Aufenthaltsraum, und dort könnten wir nachts ungestört
Zusammensein. Ich
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