Dolly - 17 - Eine Hauptrolle fuer die Burg
in Klammern, stand ein zweiter Name – der Name der Rolle, für die sie ausersehen worden waren. „Wer ist das, Christina?” erkundigte sich Alexa, als sie diesen Namen hinter dem ihren entziffert hatte.
„Die junge Erbin”, antwortete der Produktionsleiter kurz.
Alexa zog hörbar die Luft ein. Sie hatte Mühe, ihre Freude zu verbergen, und als sie die Bühne verließ, verrieten ihr Gang, die Haltung ihres Kopfes und ihrer Hände den zukünftigen Star. Hinter ihr wurde gekichert, als sie durch die Reihe an ihren Platz zurückkehrte – aber das war ihr jetzt egal. Neidisch waren sie, das war alles!
Dolly betrachtete die Reihe der Aufgerufenen. Daß man auf Alexa verfallen war, mit ihrem puppenhaft hübschen Gesicht, dem Schmollmündchen und den langen blonden Haaren…. nun, die Herren würden schon wissen, warum. Verständlicher, daß Mona sich unter den Ausgewählten befand, auch Olivia, Susu und Vivi und schließlich Olly. Sie waren im Typ so unterschiedlich, aber jede eine ausgeprägte Persönlichkeit mit einer starken Ausstrahlung. Aus der Dritten waren Anna-Sophie und Franziska dabei, aus der Zweiten die temperamentvolle dunkle Juanita. Aus der Ersten hatte man Gundula und Michelle ausgewählt. Jedes der Mädchen bekam, nachdem sein Name auf der Liste eingetragen worden war, ein Blatt Papier mit dem Text in die Hand gedrückt, der bei der Probeaufnahme am nächsten Tag gesprochen werden mußte, zwei unterschiedliche Szenen, in denen sie zeigen konnten, was an schauspielerischem Talent in ihnen steckte.
„Wir werden noch eine ganze Menge Kleindarsteller brauchen. Auch von den Erwachsenen werden wir den einen oder anderen bitten, mitzuwirken, wenn er Lust hat!” kündigte Herr Kuntze an. „Aber darüber unterhalten wir uns ein andermal.”
Wer enttäuscht gewesen war, nicht unter den Aufgerufenen zu sein, atmete insgeheim auf. Es bestanden noch Chancen! Und wer konnte sagen, ob die Probeaufnahmen mit den Glücklichen, die jetzt die Nase in ihre Textblätter steckten und lautlos gerade Gelerntes vor sich hin murmelten, wirklich von Erfolg gekrönt waren? Vielleicht versagten sie vor der Kamera kläglich, und man mußte weitere Mädchen zu Probeaufnahmen holen? Wie oft las man von unglaublichen Karrieren, die damit begonnen hatten, daß jemand für einen berühmten Star einspringen mußte!
Trotzdem war es, als umgäbe die zu den Probeaufnahmen Geladenen plötzlich ein unsichtbarer Glorienschein. Sie schienen anders als sonst, würdiger, größer geworden, von einem heiligen Ernst erfüllt und aus dem Kreis der Kameradinnen herausgehoben.
Dolly bemerkte es seufzend. Es würde gut sein, wenn Klaus die Idee mit dem eigenen Film bald in die Tat umsetzte, um das Gleichgewicht wiederherzustellen.
Die Probeaufnahmen fanden zum Bedauern der nicht Betroffenen hinter verschlossenen Türen statt. Nur wer vor die Kamera mußte, hatte Zutritt zur Aula .
Auf der Bühne stand ein Stuhl, der von mehreren Scheinwerfern angeleuchtet war. Ein paar Meter entfernt vor der Bühne hatte man die Kamera aufgebaut. Außer dem Regisseur waren der Kameramann und sein Assistent, zwei Beleuchter und der lange, dünne Jüngling, der beim ersten Besuch dabeigewesen war und sich jetzt als Aufnahmeleiter Bösemann vorstellte, anwesend.
„Setzt euch bitte hier hinten hin, und verhaltet euch möglichst ruhig”, befahl er ihnen. „Wer aufgerufen wird, setzt sich auf der Bühne auf den Stuhl und beantwortet die Fragen des Regisseurs. Ihr werdet euren Namen sagen müssen und ein bißchen was über euch erzählen. Eure Szenen dürft ihr dann später spielen.”
„Wichtigtuer!” murmelte Mona verächtlich, als Herr Bösemann sich mit wiegenden Schritten entfernt hatte und in einem seltsam singenden Tonfall rief: „Wir können anfangen, Herr Dophahn!”
„Ich fühl’ mich, als müßte ich auf den elektrischen Stuhl!” wisperte
Franziska. „Wer wohl als erste da rauf muß?”
„Ich vermutlich”, sagte Alexa geziert und warf den Kopf zurück. „Schließlich bin ich für die Hauptrolle ausersehen!” Tatsächlich wurde sie gleich darauf aufgerufen. Alexa stelzte auf die Bühne.
„lii…. das blendet ja so, ich kann gar nichts sehen!” beschwerte sie sich. „Außerdem wollte ich Ihnen noch sagen, daß ich gar keinen richtigen Text bekommen habe. Da steht nur: ,Sie schreit’!”
„Später”, wehrte Herr Dophahn ab. „Nun erzähl uns erst mal was über dich. Name, Alter, wo du herkommst, Hobby, was du willst. Kamera
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