Dolly - 17 - Eine Hauptrolle fuer die Burg
Tisch.
„Der dritte Preis…”, rief Dolly über den Applaus weg, „eine schöne
Langspielplatte, geht an Renate und Lucy für ihr Schneemädchen. Das ist ihnen so lebensecht gelungen, ausstaffiert mit Schal, Mütze und Anorak, daß ich es dreimal im Vorübergehen gefragt habe: ,Möchtest du noch einen Becher Punsch?’”
Unter Gelächter und Applaus holten die Sieger ihre Preise ab. Dann wurden noch ein paar Trostpreise verteilt und lobende Anerkennung für phantasievolle Arbeiten ausgesprochen. Schließlich klatschte Frau Direktor Greiling in die Hände.
„Und nun, meine Lieben, habe ich euch noch etwas mitzuteilen!” rief die Direktorin und wartete, bis Ruhe im Saal eingekehrt war. „Einige von euch haben vielleicht bemerkt, daß ich gestern Besuch von drei Herren aus der Stadt bekommen habe…”
Jetzt erst hörten ihr die Mädchen aufmerksam zu. Die drei geheimnisvollen Herren! Die hatten sie vollkommen vergessen!
„Es wird euch vielleicht überraschen, was ich euch anzukündigen habe. In den nächsten Monaten muß ich euch alle um besonders gute Disziplin und großen Eifer bitten, denn das Leben auf Burg Möwenfels wird recht unruhig werden…”
Die Mädchen sahen sich verstohlen an. War’s eine staatliche Schulkommission, die ihnen da beim Unterricht über die Schulter schauen würde? Sollten ihre Leistungen geprüft werden? Das hatte ihnen gerade noch gefehlt!
„Der Grund ist”, fuhr Frau Greiling fort, „daß mich die Herren gebeten haben, auf Burg Möwenfels einen Film drehen zu dürfen. Einige von euch werden dabei mitwirken dürfen und…”
Weiter kam die Direktorin nicht. Jubelschreie, Applaus, Fragen, Zurufe summierten sich zu einem solchen Tumult, daß Fräulein Pott ärgerlich ihre Stimme erhob.
„Ich muß doch sehr bitten! Wenn ihr derartig undiszipliniert seid, wird Frau Direktor Greiling ihre Zusage zurückziehen müssen!”
Augenblicklich kehrte Ruhe ein.
Frau Greiling fuhr fort: „Ich will euch heute nur so viel sagen, daß Herr Kuntze, der Produktionsleiter, und Herr Dophahn, der Regisseur, übermorgen nach dem Abendessen in der Aula zu euch sprechen werden. Sie werden euch Genaueres über den Film sagen und einige von euch zu Probeaufnahmen einladen. Und jetzt geht bitte – ohne gleich wieder aus dem Häuschen zu geraten – in eure Gemeinschaftsräume. Denkt daran, was Fräulein Pott euch soeben gesagt hat: Die Filmarbeiten auf Burg Möwenfels werden nur stattfinden, wenn ihr äußerste Disziplin bewahrt und eure Leistungen nicht beeinträchtigt werden! Gute Nacht, meine Lieben.”
Konkurrentinnen
Von nun an gab es begreiflicherweise nur noch ein Gesprächsthema: die kommenden Filmarbeiten auf Burg Möwenfels. Wer würde zu den Auserwählten gehören, die mitspielen durften? Und welche Schauspieler würden in dem Film mitwirken.
„Vielleicht gibt es für dich ein Comeback, Mona?” sagte Vivi lächelnd, als sie abends im Schlafsaal der Vierten an den Waschbecken standen und sich die Zähne putzten.
„Danke. Kein Bedarf!” Mona drückte den Schwamm mit kaltem Wasser auf ihrem Gesicht aus, dann griff sie zum Handtuch und rubbelte ihre Haut so kräftig, daß sie rot anlief. „Von allen Mädchen auf der Burg bin ich wahrscheinlich die einzige, die nicht den Wunsch hat mitzuspielen. Weil ich als einzige den Betrieb genossen habe, bis er mir zum Halse raushing!”
„Eigentlich schade. Ich meine, weil du so begabt bist. Du singst, du spielst Gitarre, du kannst tanzen und bist eine gute Schauspielerin…”
„Ja, schon, aber ihr ahnt gar nicht, was das für ein Affenzirkus ist! Na, ihr werdet’s ja erleben.”
„Trotzdem, ich freu’ mich drauf. Einfach aufs Zusehen”, gestand Olly. „Das ist doch mal eine Abwechslung.”
„Eben!” bestätigte Charlie. „Lustig und interessant wird es auf jeden Fall, egal, wer nun mitspielt und wer nicht.”
„Vielleicht entdecken sie Herrn Schwarze als Filmstar.” Gusti drehte verzückt die Augen gen Himmel. „Er war’ doch ein super Typ als Filmheld!”
„Klar, und die Hausmutter als seine Partnerin!” spottete Andrea. „Vielleicht engagieren sie die ganze Belegschaft der Burg für ihren Film, das vereinfacht die Sache. Bei dem, was hier so alles passiert ist…. das gibt Stoff für zehn Filme!”
In der Zweiten drehte sich das Gespräch in diesem Augenblick um Fräulein Wehmut, die schwergewichtige Klassenlehrerin mit der Leidenschaft für den Operngesang.
„Ich wette, sie kennt den Regisseur!” stellte Babsi
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