Dolly - 16 - Dollys schoenster Sieg
fähig sein, andere glücklich zu machen…“ Dolly verstummte bewegt.
„Du sagst das schon genauso eindrucksvoll wie Frau Greiling“, stellte Felicitas staunend fest. „Jedenfalls habe ich dir jedes Wort geglaubt und sämtliche guten Vorsätze der vergangenen Jahre erneuert.“
Dolly wurde rot.
„Das kann nicht schaden, nicht wahr? Ich selbst lege auch jedesmal wieder ein heimliches Gelübde ab!“ Sie wischte die Verlegenheit mit einem übermütigen Lachen fort und hielt der Schwester ihren Teller entgegen. „Aber nun muß ich unbedingt noch ein zweites Stück von dieser Supertorte haben, ehe Will sie allein aufgefuttert hat!“
„Übrigens“, wandte sich Clarissa an Dolly, „stimmt es, daß ihr eine neue Lehrerin bekommt?“
„Ja, das ist richtig. Sie wird Englisch und Musik unterrichten. Sie hat viele Jahre in Übersee an einer Privatschule unterrichtet. Pöttchen kennt sie aus ihrer Studienzeit.“
„Fräulein Pott? Na, dann muß die Neue ja schon ein beträchtliches Alter haben, Pöttchen ist schließlich nicht mehr die Jüngste!“
„Stimmt. Aber wenn sie geistig so jugendlich ist wie Pöttchen, macht das ja nichts.“
„Ja, an Pöttchen kann sich manche Junge ein Beispiel nehmen“, bestätigte Will. „Sie ist einfach fabelhaft!“
„Genau wie Madame Monnier, sie ist ein Schatz!“ rief Felicitas. „Sind Monniers eigentlich schon aus den Ferien zurück?“
„Seit einer Stunde. Wir begegneten ihnen, als wir herkamen“, berichtete Clarissa. „Der Wagen war so vollgepackt, daß es ein wahres Wunder ist, wie sie ohne Schaden nach Hause gekommen sind.“
„Sie werden in ihrem geliebten Frankreich ausgiebig eingekauft haben. Vorräte für das nächste halbe Jahr. Und eine Menge Geschenke für uns alle. Und sicher gibt es wieder ein großes Begrüßungsfest! Sie sind so goldig, die beiden!“
„Ellen Wieland und Franz Wollert haben in den Ferien endlich ihre kirchliche Trauung gefeiert, ein großes Familienfest. Klaus und ich waren eingeladen. Ich freue mich, daß die beiden so glücklich miteinander sind.“
„Es geht doch nichts über Hochzeit feiern“, Will warf einen amüsierten Seitenblick auf Felicitas, „jedenfalls habe ich mir über dieses Thema in den Ferien einiges anhören müssen.“
„Dann wäre es ja an der Zeit, daß du mal ans Heiraten denkst!“ gab Felicitas zurück.
„Ich? Ich hab gar keine Zeit für einen Ehemann! Drei Dutzend Pferde füllen mein Leben vollkommen aus.“
„Warten wir’s ab.“
„Und wann erwartest du deine Familie zurück?“ fragte Clarissa
Dolly.
„Morgen abend.“
„Morgen. Und übermorgen bricht der Wirbelsturm wieder über uns
herein. Das heißt, bis er zu uns kommt, haben sich die Wogen ja schon geglättet. Aber hier bei dir… Bist du denn mit deinen Vorbereitungen schon fertig?“
„Es geht nichts über Hochzeit feiern“, sagte Will
„Fast. Feli und ich wollen morgen noch die kleinen Willkommensgrüße basteln, mit denen ich die Mädchen jedesmal überrasche. Wir haben Herzen aus Stroh geflochten, in deren Mitte wir eine bunt verpackte Süßigkeit setzen werden.“
„Typisch Dolly! Vermutlich hast du mehrere Abende daran gearbeitet. Das wäre nichts für mich.“ Will sprang lachend auf. „Da ist mir die Arbeit in der Reitbahn und im Stall doch lieber!“
„Ja, ich werde mich auch wieder an die Arbeit machen!“ Clarissa räumte das Geschirr zusammen und verstaute es in Dollys Korb. „Ich muß meine Reitstundenpläne fertigmachen. Schade, ich wäre gern noch ein bißchen geblieben!“
„Aber die Pflicht ruft, sie brüllt geradezu“, vollendete Will den Satz. „Wir haben noch eine Menge vorzubereiten. Entschuldigt uns. Kommst du heute abend rüber ins Möwennest, Feli?“
„Ich weiß nicht, eigentlich wollten Dolly und ich…“
„Ich würde dir raten: komm!“
Felicitas wurde rot.
„Ja, dann… Ich wollte sowieso noch meinen Schreibtisch
einräumen. Und den Brief an die Eltern schreiben!“
„Oh, Feli, gib dir keine Mühe, du bist ein schlechter Lügner!“ Dolly
lachte. „Aber von mir aus bist du beurlaubt. Ich schaffe es schon
allein.“
Die Möwen kommen
„Wir sind in Möwenfels! Wir sind in Möwenfels!“
Die kleine Blonde mit dem festgeflochtenen, dicken Zopf hüpfte auf ihrem Bett auf und nieder, und in ihren glänzenden Augen war der Stolz darüber zu lesen, daß sie jetzt zu den Schülerinnen einer der besten Schulen des Landes gehörte, daß sie eine echte Burgmöwe war.
„Nicht so laut, Lilli, sonst
Weitere Kostenlose Bücher