Dolly - 17 - Eine Hauptrolle fuer die Burg
kalten Lagerhallen zu verstecken, habt ihr eine Unterkunft erster Klasse! Fast wie ‘n Luxushotel. Höchstens die Bienen fehlen.”
Jetzt trat der Darsteller des Kommissars Peter Parker ins Bild.
„Pfoten hoch und Kanonen weg! Widerstand ist zwecklos, das Haus ist umstellt.” Der Riese schoß aus seinem Sessel hoch und ließ die Zigarre fallen. Der Kommissar trat auf ihn zu. „Tja, Professor, ich muß mich wohl bei Ihnen bedanken. Ein besseres Geständnis hätten Sie mir gar nicht liefern können!” Dann sah er sich im Zimmer um. „Komfortabel, das muß ich sagen. Außen die bürgerliche Wohlanständigkeit, und innen…. wirklich, das ideale Verbrechernest!”
Madame Monnier hatte bereits seit einer Weile schnaufend vor Zorn im Hintergrund gestanden. Zigarrenrauch, in ihrem Wohnzimmer! Und wie es hier aussah! Man mußte sich ja schämen! Das Wort „Verbrechernest” gab ihr den Rest. Empört stürzte sie sich in die Szene.
„Aufhören! Sofort aufhören! Das dulde ich nicht! Verbrechernest! Nicht in meinem Hause! Mon dieu, quelle honte! Quelle infamie! Sie sofort verlassen mein Haus! Sie alle! Hinaus!”
Die rundliche kleine Person, die noch ihren Regenschirm in der Hand hielt, machte sich daran, ihren Worten mit kräftigen Hieben Nachdruck zu verleihen.
„Sie sollten sich schämen! Notre belle maison! Niemals ich hätte erlaubt… Oh, wie es hier aussieht! Alles Sie haben zerstört! Da! Die Zigarre… auf dem Teppich! Mes peintu-rages…. meine Bilder, wo Sie haben gelassen meine Bilder?” Die Männer waren so verblüfft über den unerwarteten Ausbruch, daß sie zunächst die Flucht ergriffen. Lediglich Herr Dophahn und Aufnahmeleiter Bösemann versuchten die Aufgebrachte zu besänftigen.
„Aber gnädige Frau! Aber Madame Monnier, ich bitte Sie… Nun beruhigen Sie sich doch!”
„Bitte, regen Sie sich doch nicht auf, ich versichere Ihnen, das wird alles wieder in Ordnung gebracht! Das geht selbstverständlich alles auf unsere Kosten!”
Madame Monnier drehte sich zu Herrn Bösemann um und sah ihn – immer noch nach Luft ringend – kalt an.
„Das ist wohl selbstverständlich, daß Sie alles machen neu auf Ihre Kosten! Das mich nicht regt auf. Aber daß Sie nehmen mein Haus als Verbrechernest, nein! Das wir können nicht dulden!”
Unglücklicherweise löste sich gerade jetzt aus der Schreckschußpistole des Geräuschemachers der Schuß, der eigentlich in die Szene gehört hätte. Madame Monnier schrak zusammen.
„Ha! Eine Schießerei! In meinem Hause! Jetzt es reicht, hinaus! Toute suite! Ich will Sie hier nicht mehr sehen!”
Monsieur Monnier, der den Ausbruch seiner Frau bewundernd aus der Ferne verfolgt hatte, kam ihr nun zu Hilfe. Während die Filmleute eilig zusammenpackten, rannte er hinter ihnen her und rechnete auf, was alles zu Bruch gegangen war. Dem erschöpften Herrn Bösemann gelang es schließlich, die beiden Erregten in die Küche zu komplimentieren, um dort die Schadensliste zu Papier zu bringen.
Als Dolly nach dem Mittagessen mit einer Gruppe Mädchen zu dem alten Fischerhaus kam, um bei den Außenaufnahmen zuzuschauen, verließ gerade der letzte Wagen fluchtartig das Gelände. In der Küche lag sich das Ehepaar Monnier in den Armen, anscheinend von Schluchzern geschüttelt. „Um Himmels willen, was ist passiert?” rief Dolly besorgt.
Die beiden drehten sich um. Sie lachten, daß ihnen die Tränen übers Gesicht liefen.
„Oh, Dolly! Das… das Sie hätten sehen sollen! Mit dem Regenschirm sie hat sie verprügelt!” wieherte Monsieur Monnier. „Besser als alle Schauspieler! Wie… wie eine Rachegöttin sie hat sie hinausgejagt! Wie eine Löwin!”
Nun drängten auch die Mädchen in die Küche.
„Was ist denn hier los?” fragte Charlie entsetzt. „War das ein Erdbeben?”
„Nein, der Film! Verbrechernest!” Madame Monniers Stimme zitterte immer noch vor Erregung. „Habt ihr schon einmal gesehen eine typische Verbrechernest? Voila – hier ihr könnt es sehen! Und nun wir werden aufräumen.”
„Eh bien, und ich werde machen eine große Schüssel Crepes suzettes für alle Helfer”, kündigte Monsieur Monnier an. „Wenn ich noch habe Mehl und die Damen es nicht verwechselt haben mit Puder.”
Das war ein Wort! Bei den köstlichen Düften, die bald darauf aus der Küche drangen, ließ es sich doppelt so gut aufräumen, und schließlich wurde der Tag noch zu einem kleinen Fest. Bei Wein und Saft und allerlei Leckerem aus Monsieur Monniers Küche war man sich einig, daß es so
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