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Dolph Heyliger (German Edition)

Dolph Heyliger (German Edition)

Titel: Dolph Heyliger (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Washington Irving
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Gefahr setzten, in den Fluß zu gleiten, und über große Stämme niedergestreckter Bäume, von denen einige in dem letzten Sturm gefallen waren und so dicht zusammenlagen, daß er sich anstrengen mußte, sich durch ihre Zweige durchzuarbeiten. Endlich gelangte er auf die Höhe eines Felsens, der über ein kleines Thal hing, woher das Licht kam. Es stammte von einem Feuer am Fuße eines großen Baumes in der Mitte eines begrasten Zwischenraumes oder eines Plätzchens unter dem Felsen. Das Feuer verbreitete einen rothen Schein über die grauen Klippen und die herabhängenden Bäume und zeigte Klüfte von großer Dunkelheit, die dem Eingang in Höhlen ähnlich waren. Ein kleiner Bach rieselte dicht daneben, sichtbar gemacht durch den zitternden Widerschein des Feuers. Zwei Gestalten bewegten sich um das Feuer, andere kauerten vor ihm. Da sie zwischen ihm und dem Lichte standen, befanden sie sich vollkommen im Schatten, aber eine von ihnen bewegte sich zufälliger Weise nach der entgegengesetzten Seite. Dolph stutzte, als er an dem hellen Schein, der auf gemalte Gesichtszüge fiel und auf Silberverzierungen widerglänzte, wahrnahm, daß es ein Indianer war. Er sah nun näher zu und erblickte an einem Baum lehnende Gewehre und einen auf dem Boden liegenden todten Körper. Hier war also der eigentliche Feind, der von dem Thale aus auf ihn geschossen hatte. Er suchte sich ruhig zurückzuziehen, indem er nicht wagte, sich diesen halbwilden Menschen an einem so wilden und einsamen Ort anzuvertrauen. Es war zu spät; der Indianer mit seinem scharfen adlergleichen Auge, das diese Race so auszeichnet, sah etwas unter den Büschen am Felsen sich bewegen; er ergriff eines von den Gewehren, die an dem Baume lehnten; noch einen Augenblick, und Dolph dürfte seine Leidenschaft für Abenteuer durch eine Kugel gebüßt haben. Er rief laut und bot dem Indianer den Friedensgruß; die ganze Gesellschaft sprang auf, der Gruß wurde erwiedert, und der Wanderer wurde eingeladen, sich mit ihnen ans Feuer zu setzen.
    Als er sich näherte, fand er zu seinem Troste, daß die Gesellschaft sowohl aus weißen Männern als aus Indianern bestand. Einer, offenbar die Hauptperson oder der Befehlshaber, saß auf einem Baumstamm vor dem Feuer. Er war ein großer starker Mann, etwas in Jahren vorgeschritten, aber frisch und munter. Sein Gesicht war fast so braun wie das eines Indianers; er hatte starke oder vielmehr joviale Züge, eine Adlernase und einen Mund fast wie ein Bullenbeißer. Sein Gesicht stand halb im Schatten durch einen breiten Hut mit einem Bocksschwanz darauf. Sein graues Haar fiel kurz in den Nacken herab. Er trug einen Jagdrock mit indianischen Leggins und Mocassins, und einen Tomahawk in dem breiten Wampum-Gürtel rund um sein Wams. Als Dolph seine Person und seine Züge genau betrachtete, erinnerte ihn etwas an den alten Mann in dem verzauberten Hause. Indeß der Mann vor ihm war verschieden im Anzug und Alter; er war in seinem Aeußeren heiterer, und es war schwer anzugeben, wo die unbestimmte Ähnlichkeit lag; aber die Ähnlichkeit war jedenfalls vorhanden. Dolph fühlte eine Art von Ehrfurcht, als er sich ihm näherte, wurde aber mit einem offenen, herzlichen Willkommen empfangen. Noch mehr stieg sein Muth, als er wahrnahm, daß der todte Körper, der ihm einige Besorgniß verursacht hatte, nur ein todtes Stück Wild war; und vollkommen befriedigt war er, als er den wohlriechenden Dampf aus einem Kessel, der über dem Feuer aufgehängt war, einzog, woraus er schloß, daß hier etwas für die Abendmahlzeit gekocht werde. Er war also mit einer umherstreifenden Jagdgesellschaft zusammengetroffen, wie dieß in jenen Zeiten öfter unter den Ansiedlern längs des Flusses vorkam. Der Jäger ist immer gastfrei; und nichts macht die Menschen geselliger und freier von Ceremoniel als das Zusammentreffen in der Wildniß. Der Befehlshaber der Gesellschaft schenkte einen Schluck guten Liqueurs ein, den er ihm mit heiterer Miene darreichte, um sich zu erwärmen; und befahl einem aus seinem Gefolge, einige Kleider aus einem Häuschen zu holen, das dicht dabei an einer Bucht befindlich war, während die durchnäßten unseres Helden am Feuer getrocknet wurden.
    Dolph fand, wie er erwartet hatte, daß der Schuß aus dem Thale, der ihn so nahe berührte, daß er ihm leicht zur ewigen Ruhe verholfen hätte, da er dem Abgrunde so nahe war, von der Gesellschaft vor ihm kam. Er hatte fast einen von ihnen durch die Felsenstücke zerschmettert, die er

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