Dolly - 18 - Sag ja, Dolly!
erfüllen,
Fußgetrappel, Kichern und Lachen durch Flure und Treppenhäuser
hallen, Schlafsäle und Gemeinschaftsräume würden von quirlendem,
übersprudelndem Leben durchflutet sein. Dolly freute sich darauf. Aber diesen Tag wollte sie noch genießen. Ab morgen war es aus
mit der Ruhe, und um das Vergnügen, mit Kathrinchen ins
Schwimmbad zu gehen, würden sich drei Dutzend begeisterte
Babysitter reißen.
Oben über den Klippen tauchte Klaus mit einem großen
Picknickkorb auf, den er vorsichtig die schmalen Treppen zum
Schwimmbad hinunterbalancierte. Dolly kletterte aus dem
Schwimmbecken und lief ihm entgegen, um ihm zu Hilfe zu kommen. „Laß nur, es geht schon. Ihr werdet staunen, was ich euch alles
mitgebracht habe!”
Vorsichtig setzte er seine Last neben den Sonnenliegen ab und zog
das Tuch von dem Korb.
„Hm, Eiscreme mit Früchten! Und Kuchen! Schau, Kathrinchen,
was es da Leckeres gibt!”
„Und hier ist eisgekühlter Johannisbeersaft für meine beiden
Damen. Warte, ich schenk’ euch ein.”
Kathrinchen wurde auf ihr großes Strandtuch gesetzt und bekam ein
Schüsselchen mit Eiscreme, das sie andächtig auszulöffeln begann.
Hin und wieder setzte sie den Becher vorsichtig ab, um sich mit Löffel
und Fingerchen Eiskleckse vom nackten Bauch zu entfernen. Sie war
so versunken in ihre Arbeit, daß die Erwachsenen ungestört ihren
Imbiß genießen konnten.
„Ein herrlicher Nachmittag!” seufzte Dolly glücklich.
„Stimmt! Und das Beste daran ist dein Aprikosenkuchen.” „Wie du ihn nur wieder gleich entdeckt hast!” neckte Dolly ihren
Mann. „Eigentlich sollte er nämlich ein Begrüßungsgeschenk für
Ellen und Franz sein. Aber laß nur, mit deiner raffinierten
Eiskombination hast du alles wieder gutgemacht. Köstlich!” „Hm, im Herstellen von Eisbechern war ich schon immer
unschlagbar.”
„Wenn deine Schülerinnen das wüßten, würden sie darauf bestehen,
das als Unterrichtsfach einzuführen”, witzelte Dolly.
„Um Himmels willen, ich hoffe, du bewahrst unser Geheimnis!
Aber wolltest du mir nicht eigentlich deinen Traum erzählen?” Über Dollys eben noch so übermütiges Gesicht legte sich ein
Schatten. Es war, als fröstele sie unter einem plötzlich aufkommenden
kalten Windhauch.
„Es war… nun, irgendwie gespenstisch! Ich befand mich im Büro
der Direktorin, aber nicht wie sonst ihr gegenüber vor ihrem
Schreibtisch; nein, diesmal stand ich hinter dem Schreibtisch und Frau
Greiling an meiner Stelle – hinter einer Gruppe Schülerinnen, die es
auf Burg Möwenfels zu begrüßen galt. Das heißt, ich bin nicht ganz
sicher, ob sie dort stand, sie war… wie ein Schatten, ein
schemenhaftes Wesen, mal erkannte ich sie deutlich, dann wieder war
es, als ob nur ihr Gesicht über den Köpfen der Mädchen schwebte.
Oder waren es nur ihre Augen, die mich ansahen? Nicht vorwurfsvoll
oder streng, nein, fast ein bißchen belustigt, auf jeden Fall fröhlich…” Dolly schwieg eine Weile nachdenklich.
„Und du? Was geschah dann?”
„Dann…” Dolly holte tief Luft, als fürchte sie sich, das
Unglaubliche laut auszusprechen, „dann hielt ich den Mädchen die
Ansprache, die Frau Direktor Greiling Jahr für Jahr den
Neuankömmlingen hält. Ich spüre noch, wie ich mich bemühte, meine
Sache gut zu machen, zu ihrer Zufriedenheit, da sie mich so
ermunternd ansah. Ich sprach genau ihre Worte: ,Diese Schule wird
euch viel geben. Seht zu, daß auch ihr eurer Schule viel zurückgebt.
Unser Stolz sind nicht die Schülerinnen mit den besten Noten und den
hervorragenden Prüfungsergebnissen – obwohl so etwas natürlich
erfreulich ist -, nein, unser größter Erfolg sind diejenigen von euch,
die gelernt haben, freundlich und hilfsbereit zu sein, die einen hellen
Verstand und ein waches, offenes Herz mit hinaus nehmen.
Menschen, auf die in jeder Beziehung Verlaß ist. Denn diese Eigenschaften sind es, die euch später einmal dazu befähigen, glücklich zu werden und andere glücklich zu machen.’ Na ja, so ungefähr habe ich mich ausgedrückt. Ich war sehr bewegt. Und dann standst du plötzlich in der Tür, sahst mich ernst an und sagtest: ,Es ist
Zeit, Hausmutter Dolly’!”
„Nun, das habe ich wohl wirklich gesagt, als ich versuchte, dich
wach zu bekommen.”
„Was hältst du davon, Klaus?”
Dolly war immer noch zutiefst verwirrt. Beim Erzählen war ihr die
Intensität des Traumes erst wirklich bewußt geworden.
Klaus sah Dolly nachdenklich an. Dann legte er spontan den Arm
um sie, zog sie an sich
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