Dolly - 17 - Eine Hauptrolle fuer die Burg
übernehmen!”
„Ich müßte mir für die Zeit eine Schmalfilmkamera leihen. Und was man sonst an Ausrüstung dazu braucht. Ich glaube, Franz hat da Beziehungen… Ich rufe gleich mal rauf. Vielleicht haben Ellen und er Lust, noch auf eine Stunde zu uns runterzukommen.” Klaus lief zum Telefon.
„Ja, und bitte Pöttchen dazu! Ich möchte zuerst ihr Einverständnis einholen. Ich hole uns inzwischen eine Flasche Rotwein und ein bißchen was zum Knabbern.”
„Richtig, Hausmutter. Man muß die Feste feiern, wie sie fallen.”
So kam es, daß auch die ältere Generation an diesem Abend nur über eines sprach: über den Film.
Am nächsten Abend traf der Regisseur mit dem Produktionsleiter ein. Auch einen Kameramann hatte er mitgebracht. Drei Herren nahmen neben Frau Greiling auf der Bühne der Aula Platz, noch während die Mädchen sich in die Sitzreihen drängten, bemüht, einen Platz so weit vorne wie möglich zu ergattern. Dolly, die im Hintergrund neben der Eingangstür saß, stellte amüsiert fest, wie sie sich herausgeputzt hatten, wie die einen mit einer neuen Frisur, die anderen in ihrem schönsten Festtagskleid erschienen waren und einige Mutige sogar ein wenig Make-up, einen Hauch von Lippenstift zu tragen riskiert hatten.
Die Direktorin sprach ein paar einführende Worte, begrüßte die Gäste und stellte sie vor, dann nickte sie Herrn Kuntze, dem Produktionsleiter, auffordernd zu.
Herr Kuntze stand auf, ging einmal am Bühnenrand hin und her und ließ seinen Blick über die Schar der Mädchen streifen, als wolle er gleich jetzt seine Auswahl treffen. Von hinten registrierte Dolly, wie sich krumme Rücken aufrichteten, Schultern strafften, Haare kokett zurückgeworfen wurden.
Herr Kuntze fuhr sich über den spärlichen Haarkranz, stellte sich am Bühnenrand auf und räusperte sich.
„Tja, also…. meine sehr verehrten jungen Damen, worum es sich handelt, haben Sie ja nun schon gehört.”
„Er siezt uns!” quiekte Lilli begeistert.
„Bei dem Filmstoff handelt es sich um eine Kriminalgeschichte, in deren Mittelpunkt eine junge, reiche Erbin steht, die ermordet werden soll. Sie lebt in einem Internat… Das hat uns auf die Idee gebracht, die Geschichte hier auf Burg Möwenfels aufzunehmen. Die Hauptrollen werden selbstverständlich von bekannten Schauspielern gespielt, aber es gibt eine ganze Reihe kleinerer Rollen, vor allem die der Schülerinnen, der Freundinnen unserer Hauptfigur, aber auch die der jungen Erbin selbst, für die wir Darstellerinnen suchen. Die Dreharbeiten werden im kommenden Monat beginnen und bis zum Juni abgeschlossen sein…”
Herr Kuntze erzählte noch einiges über den technischen Ablauf, aber kaum eine hörte mehr richtig zu, denn während der Produktionsleiter sprach, war Herr Dophahn, der Regisseur, aufgestanden und langsam durch den Mittelgang nach hinten gegangen, wobei sein Blick prüfend die Reihen hinauf-und hinunterwanderte. Die einen schauten ihm ungeniert ins Gesicht und strahlten ihn an, die anderen taten so, als bemerkten sie es nicht, setzten sich aber unmerklich in Positur, und die Anspannung war ihren Gesichtern abzulesen.
Herr Kuntze hatte seine Ansprache beendet und kam nun ebenfalls von der Bühne herunter. Er und der Regisseur steckten die Köpfe zusammen, dann winkten sie dem Kameramann, sich an der geflüsterten Beratung zu beteiligen. Hin und wieder zeigte Herr Dophahn auf ein Mädchen, flüsterte einen Namen, die anderen nickten oder wiegten unentschlossen die Köpfe, so ging das eine ganze Weile. Die Mädchen saßen wie zu Salzsäulen erstarrt, kein Laut war im Raum zu hören.
„Wir werden jetzt eine erste Auswahl treffen”, rief Herr Kuntze schließlich. „Die jungen Damen, die ich anspreche, bitte ich zur Bühne zu kommen und mir ihren Namen zu sagen. Sie bekommen dann mitgeteilt, wann sie morgen nachmittag oder abend zu einer kurzen Probeaufnahme hier in der Aula sein sollen. Fangen wir mal auf dieser Seite an. Die Blonde dort mit den langen Haaren… und Sie dort… und eine Reihe davor die kleine Dunkle mit dem Wuschelkopf…“
Hin und wieder zeigte Herr Dophahn auf ein Mädchen und flüsterte einen Namen
Alexa schwebte nach vorne. Sie…. sie hatte man als allererste aufgerufen! Sie hatte es ja gewußt! Natürlich hatte Herr Dophahn sofort erkannt, was in ihr steckte! Daß sie die geborene Filmschauspielerin war!
Vor der Bühne mußten sich die Aufgerufenen in einer Reihe anstellen, dann wurden ihre Namen auf einer Liste notiert. Dahinter,
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