Dolph Heyliger (German Edition)
ausgehöhlt waren; oder auf das Waldland hoch oben in der Bucht, das über den Rand einer Klippe herüber nickte und seine Blätter in dem Sonnenschein ausbreitete.
Mitten in seiner Bewunderung bemerkte Dolph einen Haufen glänzender, über die westlichen Höhen zum Vorschein kommender Schneewolken. Auf sie folgten andere und wieder andere, so daß jede ihren Vorgänger vorwärts zu treiben schien und mit blendendem Glanz in die tiefe blaue Atmosphäre sich verlor; auch hörte man jetzt den grollenden Donner schwach hinter den Gebirgen rollen. Der Fluß, der bisher ruhig und gläsern war und die Bilder des Himmels und des Landes widerspiegelte, sah jetzt, wo der Wind ihm näher kam, in der Entfernung aus wie ein dunkler Pfuhl. Die Fischreiher schweiften umher und kreischten und suchten ihre Nester auf den Gipfeln dürrer Bäume; die Krähen flogen schreiend in die Felsenritzen, und die ganze Natur schien eine Vorahnung von dem nahenden Gewitter zu haben.
Die Wolken rollten jetzt in dichten Massen über die Gipfel der Gebirge, deren Höhen immer hell und beschneit, die unteren Theile aber von einer Dintenschwärze waren. Der Regen fing an in starken und mächtigen Tropfen herabzufallen; der Wind wurde kälter und kräuselte die Wogen; endlich schien es, als wenn die schwellenden Wolken durch die Gipfel der Gebirge aufgeschlossen wurden, und ganze Regenströme fielen mit Geprassel herab. Die Blitze sprangen von Wolke zu Wolke, brachen sich mächtig gegen die Felsen und zersplitterten und zerrissen die stärksten Waldbäume. Der Donner ließ sich in dröhnenden Explosionen hören; der Schall hallte von Gebirg zu Gebirg wider; er krachte auf dem Dunderberg und rollte längs der Kette der Hochlande; jedes Vorgebirge brachte ein neues Echo hervor, bis der alte Bull-Hill den Sturm zurückzudrängen schien.
Eine Zeitlang verbarg das dahin streichende Gewölk sowie der Nebel und anhaltende Regen die Landschaft dem Auge. Es herrschte eine furchtbare Dunkelheit, die noch furchtbarer wurde durch die Ströme von Blitzen, welche unter dem Regen glänzten. Nie hatte Dolph einen solchen absoluten Kampf der Elemente gesehen; es schien, als wenn der Sturm tobte und seinen Weg durch dieses Berg-Defilé nähme und die ganze Artillerie des Himmels ins Treffen geführt hätte.
Das Fahrzeug wurde durch den wachsenden Wind immer vorwärts getrieben, bis sie dahin gelangten, wo der Fluß eine plötzliche Krümmung macht, die einzige in seinem ganzen majestätischen Lauf. Gerade als sie diesen Punkt berührten, entstand ein heftiger Windstoß, stürzte ein Felsstück hervor, dämmte den Wald vor ihm und peitschte in einem Augenblick den Fluß zu weißem Schaum und Gischt. Der Kapitän sah die Gefahr und rief, man solle die Segel reffen. Ehe der Befehl ausgeführt werden konnte, traf der Windstoß die Fregatte und zog sie an ihrem Balkenende. Alles war jetzt in Furcht und Verwirrung; das Schlagen der Segel, das Pfeifen und Rauschen des Windes, das Schreien des Kapitäns und des Schiffsvolkes, das Kreischen der Passagiere, Alles mischte sich mit dem Rollen und Brüllen des Donners. Mitten in dem Aufruhr richtete sich die Fregatte auf; in der nämlichen Zeit nahm das Hauptsegel eine andere Richtung, die Querstenge wurde auf das Quarterdeck geschleudert, und Dolph, der unvorsichtig nach den Wolken sah, wurde plötzlich in den Fluß geschleudert.
Eine seiner unnützen Fertigkeiten kam ihm jetzt zu statten. Die vielen müßigen Stunden, die er darauf verwendet hatte, in dem Hudson seine Spiele zu treiben, hatten ihn zu einem vollkommenen Schwimmer gemacht; aber bei aller Stärke und Geschicklichkeit machte es ihm doch große Schwierigkeiten, das Ufer zu erreichen. Sein Verschwinden von dem Deck war von den Schiffsleuten nicht bemerkt worden, da sie alle mit ihrer eigenen Rettung beschäftigt waren. Die Fregatte wurde mit unbegreiflicher Schnelligkeit fortgetrieben. Sie hatte eine schwere Aufgabe, sich an einem Vorgebirge an der östlichen Küste durchzuarbeiten, um welches der Fluß sich drehte, und welches sie vollkommen von Dolph abschloß.
Endlich kam er an der westlichen Küste ans Land, kletterte auf die Felsen und schwang sich, ermattet und erschöpft, an den Fuß eines Baumes. Nach und nach ließ der Gewittersturm nach. Die Wolken zogen nach Osten, wo sie in federartigen Massen angehäuft lagen, von den letzten rosigen Strahlen der Sonne vergoldet. Man sah die entfernten Blitze auf dunklem Grunde ihr Spiel treiben, und hier und da
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